Die zunehmende Bedeutung von Nebenläufigkeit in modernen Programmiersprachen stellt Entwickler vor neue Herausforderungen, insbesondere wenn es um Sicherheit und Effizienz geht. Python, als eine der weltweit beliebtesten Programmiersprachen, macht mit PEP 703 (auch bekannt als NoGil oder „Free-Threaded“ Python) einen wichtigen Schritt hin zu einem vollständig nebenläufigen Modell. Dabei entstehen jedoch neue Risiken und Probleme, die sorgsam adressiert werden müssen. Genau hier setzt Project Verona an und präsentiert mit seinem neuartigen Ownership-Modell namens Lungfish einen vielversprechenden Weg, um nebenläufige Python-Programme sicherer und effizienter zu machen.Project Verona ist eine Forschungsinitiative von Microsoft, die darauf abzielt, durch innovative Konzepte der Speicherverwaltung und Eigentümerkonzepte parallele Programmierung zu vereinfachen.
Anders als bei statisch typisierten Sprachen wie Rust, wo Ownership bereits ein zentrales Konzept zur Vermeidung von Speicherfehlern ist, stehen bei Python völlig andere Anforderungen und Herausforderungen im Vordergrund. Aufgrund der dynamischen Typisierung und der umfangreichen bestehenden Codebasis muss ein Ownership-Modell entwickelt werden, das flexibel genug ist, um mit Python zu harmonieren und trotzdem Sicherheit und Performance zu gewährleisten.Ein wichtiger Baustein des Projekts ist die Entwicklung von FrankenScript, einer kleinen, leicht anpassbaren Sprache, die es den Entwicklern erlaubt, Ideen für regionsbasiertes Ownership schnell zu prototypisieren. Diese Sprache basiert zwar auf den Konzepten, die auch Project Verona zugrunde liegen, arbeitet aber zunächst mit dynamischen Checks. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Konzepte auszuloten, zu verstehen und einem größeren Publikum zu erklären, ohne sofort tief in die komplexe Implementierung von CPython einsteigen zu müssen.
Das Ergebnis von FrankenScript sind unter anderem visuelle Darstellungen der Region-Strukturen mittels mermaid-Diagrammen, die die Besitzverhältnisse und die Bereiche der Speicherzuweisung veranschaulichen.Parallel dazu arbeitet das Team intensiv an der Integration seiner Ideen direkt in den Python-Kern. Eines der zentralen Ziele ist es, tiefgreifende Immutabilität im Python-Ökosystem einzuführen. Dieser Ansatz bedeutet, dass bestimmte Objekte im Speicher als unveränderlich gekennzeichnet werden und so sicher über Threads hinweg geteilt werden können, ohne dass Datenkorruption befürchtet werden muss. Die Umsetzung dieses Konzepts befindet sich derzeit als Prototyp in einem Fork von CPython 3.
12 und wird über ein zugehöriges Pull Request auf GitHub öffentlich diskutiert und weiterentwickelt.Das Konzept der tiefen Immutabilität wird ergänzt durch ausgeklügelte Strategien zur Referenzzählung, die speziell zur Verwaltung von zyklischen Datenstrukturen optimiert sind. Project Verona forscht an atomaren Referenzzählungsverfahren für unveränderliche Objekte, was nicht nur die Handhabung von zyklischem Garbage Collection verbessert, sondern auch ermöglicht, Objekte sicher zwischen verschiedenen Sub-Interpretern zu übertragen. Dies ist eine fundamentale Voraussetzung dafür, parallele Programmierung in Python effizient umzusetzen, ohne die bisherige globale Interpreter-Sperre (GIL) vollständig aufzuheben. Stattdessen können Systeme auf Basis von Message Passing zwischen Sub-Interpretern aufgebaut werden, was eine starke Isolation der Arbeitseinheiten erlaubt und somit Nebenläufigkeit sicher handhabbar macht.
Ein wesentlicher Vorteil von Project Verona liegt darin, dass das Ownership-Modell auf dynamischen Prüfungen beruht. Dies unterscheidet es grundlegend von statisch typisierten Ansätzen wie dem von Rust, bei dem im Vorfeld bestimmte Einschränkungen an die Arten von Objektbeziehungen gestellt werden. Durch diese Dynamik bleibt Python in all seinen Facetten erhalten – inklusive seiner dynamischen Typisierung und der Möglichkeit, komplexe und flexible Objektgraphen dynamisch zu nutzen. Gleichzeitig wird es möglich, viele der typischen Fehlerquellen von nebenläufigen Programmen abzufangen und für den Entwickler zu händeln.Das Engagement des Project Verona Teams mit der Python-Gemeinschaft, insbesondere dem Faster CPython Team bei Microsoft, ist bemerkenswert.
