Der Traum vom eigenen Go-Kart fasziniert viele Menschen weltweit. Besonders in Ländern, in denen der Zugang zu hochwertigen Fahrzeugen oder Bauteilen eingeschränkt ist, stellt die Realisierung eines solchen Projekts eine besondere Herausforderung dar. Genau diese Erfahrung beschreibt ein Elektrotechnikingenieur aus Pakistan, der zwischen 2020 und 2023 einen komplett selbstgebauten elektrischen Go-Kart entwickelte. Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie man mit begrenzten Ressourcen und viel Erfindungsgeist ein leistungsstarkes Fahrzeug vom Boden auf bauen kann, das Spaß macht und innovative Technik vereint. Das Projekt begann im Dezember 2020 mit dem klaren Ziel, einen Ein-Personen-Go-Kart komplett elektrisch anzutreiben.
Die Kernkomponenten sind ein 3kW starker bürstenloser Elektromotor und eine 1000Wh Lithiumbatterie. Solch eine Kombination ermöglicht es dem Fahrzeug, eine Reichweite von etwa 20 Kilometern zu erreichen und Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h zu erzielen. Bemerkenswert ist, dass der Aufbau komplett handgefertigt wurde und lediglich einfache Werkzeuge verwendet wurden, was die enorme handwerkliche Leistung und technische Planung unterstreicht. Ein entscheidender Aspekt des Projekts war die begrenzte Verfügbarkeit geeigneter Komponenten in Pakistan. Einige Schlüsselteile, darunter der Elektromotor, mussten aus den USA importiert werden.
Andere Teile, wie Räder, Antriebswelle und Bremsen, wurden auf dem lokalen Markt für Quad-Bikes oder ATV's beschafft. Obwohl diese Ersatzteile ursprünglich nicht für Go-Karts konzipiert waren und nicht idealen Spezifikationen entsprachen, gelang es dem Entwickler, sie so anzupassen, dass sie bestmöglich funktionierten. Die Auswahl des Motors war ein zentraler Schritt. Der Ingenieur entschied sich bewusst gegen Verbrennungsmotoren, da sie nicht nur schwer zu kontrollieren, sondern auch weniger umweltfreundlich wären. Stattdessen fiel die Wahl auf ein bürstenloses Hochgeschwindigkeits-DC-Motor-Kit, das auf einer Online-Plattform bezogen wurde.
Mit einer Leistung von 3000 Watt bei 72 Volt und bis zu 4900 Umdrehungen pro Minute war der Motor leistungsstark genug, um auch schwerere Belastungen und das dynamische Fahren eines Go-Karts zu bewältigen. Darüber hinaus wurde Wert darauf gelegt, den Motor nicht ständig an seine Leistungsgrenze zu bringen, um die Lebensdauer zu erhöhen. Da keine vorgefertigten Go-Kart-Komponenten zur Verfügung standen, musste der gesamte Fahrgestell- und Steuerungsaufbau selbst geplant und gefertigt werden. Für den Chassis-Bau wurde quadratisches Stahlrohr mit den Maßen 1,5 x 1,5 Zoll gewählt. Diese Wahl bot die optimale Balance zwischen Stabilität, Gewicht und einfacher Verarbeitung.
Anstatt mit CAD-Programmen eine detaillierte Zeichnung anzufertigen, wurde die Konstruktion vorwiegend mit handgezeichneten Skizzen und praktischen Messungen umgesetzt - eine pragmatische Herangehensweise, die typisch für Projekte mit limitierten Ressourcen ist. Ein frühes Highlight des Projekts war das Anfertigen eines Proof-of-Concept mit einfachsten Mitteln. Aus Holzresten und Metallfragmenten wurde eine rudimentäre Plattform gebaut, um die grundsätzliche Funktionsfähigkeit zu testen. Auch bei der erst kurzzeitigen Stromversorgung mit in Serie geschalteten 18V-Akkus von Werkzeugen wurde schnell ersichtlich, dass der Motor genügend Drehmoment liefert, um das Fahrzeug fortzubewegen. Obwohl dieser Prototyp nur in sehr begrenztem Raum, beispielsweise im Keller, getestet wurde, bewies das Ergebnis die generelle Machbarkeit des Konzepts.
