In der heutigen Bildungslandschaft verändert sich die Art und Weise, wie Lehrerinnen und Lehrer ihre Klassen führen, rasant. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gewinnt zunehmend an Bedeutung, und ed-tech Unternehmen setzen alles daran, diese Technologien als wertvolle Helfer im Unterricht zu positionieren. Doch die Reaktionen der Lehrkräfte sind gemischt. Während einige die Möglichkeiten der KI erkennen, sind andere skeptisch und befürchten, dass der menschliche Touch in der Lehre verloren gehen könnte. Der Einsatz von KI in Klassenzimmern ist in den letzten Jahren exponentiell gestiegen.
Laut einer Studie von McKinsey und Microsoft aus dem Jahr 2020 verbringen Lehrkräfte im Durchschnitt 50 Stunden pro Woche mit ihrer Arbeit, wobei ein erheblicher Teil dieser Zeit für das Korrigieren von Arbeiten, die Planung von Unterrichtseinheiten und die Verwaltung von Papierkram aufgewendet wird. Die ed-tech Branche hat diese Herausforderung erkannt und entwickelt eine Vielzahl von KI-gestützten Tools, die den Lehrkräften helfen sollen, ihre Arbeitslast zu reduzieren. Ein Beispiel ist die Plattform „Magic School“, die über 2,5 Millionen Lehrkräfte mit ihren KI-Tools erreicht. Diese Werkzeuge reichen von Quiz-Generatoren bis hin zu Textzusammenfassungen, die den Lehrenden ermöglichen sollen, Zeit zu sparen und sich auf die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern zu konzentrieren. Auch die bekannte Lernplattform Khan Academy hat eine digitale Lehrkraft namens „Khanmigo“ entwickelt, die als KI-gestützter Unterrichtsassistent fungiert und in Themen von Informatik bis Geisteswissenschaften Unterstützung bietet.
Die Versprechen der ed-tech Unternehmen sind verlockend: Sie berichten von Zeitersparnissen von bis zu 13 Stunden pro Woche, wenn Lehrkräfte KI für Routineaufgaben nutzen. Doch die Frage bleibt, wie bereitwillig die Lehrkräfte sind, ihre wertvollen Aufgaben und Verantwortungen teilweise an KI-Systeme abzugeben. Eine Umfrage des Pew Research Centers zeigt, dass nur 6 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass KI mehr Nutzen als Schaden im Bildungsbereich bringen kann. Diese Skepsis basiert auf der Befürchtung, dass KI nicht in der Lage ist, die komplexen und oft nuancierten Aspekte des Lehrens zu übernehmen. Ein zentraler Punkt, der oft übersehen wird, sind die Bedenken der Lehrkräfte gegenüber der Verlagerung von Kernaufgaben wie Unterrichtsplanung und Notenvergabe auf KI-gestützte Systeme.
Leon Furze, ein Pädagoge und Doktorand an der Deakin University, beschreibt dies als problematisch. Während Datenanalyse, Berichterstattung und Kommunikation Bereiche sind, in denen KI nützliche Unterstützung bieten kann, bestehen viele Lehrerinnen und Lehrer auf der Bedeutung der persönlichen Interaktion und des kreativen Denkens, die beim Unterrichten unverzichtbar sind. Furze betont, dass „Unterrichtsplanung – oder sie sollte es sein – nachdenklich, kreativ und sogar unterhaltsam sein sollte“. Der Einsatz von KI in diesem Bereich könnte dazu führen, dass diese elementaren Aspekte des Unterrichts verloren gehen. In einer Zeit, in der Lehrkräfte mehr denn je gefordert sind, kreatives und kritisches Denken zu fördern, stellen sich viele die Frage, ob KI in der Lage ist, diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Ein großes Problem ist auch die Rückmeldung, die Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern geben. Insbesondere im Bereich des kreativen Schreibens ist ein menschliches Feedback unverzichtbar. Während KI in der Lage ist, bestimmte Aspekte des Schreibens zu bewerten, fehlt es ihr oft an der Fähigkeit, qualitatives und empathisches Feedback zu geben, das auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden eingeht. Viele Lehrkräfte sind der Meinung, dass der persönliche Kontakt und das Verständnis der individuellen Lerngeschichte eines Schülers oder einer Schülerin durch keine KI ersetzt werden können. Dennoch gibt es auch Lehrkräfte, die die Möglichkeiten der KI schätzen und bereit sind, diese Technologie in ihrem Unterricht zu integrieren.
Bildungsministerien in Ländern wie Südkorea, Japan, Singapur sowie in US-Bundesstaaten wie North Carolina und Colorado haben bereits Leitlinien herausgegeben, wie Lehrkräfte KI positiv und sicher einsetzen können. Diese Regierungsinitiativen sind ein Zeichen dafür, dass der Bildungsektor bereit ist, sich weiterzuentwickeln, um den Bedürfnissen einer digitalen Welt gerecht zu werden. KI-basierte Tools wie Notenverwaltungssoftware oder Anwendungen zur Analyse von Lerndaten können Lehrkräften helfen, ihren Unterricht effektiver zu gestalten und gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler einzugehen. Es ist jedoch entscheidend, dass die Einführung dieser Technologien gut durchdacht und von einer umfassenden Schulung der Lehrkräfte begleitet wird. Es reicht nicht aus, nur die Technologie zur Verfügung zu stellen; die Lehrkräfte müssen auch das nötige Wissen und die Fähigkeiten erwerben, um diese Tools effektiv zu nutzen.
In der Diskussion über den Einsatz von KI in Schulen geht es nicht nur um Effizienz und Zeitersparnis. Es geht auch um die Frage, wie man das Lernen so gestalten kann, dass die Kreativität und das kritische Denken der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Wenn der Einsatz von KI dazu führt, dass Lehrkräfte sich weniger mit ihren Schülern auseinandersetzen können, könnte dies langfristige negative Auswirkungen auf die Bildungsqualität haben. Abschließend lässt sich sagen, dass die Debatte über den Einsatz von KI im Bildungsbereich an Fahrt gewinnt. Während ed-tech Unternehmen versuchen, Lehrkräfte von den Vorteilen der KI zu überzeugen, ist es wichtig, die Bedenken der Lehrkräfte ernst zu nehmen und Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Effizienz erhöhen als auch die Qualität der Lehre verbessern.
Der Schlüssel wird darin liegen, eine Balance zu finden zwischen der Nutzung innovativer Technologien und der bewährten Praxis der menschlichen Interaktion im Klassenzimmer. Der Erfolg des Einsatzes von KI im Bildungsbereich wird letztlich davon abhängen, wie gut es gelingt, den menschlichen Aspekt des Lehrens zu bewahren und gleichzeitig von den Vorteilen der Technologie zu profitieren.