Seit über zwei Jahren werden Konzepte diskutiert, getestet und verbessert, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen praktisch umsetzbar sind und den Anforderungen der großen und vielfältigen Python-Community entsprechen. Im Mai 2025 erfolgte die geplante Präsentation auf dem Python Language Summit, um Feedback von Kernentwicklern und Experten aus aller Welt einzuholen und die Ideen weiter zu verfeinern.Der Weg zu einem neuen Ownership-Modell für Python wird Schritt für Schritt gegangen. Nach der Einführung von tiefer Immutabilität und effizienter Referenzzählung plant Project Verona, die regionsbasierte Ownership in Python zu integrieren. Ziel ist es, nicht nur unveränderliche Objekte sicher zu teilen, sondern auch die sichere gemeinsame Nutzung und Übertragung von veränderlichen Zuständen zu ermöglichen.
Dies wird durch die intensive Arbeit am Prototypen FrankenScript angestoßen, dessen Erkenntnisse und Feedback in die eigentliche Python-Implementierung einfließen.Das Projekt beantwortet fundamentale Fragen, weshalb gerade jetzt ein Ownership-Modell für Python sinnvoll ist. Mit der angestrebten vollständigen Nebenläufigkeit durch PEP 703 und der immer größer werdenden Bedeutung von parallelen Programmen steigt das Risiko von Fehlern durch falsch gehandhabte Zustände und Datenkorruption. Traditionelle Methoden wie Threads und Locks sind oft kompliziert und fehleranfällig. Project Verona verfolgt stattdessen einen Ansatz, der auf message passing und regionsbasiertem Gedächtnismanagement beruht, um diese Probleme zu umgehen und gleichzeitig eine höhere Effizienz zu erreichen.
Ein weiterer Grund, warum Rusts Ownership-Modell nicht eins zu eins übernommen wird, liegt in den anderen Voraussetzungen dynamischer Sprachen. Rust verlangt statische Typisierung und gewisse Einschränkungen in der Struktur der Speicherverwaltung, die mit Python nicht kompatibel wären. Project Verona schafft durch dynamische Checks und ein modulares Konzept die Grundlage, um ein eigenständiges Modell zu gestalten, das die Vorteile bewährter paralleler Systeme vereint und trotzdem nahtlos in die Welt von Python passt.Die Erkenntnisse aus der Arbeit an Python fließen auch zurück in das ursprüngliche Project Verona Forschungsvorhaben. Das Arbeiten mit einer dynamisch typisierten Sprache hat gezeigt, dass manche Optimierungen und Prüfmechanismen bei dynamischem Typing sogar leichter umzusetzen sind als in statischen Systemen.
Das Team überdenkt und justiert aktuell, wie statische und dynamische Checks am besten kombiniert werden können, um maximale Sicherheit und Performance zu erzielen.Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, findet eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und Ressourcen auf den Veröffentlichungsseiten von Project Verona. Besonders hervorzuheben ist das Paper „Dynamic Region Ownership for Concurrency Safety“, das die theoretischen Grundlagen des Modells detailliert erläutert. Neugierige Entwickler können zudem mit FrankenScript experimentieren und erhalten dort einen praktischen Einblick in das Konzept des Ownership. Für Python-Enthusiasten stehen verschiedene Forks des CPython-Interpreters bereit, in denen die Ideen unter realen Bedingungen getestet werden.
Für diejenigen, die sich gerne engagieren oder Fragen haben, hält Project Verona verschiedene Kommunikationskanäle offen. Entwickler und Interessierte sind eingeladen, über GitHub Issues bei spezifischen Repositorys Anregungen und Probleme zu teilen oder sich an der allgemeinen Diskussion via mailing list lungfish@lists.uu.se zu beteiligen. So fördert das Projekt einen offenen Austausch und die Zusammenarbeit mit der weltweiten Community.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Project Verona und das Lungfish Ownership-Modell einen vielversprechenden Pfad aufzeigen, wie Python den Herausforderungen moderner Nebenläufigkeit begegnen kann. Der Fokus auf tiefgreifende Immutabilität, regionsbasiertes Ownership und dynamische Prüfmechanismen vereint Forschung, Praxis und Community-Engagement auf einzigartige Weise. Die zukünftigen Entwicklungen könnten Python nicht nur sicherer und stabiler machen, sondern auch seine Performance und Einsatzmöglichkeiten in parallelen und verteilten Systemen entscheidend verbessern. Angesichts der immer größer werdenden Bedeutung von nebenläufiger und paralleler Programmierung ist Project Verona eine spannende Initiative, die die Zukunft von Python aktiv mitgestaltet.