Das Entwicklungsstadium des echten Fahrzeugs war vom Herstellungsprozess auf höchst hands-on Niveau geprägt. Die Stahlrohre wurden präzise zugeschnitten und mittels Elektroschweißgeräten verbaut, wobei die Schweißnähte unter Vernachlässigung ästhetischer Aspekte so ausgeführt wurden, dass die Struktur symmetrisch und stabil blieb. Die präzise Einstellung des Fahrwerks und der Lenkung stellte eine besondere Herausforderung dar. Der Schöpfer legte bei der Montage der Lenkung großen Wert auf richtige Winkelverhältnisse, einschließlich eines negativen Sturzwinkels von ungefähr fünf Grad, um das Fahrzeugverhalten zu optimieren. Zum Messen und Einstellen wurden einfache Instrumente wie ein Winkelwürfel mit integriertem Gyroskop verwendet.
Die Lenkung selbst wurde mit einem gewindebetriebenen Rod-Stangen-System realisiert. Lager oder Büchsen kamen hierbei nicht zum Einsatz, dafür wurden die Verbindungen so verstärkt und stabilisiert, dass der Lenkeingriff auch größeren Kräften standhielt. Als Lenkrad diente ein selbst angefertigtes Modell im Formel-1-Stil, das an der Lenkstange mit großem Aufwand geschweißt wurde, um Lockern durch Vibrationen zu verhindern. Ein großes Thema im Bau war die Realisierung des Antriebs- und Bremssystems. Hier wurden unter anderem Schwerlast-Lagerblöcke zur Fixierung der Antriebswelle verwendet.
Die Bremse, eine besonders sicherheitsrelevante Komponente, musste exakt montiert werden. Der Entwickler konstruierte hierfür eine eigene Halterung für die Bremszange und verwendete Distanzscheiben, um die Lage präzise anzupassen. Die Möglichkeit, den Bremsmechanismus bei Bedarf zu demontieren, wurde durch eine verschraubte Montage realisiert. Beim Thema Energieversorgung ergaben sich anfangs Schwierigkeiten. Die erste Batteriekonfiguration bestand aus sechs 12V 10Ah Blei-Säure-Akkus in Reihe geschaltet, da besser verfügbare Optionen nur schwer zu beschaffen waren.
Diese Konstruktion führte jedoch zu starken Spannungseinbrüchen unter Last und einer deutlich eingeschränkten Reichweite. Daraus folgte die Erkenntnis, dass das Herzstück des elektrischen Fahrzeugs – die Batterie – kritisch überdacht werden muss. Aufgrund dieser Erkenntnis und den Erfahrungen aus den ersten Fahrversuchen wurden in späteren Projektphasen neue Lithium-Polymer-Akkus verwendet. Diese zeichneten sich durch höhere Leistungsabgabe unter Last, besseres Gewicht-zu-Kapazitäts-Verhältnis und längere Lebensdauer aus. Zudem wurde ein 100A DC-Leistungsmessgerät in das Steuerpult integriert, um während der Fahrt wichtige Daten wie Spannung, Strom und Leistung ablesen zu können.
Dies förderte ein besseres Verständnis für die Effizienz des Systems und ermöglichte eine genaue Abschätzung der Restreichweite. Weitere Experimente zeigten, dass trotz aller Mühe das Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten verbesserungswürdig ist. Probleme wie fehlende Fahrwerksstabilität und eine verhältnismäßig große Lenkungstotwinkel erschwerten das Handling. Das überschüssige Drehmoment und das relativ hohe Gewicht einiger angebrachter Komponenten führten zudem zu einer steifen Lenkung, die den Fahrkomfort einschränkte. Nach einer ersten Bauphase und ersten Erfolgen endete das Projekt zunächst mit einer Rückkehr des Entwicklers in die USA.
