Die Aktivisten von Elliott Investment Management haben kürzlich einen wichtigen Erfolg in ihrem Kampf um Veränderungen im Vorstand von Phillips 66 erzielt. Die angesehene Proxy-Beratung Institutional Shareholder Services (ISS) hat eine Empfehlung zugunsten von Elliott und dessen vier nominierten Kandidaten für den Vorstand von Phillips 66 abgegeben. Dies ist eine bemerkenswerte Entwicklung in einem der intensivsten Proxy-Kämpfe des Jahres, welcher weit über die unmittelbaren Führungsfragen hinaus tiefe Auswirkungen auf die Strategie des milliardenschweren Öl- und Gasunternehmens haben könnte. Phillips 66 ist ein bedeutender Akteur in der Ölindustrie mit einem geschätzten Unternehmenswert von etwa 48 Milliarden US-Dollar. Elliott hält eine Beteiligung an Phillips 66 im Wert von rund 2,5 Milliarden US-Dollar und fordert signifikante Änderungen, darunter die Abspaltung oder den Verkauf des Midstream-Geschäftsbereichs des Unternehmens.
Ziel von Elliott ist es, durch einen frischen Vorstand neuen Schwung in die Unternehmensstrategie zu bringen und dadurch den Shareholder-Value nachhaltig zu steigern. Die Entscheidung von ISS, sämtliche von Elliott vorgeschlagenen Direktoren zu unterstützen, bringt die Hedgefonds-Position auf ein solides Fundament und könnte bei der bevorstehenden Abstimmung den Ausschlag geben. Die empfohlenen Kandidaten von Elliott gelten als erfahren und unabhängig, Eigenschaften, die der derzeitige Vorstand laut ISS-Bericht vermissen lässt. Obwohl Phillips 66 nach der Abspaltung von ConocoPhillips im Jahr 2012 und nach dem CEO-Wechsel 2022 positive Ergebnisse zeigen konnte, hat die Aktie seit Mitte 2021 im Vergleich zur Branche klar an Boden verloren. Die ISS-Analyse kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Integration von Geschäftsbereichen strategisch keine überdurchschnittlichen Renditen erzielt hat und die bisherigen Umstrukturierungsbemühungen nicht den erhofften Erfolg zeigen.
Diese Kritik richtet sich insbesondere gegen den integrierten Unternehmensansatz, den Phillips 66 verfolgt und der von Elliott infrage gestellt wird. Der Konflikt um den Phillips 66 Vorstand ist dabei keine gewöhnliche Auseinandersetzung, sondern ein bedeutender Aktivisteneinsatz, der viel Zeit, Geld und strategische Kommunikationsarbeit auf beiden Seiten erfordert. Investoren und Aktionäre werden bei der Hauptversammlung am 21. Mai entscheiden, ob die von Elliott unterstützten Kandidaten in den Vorstand einziehen. Die Empfehlungen von ISS, aber auch der anderen Proxy-Berater wie Glass Lewis und Egan-Jones, die ebenfalls den Vorschlägen von Elliott recht breite Unterstützung entgegenbringen, könnten bei der Stimmabgabe eine entscheidende Rolle spielen.
Proxy-Berater genießen seit jeher einen starken Einfluss auf die Abstimmungen bei Aktionärsversammlungen, da viele institutionelle Investoren deren Einschätzungen als wichtige Orientierungshilfe betrachten. Phillips 66 sieht sich vor allem wegen seiner aktuellen Vorstandsstruktur in der Kritik. Der Vorstand besteht derzeit aus 14 Mitgliedern, von denen nur ein Teil jährlich neu gewählt wird. Diese sogenannte „gestaffelte“ Vorstandsstruktur hat Elliott scharf kritisiert, weil sie die Verantwortlichkeit des Vorstands gegenüber den Aktionären einschränkt und Veränderungen erschwert. Elliott fordert daher nicht nur einen Wechsel bei den Personen im Vorstand, sondern auch strukturelle Reformen, die eine vollständig jährliche Wahl aller Vorstandsmitglieder vorsehen.
Dies würde den Druck auf das Management erhöhen, mehr im Sinne der Aktionäre zu agieren und strategische Entscheidungen transparenter und effizienter zu treffen. Unter dem derzeitigen CEO Mark Lashier, der Greg Garland im Jahr 2022 ablöste, hat Phillips 66 zwar einige Erfolge erzielt, jedoch blieb der Aktienkurs über die letzten zwölf Monate unter den Erwartungen. Die Aktie fiel um 18 Prozent und schloss am Tag der ISS-Empfehlung bei 118,68 US-Dollar. Analysten führen diesen Rückgang unter anderem auf das enttäuschende Wachstum und die unterdurchschnittliche Performance im Vergleich zur Konkurrenz zurück. Angesichts des volatilen Energieumfelds und der Herausforderungen in der Branche suchen viele Investoren nach Möglichkeiten, ihr Kapital an profitableren Stellen zu platzieren.
Elliott sieht hier großes Potential für eine strategische Neuausrichtung und eine effizientere Kapitalallokation, wenn der Vorstand mit seinen Kandidaten verstärkt wird. Die Medienberichterstattung und öffentliche Aufmerksamkeit um die Proxy-Schlacht unterstreichen die Bedeutung dieses Konflikts für die gesamte Branche. Aktivismus von Hedgefonds wie Elliott ist in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden, da Investoren zunehmend versuchen, durch aktives Eingreifen in Management- und Aufsichtsgremien Wertsteigerungen zu erzwingen. In Branchen mit großen, kapitalintensiven Unternehmen und komplexen Geschäftsfeldern, wie bei Phillips 66 im Öl- und Gasbereich, kann ein solcher Druck zu einem wichtigen Impuls für strategische Veränderungen werden. Elliott betont in seinen offiziellen Stellungnahmen, dass die Unterstützung durch ISS das Argument für notwendige Veränderungen voll und ganz bestätigt.
Die Hedgefonds-Investoren sehen durch ihre geplanten Maßnahmen eine Chance, den Unternehmenswert deutlich zu steigern und den Aktionären nachhaltige Renditen zu sichern. Sollten die Aktivisten bei der kommenden Wahl erfolgreich sein, könnte dies eine Welle von Anpassungen innerhalb des Vorstandes und im Geschäftsmodell der Phillips 66 zur Folge haben. Die Entwicklung bei Phillips 66 zeigt, wie sich Corporate Governance in Großunternehmen zunehmend wandelt und wie wichtig die Rolle von Proxy-Beratern und institutionellen Investoren bei der Steuerung von Unternehmensentscheidungen ist. Für Unternehmen in herausfordernden Branchen bedeutet dies verstärkten Druck, ihre Strategien kritisch zu hinterfragen, effizienter zu agieren und die Interessen der Aktionäre stärker einzubeziehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Sieg von Elliott Investment Management bei der Unterstützung durch ISS ein bedeutender Schritt in ihrem Kampf um eine Neugestaltung des Vorstands von Phillips 66 ist.
Die kommenden Wochen und die Aktionärsversammlung werden zeigen, ob es Elliott gelingt, mehr Kontrolle über die Unternehmensführung zu gewinnen und damit die Weichen für eine nachhaltigere und wertsteigernde Entwicklung bei Phillips 66 zu stellen. Für Aktionäre, Branchenbeobachter und Investoren bleibt der Fall ein Lehrbeispiel für die Dynamiken aktienrechtlicher Einflussnahme und die Kraft institutioneller Stimmen in der heutigen Unternehmenswelt.