Die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) hat kürzlich ihre Untersuchung des Stablecoins PYUSD von PayPal offiziell abgeschlossen, ohne eine Durchsetzungsmaßnahme einzuleiten. Dieser bedeutende Schritt wurde Anfang 2025 in PayPals Geschäftsbericht für das erste Quartal bekannt gegeben und hat sowohl innerhalb der Kryptoindustrie als auch bei Regulierungsbehörden für Aufsehen gesorgt. Die Entscheidung der SEC stellt nicht nur eine Entlastung für PayPal und den Herausgeber Paxos dar, sondern könnte auch zukunftsweisend für die Regulierung von Stablecoins in den Vereinigten Staaten sein. PYUSD ist ein Dollar-gebundener Stablecoin, der von PayPal in Kooperation mit Paxos, einem regulierten New Yorker Treuhandunternehmen, im August 2023 lanciert wurde. Das Besondere an PYUSD ist die vollständige Deckung durch liquide Mittel – hauptsächlich Bargeld und kurzfristige US-Staatsanleihen – kombiniert mit regelmäßigen, monatlichen Prüfungen, die Transparenz und Vertrauen für Investoren und Nutzer gewährleisten.
Diese breite finanzielle Absicherung rechtfertigt aus Sicht der Herausgeber die Einstufung von PYUSD als ein niedrig risiko-behaftetes Digitalasset. Die Untersuchung der SEC begann im November 2023 mit der Zustellung einer umfassenden Vorladung an PayPal. Die Behörde forderte umfangreiche Dokumente zu Aktivitäten rund um PYUSD an, wobei ein zentrales Anliegen darin bestand, zu prüfen, ob der Stablecoin als unerlaubtes Wertpapier klassifiziert werden könnte. Dies stellt einen entscheidenden Punkt dar, da die Einstufung als Wertpapier weitreichende regulatorische Anforderungen und Beschränkungen mit sich bringen würde. Die Entscheidung der SEC, keine Maßnahmen zu ergreifen, spiegelt eine mögliche Änderung der Durchsetzungsstrategie wider.
Während unter dem Vorsitz von Gary Gensler viele digitale Tokens als Wertpapiere eingestuft und streng reguliert wurden, zeigt die gegenwärtige Haltung der Behörde ein differenzierteres Verständnis gegenüber vollständig gedeckten Stablecoins. Die SEC hat in ihrem jüngsten Statement zudem klargestellt, dass eine spezifische Untergruppe von USD-gesicherten, vollständig hinterlegten und nicht verzinslichen Stablecoins, sogenannte „Covered Stablecoins“, nicht als Wertpapiere gelten. Für PYUSD bedeutet dies eine wichtige Klarstellung, die den Grundstein für ein regulatorisch anerkanntes Produkt legt. Diese Entwicklungen könnten den Weg ebnen für eine stärkere legislative Regulierung von Stablecoins über den US-Kongress. Aktuell liegt der Fokus auf dem sogenannten GENIUS Act (S.
919), einem bipartisanen Gesetzesvorschlag, der stabile Vorschriften speziell für Zahlungs-Stablecoins etablieren möchte. Diese Regulierung sieht eine klare Lizenzierung von Herausgebern auf Bundes- oder Bundesstaatsebene vor, verlangt eine 1:1-Deckung mit liquiden Mitteln sowie monatliche Offenlegungen, um die Sicherheit und Stabilität im Markt vereinfacht zu gewährleisten. Für PayPal hat die Beendigung der SEC-Untersuchung große Bedeutung. Der Konzern plant, PYUSD als Kernstück seiner umfassenden Stablecoin-Strategie zu etablieren. Bereits heute ist PYUSD in PayPals hauseigenem Ökosystem integriert, darunter auch in der beliebten Zahlungsplattform Venmo.