Die Go-Kart wurde dort eingelagert, um zu einem späteren Zeitpunkt weiter ausgebaut und verbessert zu werden. Im Januar 2023 begann eine weitere Arbeitsetappe, bei der viele Komponenten überarbeitet oder ausgetauscht wurden. Das Fahrgestell wurde komplett zerlegt, entrostet, geschliffen und neu lackiert, um langfristige Haltbarkeit zu gewährleisten. Modernisierungen umfassten neben der neuen Batterie vor allem den Einbau eines komfortableren Sitzes samt Halterung, eine neue Lenkradhalterung sowie verbesserte Bodenplatten aus ästhetisch hochwertigem Material, das sowohl robust als auch praktisch in der Montage war. Auch das Bedienfeld wurde technisch verfeinert, mit besseren und langlebigeren Schaltern ausgestattet und durch einen höheren Sicherheitsstandard bei Schlüsselschaltern ergänzt.
Trotz der signifikanten Verbesserungen sind weitere Arbeitsschritte nötig. Der Entwickler plant unter anderem den Einbau eines Datenloggers, der neben GPS-Daten auch Fahrzeugparameter wie Geschwindigkeit, Akku-Temperatur und Stromverbrauch erfassen und automatisch bei Internetverfügbarkeit in die Cloud hochladen kann. Ebenfalls angedacht ist die Integration eines digitalen Displays mit einem virtuellen Cockpit, das alle wichtigen Infos in Echtzeit anzeigen soll. Technisch geplant ist die Modifikation des Fahrgestells, um eine engere Lenkung und dadurch geringeren Wendekreis zu ermöglichen. Dazu zählt auch der Bau einer maßgeschneiderten Lenkracke mit Zahnstange und Ritzel, um die Lenkpräzision zu erhöhen und den benötigten Lenkkraftaufwand zu minimieren.
Zudem steht die Umrüstung auf straßentaugliche Räder auf der Agenda, was nicht nur den Fahrkomfort, sondern auch die Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten deutlich verbessert. Das gesamte Projekt zeigt eindrucksvoll, wie ein anfangs unkonventioneller und improvisierter Ansatz sich durch stetige Verbesserung und Beharrlichkeit zu einem ausgereiften Elektrofahrzeug entwickeln kann. Gerade die Herausforderungen, die sich aus der eingeschränkten Verfügbarkeit von Teilen und Werkzeugen ergeben, haben den Entwickler gezwungen, kreative Lösungen zu finden und sich intensiv mit Mechanik, Elektronik und Fahrzeugdynamik auseinanderzusetzen. Für viele Technikbegeisterte und Fahrzeugenthusiasten bietet die Dokumentation dieses Vorhabens wertvolle Impulse. Sie machen deutlich, dass Innovationskraft nicht zwingend von großem Budget abhängt, sondern vor allem von der Fähigkeit, Probleme analytisch zu lösen und pragmatisch zu handeln.
Das Projekt trägt darüber hinaus zum Bewusstsein bei, wie elektrische Antriebssysteme nicht nur umweltfreundlich, sondern auch leistungsstark und alltagstauglich umgesetzt werden können. Das elektrische Go-Kart 2023 steht somit für eine spannende Kombination aus technisch-händischer Meisterleistung und Pioniergeist, verbunden mit dem Wunsch nach nachhaltiger Mobilität und individueller Freiheit. Es ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Elektrotechnik, handwerkliches Geschick und der Wille zur Realisierung eigener Ideen zusammenkommen. Zukunftsorientierte Verbesserungen versprechen ein noch besseres Fahrerlebnis und zeigen, dass dieser Go-Kart nur der Anfang einer langen Reise ist – einer Reise, die noch viele Innovationen und spannende Erlebnisse bereithält.