In den frühen 1980er Jahren befand sich die Computerwelt in einer Phase rascher Veränderung und Innovation. Persönliche Computer wurden immer populärer, aber mobile und handliche Lösungen für das Schreiben und die Texteingabe waren noch rar gesät. Genau in dieser Zeit wurde der Microwriter entwickelt – ein Gerät, das mit einer einzigartigen Tastatur und einer speziellen Eingabemethode den Bereich der Textverarbeitung revolutionieren sollte. Die Geschichte dieses erstaunlichen Geräts sowie die damit verbundenen technischen Eigenschaften und die Reaktionen der Fachwelt sind spannend und geben einen faszinierenden Einblick in die Innovationskraft einer vergangenen Epoche. Der Microwriter entstand aus der Vision eines amerikanischen Filmemachers namens Cy Endfield, der in London lebte und nach einer praktischen Lösung suchte, um Texte mobil und effizient einzugeben.
In einer Ära, in der das Schreiben entweder mit Stift und Papier, einer schweren Schreibmaschine oder einem sperrigen Computer möglich war, wollte Endfield ein tragbares, einfach zu bedienendes Gerät schaffen, mit dem sich Texte per Hand und mit nur einer Hand eingeben lassen. Die von ihm entwickelte Lösung basierte auf einem neuartigen Tastensystem, das nur sechs Tasten umfasste und über eine Kombination aus einzelnen Tastenanschlägen eine Vielzahl von Zeichen produzieren konnte. Dieses System war deutlich anders als die bekannten Computertastaturen mit vielen Tasten und ermöglichte – nach einiger Übung – eine schnelle und ergonomische Texteingabe. Die Eingabe erfolgte mit der rechten Hand, die bequem über dem „Buckel“ des Gerätes ruhte, während verschiedene Tasten gleichzeitig gedrückt wurden, um Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen darzustellen. Die Idee, lediglich die Formen der Buchstaben selbst als Gedächtnishilfe für die Tastenkombinationen zu verwenden, war ein cleverer Kniff und erleichterte den Lernprozess enorm.
Technisch wurde der Microwriter durch den Fortschritt in der Mikroelektronik und insbesondere durch den Einsatz kostengünstiger CMOS-Chips möglich, die das komplizierte Dekodieren der Tastenkombinationen übernahmen. Aus diesem Grund konnte ein kleines Gerät geschaffen werden, das trotz seiner geringen Größe über eine vollwertige Textverarbeitung verfügte. Neben der Eingabe konnten die Texte auch auf dem integrierten Display betrachtet, gespeichert und über eine Schnittstelle an Drucker oder Kassettengeräte zum späteren Laden und Bearbeiten ausgegeben werden. Dieses Gerät war mit einer 8 Kilobyte großen RAM bestückt, was etwa 1500 Wörtern oder fünf Seiten doppelzeiligem Text entsprach. Trotz der innovativen Funktionen und einer durchdachten Hardware war die Markteinführung des Microwriters kein leichter Weg.
Die Unterstützung von Investoren war anfangs begrenzt, bis eine Fernsehsendung namens „Tomorrow’s World“ das Gerät vorstellte und das Interesse eines Direktors der Hambros Life Assurance Ltd. gewann. Daraus entstand die Firma Microwriter Ltd., die in der Folge knapp 13.000 Geräte produzierte und verkaufte, bevor das Produkt schlussendlich eingestellt wurde.
Trotz der geringen Verkaufszahlen genoss der Microwriter großes Interesse in der Fachpresse. Verschiedene Rezensionen lobten vor allem das durchdachte Tastensystem und die einfache Bedienung, allerdings wurde auch häufig der hohe Preiskritisiert. Im Vergleich zu klassischen Computern der damaligen Zeit wie dem TRS-80 war das Gerät mit rund 500 Pfund schweineteuer. Dies schränkte die Verbreitung erheblich ein, obwohl Experten betonten, dass das Gerät für Vielschreiber, Geschäftsleute oder professionelle Schriftsteller eine echte Produktivitätssteigerung bieten konnte. Die Nutzung setzte jedoch eine gewisse Disziplin voraus, da das Erlernen des Tastensystems nicht ganz trivial war.
Nutzer mussten Gedächtnis und Fingerfertigkeit trainieren, um die vielfältigen Tastenkombinationen fehlerfrei und zügig einzugeben. Die mitgelieferte Benutzeranleitung und das Lernmaterial wurden allerdings als sehr klar und gut verständlich gelobt, was den Einstieg erleichterte. In späteren Produktversionen wurden verschiedene Verbesserungen eingeführt. So wurde die Software erweitert, um eine interaktive Darstellung des geschriebenen Textes auf einem externen Monitor zu ermöglichen. Nutzer konnten dadurch nicht nur den Text direkt beim Schreiben sehen, sondern auch Formatierungen vornehmen und den Inhalt komfortabel bearbeiten.
Zudem wurde die Kommunikation mit anderen Geräten wie Computern oder Druckern verbessert, was die Einsatzmöglichkeiten deutlich erweiterte. Trotz der fortwährenden technischen Weiterentwicklung konnte sich der Microwriter aber gegen die aufkommende Konkurrenz durch kompakte und preislich attraktivere tragbare Computer mit integrierten Textverarbeitungsprogrammen nicht durchsetzen. Moderne Geräte boten mehr Funktionen und Anschlussoptionen, die für viele Nutzer attraktiver waren. Der Microwriter blieb daher ein Nischenprodukt mit begrenzter Marktakzeptanz. Rückblickend stellt er jedoch ein bemerkenswertes Beispiel für kreative Innovationsarbeit in der Computertechnik dar.
Die Kombination aus technischem Fortschritt, ergonomischem Design und einer neuen Art der Eingabe war inspirierend und deutete auf zukünftige Trends hin. Heute wird der Microwriter oft als Kuriosität oder als Pionier in der Geschichte der mobilen Texteingabe betrachtet. Auch wenn er nicht den Massenmarkt eroberte, zeigt seine Entwicklung deutlich, wie technologische Herausforderungen bewältigt und neu gedacht werden können. Das Konzept der Tastenkombinationen und der Ein-Hand-Bedienung findet sich in späteren Spezialgeräten und Eingabemethoden wieder, und der Wunsch nach schnellen, intuitiven und kleinen Eingabegeräten ist nach wie vor aktuell. Für Liebhaber der Computergeschichte, professionelle Schreiber und Technikbegeisterte bleibt der Microwriter ein faszinierendes Beispiel, wie innovative Ideen die Grenzen des Machbaren verschieben.