Brustschmerzen können ein Warnsignal für ernsthafte Herzprobleme wie Angina pectoris oder Herzinfarkt sein. Für viele Menschen, die nach einem entsprechenden Krankenhausaufenthalt mit Brustschmerzen entlassen werden, stellt sich die Frage, wie sie ihre Gesundheit bestmöglich schützen können. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass vor allem das Ausmaß an sitzender Tätigkeit nach der Entlassung eine wichtige Rolle für den weiteren Krankheitsverlauf spielt. Zu viel Sitzen erhöht das Risiko für erneute Herzprobleme und sogar für Todesfälle innerhalb eines Jahres erheblich. Diese Erkenntnisse bieten wertvolle Hinweise, wie Betroffene mithilfe von mehr körperlicher Aktivität und Schlaf nach dem Krankenhausaufenthalt ihre Prognose deutlich verbessern können.
Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes veröffentlicht wurde, basiert auf der Analyse von 609 Patienten, die wegen Brustschmerzen in einer Notaufnahme behandelt wurden. Diese Patienten wurden aufgefordert, ein spezielles Aktivitätsmessgerät zu tragen, das über 30 Tage hinweg genau dokumentierte, wie viel Zeit sie täglich saßen, sich bewegten oder schliefen. Im Anschluss wurden die weiteren gesundheitlichen Ereignisse der Patienten ein Jahr lang beobachtet und ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Patienten, die täglich mehr als 15 Stunden sitzend verbrachten – exklusive der Schlafzeit – ein mehr als doppelt so hohes Risiko hatten, innerhalb von zwölf Monaten erneut Herzprobleme zu entwickeln oder zu sterben, verglichen mit Patienten, die durchschnittlich etwa 12 Stunden täglich saßen. Dieser Zusammenhang war unabhängig davon, ob die Patienten bereits eine Diagnose einer akuten Koronarsyndrom-Erkrankung hatten oder ob die Brustschmerzen bislang unerklärt blieben.
Gerade dieser Aspekt ist wichtig, denn viele Patienten ohne klare Diagnose sind sich möglicherweise nicht bewusst, wie gefährlich anhaltendes Sitzen für sie sein kann. Neben der bloßen Erfassung des Risikos setzte die Studie einen weiteren Schwerpunkt darauf, herauszufinden, welche Alternativen zum Sitzen besonders effektiv sind. Die Forscher entdeckten, dass das Ersetzen von nur 30 Minuten sitzender Zeit durch moderate bis intensive körperliche Bewegung, wie zügiges Gehen oder leichtes Joggen, das Risiko für weitere Herzprobleme oder Tod um 62 Prozent senken kann. Auch weniger intensive Bewegungen wie langsames Gehen oder Hausarbeit hatten einen signifikanten positiven Effekt und reduzierten das Risiko um etwa 50 Prozent. Selbst das zusätzliche Schlafen für eine halbe Stunde war mit einer Risikoreduktion von 14 Prozent verbunden.
Die Bedeutung dieser Ergebnisse liegt darin, dass sie eine praktikable Lösung für eine teilweise schwierige Herausforderung bieten: Viele Patienten mit Herzproblemen oder unklaren Brustschmerzen haben Angst vor Anstrengung oder empfinden Bewegung als belastend. Die Feststellung, dass auch leichte Bewegung oder mehr Schlaf positive Effekte erzielen können, macht es Betroffenen leichter, ihren Alltag nach der Krankenhausentlassung gesundheitsförderlich zu gestalten. Weltweit kommen jährlich Millionen von Menschen in Krankenhäuser mit Brustschmerzen, von denen viele mit einem akuten Koronarsyndrom diagnostiziert werden. Trotz moderner medizinischer Therapien bleibt die Gefahr für erneute Herzprobleme bei diesen Patienten hoch. Viele, die ohne klare Diagnose entlassen werden, befinden sich ebenfalls in einem risikoreichen Zustand, da ihre Brustschmerzen oft Vorboten ernster Herzprobleme sind.
Daher ist es essentiell, Faktoren zu identifizieren, die sich leicht ändern lassen und die Prognose verbessern. Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass Patienten nach einem Herzereignis oft lange Zeit inaktiv bleiben und täglich mehr als 13 Stunden sitzen. Diese Behavior zeigt eine Riskozunahme, da Bewegungsmangel nachweislich verschiedene negative Auswirkungen auf Herz und Gefäße hat. Die neue Studie bestätigt eindrucksvoll, dass das Vermeiden längerer Sitzphasen nicht nur allgemein gesundheitsförderlich ist, sondern einen messbaren Einfluss auf die Herzgesundheit von Brustschmerzpatienten hat. Interessanterweise wurde bislang die genaue biologische Wirkung von langem Sitzen auf das Herz-Kreislauf-System nicht vollständig verstanden.
Es wird vermutet, dass fehlende Muskelaktivität die Regulation von Blutzucker und Blutfetten beeinträchtigt, was zu Entzündungen, Ablagerungen in den Arterien und letztlich zu erheblichen Herzschäden führen kann. Diese Erkenntnis unterstreicht die Wichtigkeit, den Körper in Bewegung zu halten und Muskelgruppen regelmäßig zu aktivieren – auch wenn es nur kleine Handlungen im Alltag sind. Die Ergebnisse der Studie sind zudem bedeutsam für die weiteren Forschungsbemühungen: Es besteht ein klarer Bedarf an klinischen Studien, die den Einfluss von Bewegung und Schlaf, insbesondere das Ersetzen von Sitzzeit durch aktivere Phasen, weiter bestätigen und besser verstehen helfen. Bis dahin bieten die Erkenntnisse eine wertvolle Grundlage für Patienten und Behandler gleichermaßen, um gezielte Empfehlungen auszusprechen. Arztgespräche sollten daher künftig nicht nur die medikamentöse Behandlung, sondern auch konkrete Verhaltensweisen adressieren, die den Patienten helfen, in ihrem Alltag weniger Zeit im Sitzen zu verbringen und mehr Bewegung sowie ausreichenden Schlaf zu integrieren.
Schon kleine Veränderungen können große Wirkungen entfalten. Das bedeutet für Patienten nicht nur eine Verbesserung der individuellen Prognose, sondern auch eine Steigerung der Lebensqualität. Besonders für ältere Patienten oder solche mit eingeschränkter Mobilität ist der Hinweis beruhigend, dass auch leichte Bewegung und zusätzliche Schlafzeit schon einen spürbaren Beitrag leisten. Herzgesundheit nach einem Krankenhausaufenthalt mit Brustschmerzen hängt also entscheidend mit dem Lebensstil zusammen. Übermäßiges Sitzen ist ein vermeidbarer Risikofaktor, den es zu reduzieren gilt.
Dabei geht es nicht unbedingt darum, intensive Sportprogramme zu absolvieren, sondern vielmehr darum, bewusst mehr Aktivität in den Alltag zu integrieren und die Sitzzeiten dauerhaft zu verkürzen. Das kann durch Spazierengehen im Park, Hausarbeiten oder einfache Bewegungsübungen geschehen. Zudem ist ausreichend Schlaf ein oft unterschätzter Schutzfaktor, der leicht vernachlässigt wird, aber im Zusammenspiel mit Bewegung zur Verbesserung der Herzgesundheit beiträgt. Das Bewusstsein für die Gefahr von zu viel Sitzen und die Chancen, die in einfachen Verhaltensänderungen liegen, sollte daher weiter gefördert werden. Ärzte und Pflegepersonal spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Patienten ermutigen und konkrete Handlungsempfehlungen geben.