Zudem ist der Token als ERC-20-Token extern transferierbar, was eine hohe Flexibilität für Nutzer ermöglicht. Das geplante Ziel von PayPal ist es, bis Ende 2025 mehr als 20 Millionen kleine und mittelständische Unternehmen zu befähigen, Zahlungen in PYUSD abzuwickeln. Damit könnte PayPal traditionelle Kartennetzwerke umgehen und native Stablecoin-Zahlungsinfrastruktur aufbauen, die kosteneffizienter, schneller und transparenter ist. Trotz des vergleichsweise geringeren Marktanteils von PYUSD mit zirka 879 Millionen US-Dollar gegenüber Giganten wie USDT oder USDC, gewinnt der Token aufgrund seiner Verknüpfung mit einem großen FinTech-Unternehmen erheblich an Bedeutung. Auch die Unterstützung durch bekannte Krypto-Börsen wie Coinbase, die kürzlich Handelsgebühren für PYUSD gestrichen und automatische USD-Rücklösungen eingeführt haben, steigert die Liquidität und den Zugang für Endnutzer.
Es bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen, insbesondere im Bereich der rechtlichen und verwahrungstechnischen Unsicherheiten. PayPal gibt offen zu, dass digitale Vermögenswerte in ihrem Verwahrungsmodell nicht die gleichen Schutzrechte wie traditionelle Bankeinlagen besitzen. Im Falle von Insolvenz oder rechtlichen Schwierigkeiten könnten Nutzer ihre Guthaben als Teil der Insolvenzmasse des Verwahrers verlieren. Diese Risiken bleiben ein wichtiger Diskussionspunkt in der gesamten Branche und beeinflussen regulatorische Überlegungen. Der Schritt der SEC, die Prüfung ohne Sanktionen zu beenden, wird vielfach als Signal verstanden, dass eine reine Durchsetzungsstrategie für Stablecoins nicht der bevorzugte Weg ist.
Stattdessen rückt die gesetzgeberische Regulierung in den Vordergrund, um Rechtssicherheit zu schaffen und Innovation zu fördern. Dies ist besonders relevant, da Stablecoins zunehmend als digitale Erweiterungen des traditionellen Geldsystems betrachtet werden und daher klaren Regeln bedürfen. Parallel dazu führen andere US-Behörden weiterhin Untersuchungen gegen PayPal in anderen Bereichen durch. So bereitet das Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) im Zusammenhang mit PayPal Credit eine Untersuchung vor, während das deutsche Kartellamt ebenfalls separate Wettbewerbsprüfungen durchführt. Jedoch betreffen diese Verfahren nicht den Bereich der Stablecoins und haben keinen Einfluss auf die regulatorische Klarheit von PYUSD.
Die Entwicklungen rund um PYUSD sind ein Beispiel für den sich wandelnden Umgang von Regulierungsbehörden mit innovativen Finanztechnologien. Die Kombination aus einem regulierten Herausgeber wie Paxos, der klaren 1:1-Deckung durch sichere finanzielle Mittel und regelmäßiger Transparenz schafft Vertrauen – sowohl bei Nutzer als auch bei Regulatoren. Diese Faktoren könnten als Blaupause für künftige Stablecoins dienen und dazu beitragen, dass Zahlungs-Stablecoins sich als sinnvolle Ergänzung der internationalen Finanzlandschaft etablieren. Abschließend lässt sich sagen, dass die SEC mit der Entscheidung, die Prüfung von PYUSD ohne weitere Maßnahmen zu schließen, einen wichtigen Impuls für die Entwicklung von Stablecoins in den Vereinigten Staaten gegeben hat. PayPal ist nun besser positioniert, seine Vision eines stabilen und gesetzeskonformen Stablecoins voranzutreiben, der direkt in die Zahlungsinfrastruktur von Millionen von Unternehmen und Verbrauchern integriert werden kann.
Gleichzeitig unterstreicht diese Entwicklung den Bedarf an klaren, einheitlichen und förderlichen Rahmenbedingungen, die Innovation fördern und zugleich Sicherheit und Vertrauen in das Finanzsystem gewährleisten. Die Zukunft von Stablecoins in den USA hängt maßgeblich von der Zusammenarbeit zwischen Innovatoren, Regulatoren und Gesetzgebern ab. PYUSD könnte hierbei als Meilenstein fungieren, der zeigt, dass digitale Währungen neben den traditionellen Finanzprodukten bestehen können, wenn sie klaren regulatorischen und technologischen Standards folgen. Die nächsten Monate und Jahre werden spannend, da die Branche und die Politik gemeinsam einen nachhaltigen Weg gestalten, um das Potenzial von Stablecoins voll auszuschöpfen.