Die Börse reagierte am Montag mit deutlichen Kursgewinnen auf die überraschende Nachricht der Zollsenkung zwischen den USA und China, die einen wichtigen Schritt zur Entspannung des langwierigen Handelskonflikts markiert. Amazon verzeichnete einen beeindruckenden Anstieg seiner Aktienkurse um über acht Prozent. Auch andere große E-Commerce-Unternehmen aus beiden Ländern profitierten sichtbar von der Einigung, insbesondere Alibaba und PDD Holdings, deren Aktien um etwa sechs Prozent zulegten. Der Handel zeigte damit die Hoffnung der Investoren auf eine positive Entwicklung im bilateralen Handelsverhältnis und die Chance auf verbesserte Geschäftsaussichten für international agierende Online-Händler. Die neue Vereinbarung sieht vor, dass die gegenseitigen Zölle vorübergehend auf zehn Prozent gesenkt werden, um in den kommenden 90 Tagen Verhandlungen zu ermöglichen, die langfristige Lösungen anzielen.
Für China ist dies ein ähnliches Angebot wie das, das die USA bereits Anfang April allen Handelspartnern präsentiert hatten. Von den bisherigen extrem hohen Zollbelastungen in Höhe von teilweise bis zu 145 Prozent auf bestimmte Warenimporte chinesischer Herkunft wird damit deutlich abgerückt. Das drückt die Handelsspannungen und eröffnet neue Perspektiven für die Warenströme zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Trotz der positiven Signale bleibt jedoch eine separate 20-prozentige Steuer bestehen, die US-Präsident Donald Trump im Frühjahr eingeführt hat und die sich auf den Handel mit China im Zusammenhang mit dem Fentanyl-Problem bezieht. Insgesamt ergibt sich daher für chinesische Importe noch ein Zollsatz von etwa 30 Prozent.
Dennoch ist diese Reduktion im Vergleich zu den vorherigen Lasten eine Erleichterung, die sowohl zahlreiche Hersteller als auch Plattformbetreiber und Verkäufer auf Online-Marktplätzen spürbar entlastet. Amazon hat seine Rolle als bedeutender digitaler Handelsplatz mit einer vielfältigen Verkäuferbasis aus China, die schätzungsweise die Hälfte aller Drittanbieter auf der Plattform ausmacht. Diese Tatsache macht die Auswirkungen der Zollschranken besonders komplex und schwer einschätzbar. Experten beobachten, dass Amazon aufgrund hoher Zölle in der Vergangenheit unter erheblichen Einschränkungen litt, die zu Kursverlusten der Aktie um bis zu 20 Prozent führten. Die jüngste Entwicklung führte jedoch zu einer Erholung, die teilweise auch durch technische Indikatoren wie die Wiedererlangung des 50- und dem baldigen Überschreiten des 200-Tage-Durchschnitts bestätigt wird.
Das ist eine wichtige Marke für Anleger, die oft als Indikator für die langfristige Stärke einer Aktie angesehen wird. Während Amazon zuletzt nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen Anfang Mai mit einer leichten Kurskorrektur zu kämpfen hatte, bleibt die aktuelle Zollvereinbarung ein Hoffnungsträger für eine Stabilisierung und mögliche Erholung des Unternehmenswertes. Die Warnungen des Unternehmens gegenüber Investoren wegen der Unsicherheiten im Handelsumfeld sind nachvollziehbar, doch bietet die Öffnung im Dialog neue Möglichkeiten, die Risiken zu minimieren und Chancen zu mobilisieren. Auch chinesische Marktteilnehmer zeigen sich positiv beeinflusst von der Zollsenkung. Alibaba, das vor allem den heimischen Markt bedient, profitiert von der Beruhigung der Handelskonflikte, da eine verbesserte wirtschaftliche Stimmung die Konsumausgaben stützen dürfte.
Trotz der Sorge mancher Anleger über eine mögliche Verlängerung des Handelsstreits hat die Aktie von Alibaba in diesem Jahr bereits beachtliche Zuwächse von über 40 Prozent erzielt, was die fundamental starke Position des Unternehmens und seine internationale Bedeutung unterstreicht. PDD Holdings, die Muttergesellschaft der beliebten Plattform Temu, konnte ebenfalls eine bemerkenswerte Kurssteigerung verzeichnen, obwohl bestimmte Zollausnahmen, wie die sogenannte „de minimis“-Regel für kleine Paketlieferungen, vorerst weiterhin eingeschränkt bleiben. Dies zeigt, dass die Märkte mit Blick auf die regionalen Unterschiede und speziellen Regelungen flexibel und optimistisch auftreten. Die Erleichterungen im Handel bieten vor allem kleineren und mittleren Online-Händlern eine Chance, ihre Waren kostengünstiger und effizienter zu vertreiben und sich international zu positionieren. Die Auswirkungen der Zollsenkung werden sich jedoch nicht nur auf die Börsenkurse beschränken.
Langfristig könnten Verbraucher in beiden Ländern von moderateren Preissteigerungen profitieren, da hohe Zollabgaben als kostentreibender Faktor für Importe wegfallen. Die größten Handelsplattformen dürften durch niedrigere Kostenstrukturen wiederum ihre Margen verbessern, was auch für Anleger relevant ist. Gleichzeitig gilt es, die nun eingeleiteten Verhandlungen genau zu verfolgen, da eine nachhaltige Regelung der Handelsbeziehungen große Bedeutung für die globale Wirtschaft hat. Die Vereinbarung signalisiert eine vorübergehende Atempause in einem der wichtigsten wirtschaftspolitischen Konflikte unserer Zeit. Mit Blick auf die Firmenzahlen von Amazon und Alibaba in den kommenden Wochen werden Analysten und Investoren versuchen, die tatsächlichen Effekte der Tarifsenkung besser einzuschätzen.