Warren Buffett, der legendäre Investor und CEO von Berkshire Hathaway, ist bekannt für seine einzigartige Fähigkeit, in unterbewertete Unternehmen zu investieren und diese langfristig zu halten. Trotz dieser bewährten Strategie ist vielen Beobachtern aufgefallen, dass Berkshire Hathaway derzeit mit einer Rekordsumme an Bargeld dasteht. Ende 2024 betrug dieser Bargeldbestand beeindruckende 334 Milliarden US-Dollar, eine Zahl, die bis Ende März 2025 sogar auf 347 Milliarden US-Dollar anstieg. Für viele Anleger stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, diesem Beispiel zu folgen und große Mengen an Barreserven anzusammeln. Doch die Antwort fällt überraschend aus – und sie spricht gegen das bloße Horten von Bargeld.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, warum Warren Buffett überhaupt so viel Bargeld hält. Die Antwort liegt zum Teil in der aktuellen Marktsituation. Die Volatilität an den Börsen hat in den letzten Jahren zugenommen, und insbesondere im Jahr 2025 erlebte der Markt eine der schwächsten Phasen seit langem. Historisch gesehen waren nur die ersten 100 Tage von Amtszeiten einiger US-Präsidenten, darunter Richard Nixon und Gerald Ford, mit Rückgängen vergleichbar. Für jemanden wie Buffett bedeutet das, dass er vorsichtig agiert und Vermögen sichert, um auf zukünftige Investitionschancen vorbereitet zu sein.
Indem er Aktienpositionen verkauft – darunter bedeutende Anteile an Unternehmen wie Apple und der Bank of America – hat er sich einen Puffer geschaffen, der es ihm erlaubt, flexibel zu bleiben und bei attraktiven Bewertungen zuzuschlagen. Doch die Erklärung endet hier nicht. Buffett selbst hat in seinem Jahresbericht 2024 eindeutig klargestellt, dass Bargeld keinesfalls das bevorzugte Anlagevehikel für Berkshire Hathaway darstellt. Er schrieb ausdrücklich, dass das Unternehmen stets die Beteiligung an guten Unternehmen bevorzugt, egal ob es sich dabei um Mehrheits- oder Minderheitsanteile handelt, statt nur auf barwertähnliche Vermögenswerte zu setzen. Dies unterstreicht, dass Bargeld für ihn vor allem ein Werkzeug zur Opportunitätswahrung ist – nicht das Ziel an sich.
Für den durchschnittlichen Privatanleger kann eine übermäßig hohe Bargeldquote jedoch schnell zum Problem werden. Der Grund dafür liegt in den vergleichsweise geringen Renditen, die Cashanlagen bringen. Selbst hochverzinsliche Sparkonten oder Festgelder bieten heutzutage kaum mehr als fünf Prozent Zinsen pro Jahr, oft sogar deutlich weniger. Um das in Perspektive zu setzen: Der amerikanische Leitindex S&P 500 hat historisch eine durchschnittliche jährliche Rendite von über zehn Prozent erzielt, trotz Schwankungen und Krisenphasen. Wer sich also komplett in Bargeld begibt, verzichtet auf die Chance, von dieser langfristigen Wertentwicklung zu profitieren.
Hinzu kommt der Faktor Inflation. Wenn die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen, verliert jeder gehaltene Bargeldbetrag real an Kaufkraft. Das bedeutet, selbst wenn man Zinsen erhält, kann die Geldentwertung die erzielte Rendite auffressen oder sogar übersteigen. Insofern kann reine Liquidität in einem inflationären Umfeld am Ende zu einem Wertverlust führen, was viele Anleger langfristig schmerzlich spüren. Dennoch gibt es Zeiten, in denen es sinnvoll sein kann, höhere Bargeldbestände zu halten – etwa während besonders unübersichtlicher oder volatiler Marktphasen.
Die Liquidität schafft Handlungsspielraum, um bei attraktiven Investitionsgelegenheiten schnell reagieren zu können, ohne Vermögenswerte zu verkaufen, die gerade an Wert verloren haben. Das kann langfristig sogar zu besseren Renditen führen. Warren Buffett hat dies wiederholt demonstriert, indem er in Krisenzeiten günstig zugeschlagen hat, was sein Vermögen über Jahrzehnte wachsen ließ. Allerdings sollten Privatanleger diese Taktik mit Vorsicht genießen. Die Anforderungen und Ressourcen, die Buffett zur Verfügung hat, sind nicht mit denen eines Einzelanlegers vergleichbar.
Berkshire Hathaway verfügt über ausgefeilte Analysen, ein erstklassiges Management und enorme Kapitalreserven, die es dem Unternehmen ermöglichen, pelzartig in große Positionen zu investieren. Für einen durchschnittlichen Investor kann es hingegen riskant sein, zu viel Liquidität zu halten und gleichzeitig Chancen auf Wachstum zu verpassen. Stattdessen empfehlen Finanzexperten, einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen. Dabei sollte ein gewisser Anteil in liquide Mittel investiert sein, um flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, eine nachhaltige Rendite zu verfolgen, indem ein signifikanter Teil des Vermögens in qualitätsvolle Aktien, ETFs oder andere renditestarke Anlageklassen investiert wird.
Durch diesen Mix kann man das Risiko diversifizieren und zugleich Chancen für Kapitalwachstum nutzen. Auch die individuelle Lebenssituation und Risikobereitschaft spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für den richtigen Bargeldanteil. Lebensumstände wie Alter, finanzielle Verpflichtungen und Zukunftspläne beeinflussen maßgeblich, wie viel Liquidität man vorhalten sollte. Jüngere Anleger mit langfristigem Anlagehorizont sind oft besser beraten, einen höheren Anteil in Wachstumsanlagen zu halten, während Menschen im Ruhestand oder mit niedriger Risikotoleranz mehr Bargeld oder sichere Anlagen bevorzugen könnten. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, Inflation und Zinsentwicklung aufmerksam zu beobachten.
In Zeiten steigender Inflation und niedriger Zinsen kann ein großer Bargeldbestand seine Nachteile noch stärker zeigen. Gleichzeitig können marktbreite Korrekturen oder wirtschaftliche Unsicherheiten zeitweise eine konservativere Position rechtfertigen. Abschließend lässt sich festhalten, dass Warren Buffetts Rekord-Bargeldbestand ein strategisches Instrument ist, das in seinem konkreten Kontext Sinn ergibt. Es spiegelt seine Geduld, seine Erfahrung und seine Vorbereitung auf zukünftige Chancen wider. Für die meisten Anleger ist es jedoch wichtig, das eigene Portfolio nicht in großen Mengen mit Bargeld zu füllen, da dies langfristig die Wachstumsmöglichkeiten einschränkt und die Kaufkraft durch Inflation schrumpfen kann.
Die Balance zwischen Sicherheit und Rendite bleibt eine der zentralen Herausforderungen erfolgreicher Geldanlage. Das Beispiel Buffett zeigt eher, dass Liquidität ein Taktikmittel und keine Endlösung ist. Für Anleger heißt das, sich gut zu informieren, diversifiziert zu investieren und rechtzeitig auf neue Entwicklungen zu reagieren, anstatt einfach starre Bargeldposten aufzubauen. So kann man auch in unsicheren Zeiten von den Chancen der Märkte profitieren und das eigene Vermögen nachhaltig vermehren.