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Trinkgeld in den USA: Wie das System der freiwilligen Zuwendung den fairen Mindestlohn ersetzte

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Tipping: How Gratuity Replaced Fair Wages in U.S. Restaurants

Die Entwicklung des Trinkgeldsystems in den US-amerikanischen Restaurants zeigt, wie die freiwilligen Zuschläge zunehmend den fairen Lohn ersetzten und welche historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren diesen Wandel prägten. Die komplexe Geschichte und aktuelle Debatten verdeutlichen Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft der Gastronomiearbeit in den Vereinigten Staaten.

In den Vereinigten Staaten ist das Trinkgeld nicht nur eine soziale Gepflogenheit, sondern tief in die wirtschaftliche Struktur der Gastronomie eingebettet. Es ist kaum vorstellbar, ein Restaurant zu besuchen, ohne am Ende des Essens zusätzlich einen Anteil des Rechnungsbetrags an das Servicepersonal zu geben. Diese Praxis scheint selbstverständlich, doch ihre Geschichte erzählt von einem komplexen Wandel, der eng mit sozialen Ungleichheiten, Gesetzgebungen und wirtschaftlichen Zwängen verwoben ist. Während in vielen Teilen der Welt das Trinkgeld keine Selbstverständlichkeit ist oder gar als unhöflich gilt, sind Nordamerika – insbesondere die USA – ein Sonderfall, in dem fast alle Servicekräfte auf diese freiwilligen Zahlungen angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch wie kam es dazu, dass ein System, das einst als Zusatz gedacht war, heute oftmals den fairen Lohn ersetzt? Die Antwort liegt in der Geschichte, die tief in gesellschaftlichen Umbrüchen, wirtschaftlichen Interessen und kulturellen Anschauungen verwurzelt ist.

Die Ursprünge des Trinkgeldes reichen zurück bis ins mittelalterliche Europa, wo es vor allem dazu diente, besondere Dienste von Bediensteten zu honorieren. Wohlhabende Reisende oder Gäste hinterließen kleine Beträge als Zeichen der Wertschätzung und als Anreiz für einen besonders guten Service. In Amerika wurde das Trinkgeld im 19. Jahrhundert, während der 1850er und 1860er Jahre, während Reisen europäischer Aristokraten popularisiert. Diese Adligen führten das Trinkgeldsystem als Symbol einer vornehmen Lebensart in den USA ein – ein Umstand, der der demokratischen und egalitären Gesellschaft damals zuwiderlief.

Viele Amerikaner lehnten das Trinkgeld zunächst ab, da es ihnen wie eine Fortsetzung klassebasierter Strukturen erschien, in denen die Oberklasse der unteren Klasse ein Almosen gewährte. Das Ablehnen von Trinkgeld war Ausdruck eines widerständigen Strebens nach Gleichheit. Der Wendepunkt kam im amerikanischen Süden nach dem Bürgerkrieg und der Abschaffung der Sklaverei. Viele der ehemaligen Sklaven fanden in der Gastronomie Arbeit – als Kellner, Portiers und anderes Servicepersonal. Allerdings waren gerechte Löhne oft nicht Teil des Beschäftigungspakets.

Stattdessen waren die Arbeitgeber darauf angewiesen, dass Kunden großzügig Trinkgelder geben würden. Dieses System, das die Verantwortung der Lohnzahlung auf die Gäste verlagerte, schaffte eine Verschiebung der wirtschaftlichen Last und trug zugleich die rassistischen Strukturen der Region weiter, da die Höhe des Trinkgelds oft von der Hautfarbe des Servicepersonals beeinflusst wurde. Eine besondere Rolle spielte auch die Pullman Company, ein Luxus-Zugunternehmen, das nach dem Bürgerkrieg zahlreiche afroamerikanische Männer als Portiers einstellte. Die Angestellten erhielten kaum Lohn und waren fast vollständig auf Trinkgelder angewiesen, die sie von wohlhabenden Reisenden erhielten. So verbreitete sich die Trinkgeldkultur landesweit entlang der Eisenbahnlinien.

Trotz wiederholter Versuche auf staatlicher Ebene, Trinkgeldgesetze zu verbieten, setzte sich dieses System durch. Schließlich wurde es auch von Restaurantbesitzern ausgenutzt, die den Lohnaufwand deutlich reduzierten, in der Überzeugung, dass Kunden für faire Entlohnung sorgen würden. 1938 wurde mit dem Fair Labor Standards Act erstmals ein bundesweiter Mindestlohn eingeführt, der eine 40-Stunden-Woche und den Schutz vor Kinderarbeit festlegte. Doch auffällig war, dass dieser Mindestlohn die Beschäftigten, die Trinkgeld erhielten, weitgehend ausschloss. Erst 1966 schuf der Kongress den sogenannten "Tip Credit", der es Arbeitgebern erlaubte, Angestellte mit einem sub-minimalen Lohn zu bezahlen, da diese durch Trinkgelder auf den gesetzlichen Mindestlohn aufstocken würden.

Bis heute liegt dieser sub-minimale Lohn in den meisten US-Bundesstaaten bei lediglich 2,13 US-Dollar pro Stunde – ein Betrag, der selbst bei Berücksichtigung der Inflation als äußerst niedrig gilt. Diese gesetzliche Regelung hat weitreichende Konsequenzen für die Gastrobranche. Die Abhängigkeit der Mitarbeiter von Trinkgeldern macht sie anfällig für Unsicherheiten und Diskriminierung. So zeigen Studien, dass Frauen, insbesondere Frauen anderer ethnischer Herkunft, häufig geringere Trinkgelder erhalten. Die Servicequalität wird dadurch nicht nur von der tatsächlichen Leistung bestimmt, sondern auch von unbewussten Vorurteilen der Gäste beeinflusst.

Überdies wurde im Zuge der Pandemie verstärkt von Belästigungen im Arbeitsumfeld berichtet, die unter anderem mit der Abhängigkeit vom Trinkgeld zusammenhängen. Parallel zu diesen gesellschaftlichen Herausforderungen hat sich das Trinkgeldsystem in den letzten Jahren durch technologischen Fortschritt und veränderte Konsumgewohnheiten verändert. Der Übergang zu digitalen Zahlungssystemen, bei denen Gäste schnell einen Trinkgeldbetrag auswählen können, hat die Praxis erleichtert und die Menge sowie Häufigkeit der Trinkgelder erhöht. Gleichzeitig führte dies auch zu einer gewissen Ermüdung der Kunden, die sich zunehmend von den „Trinkgeld-Druck“-Bildschirmen gestört fühlen. Neuerdings wird Trinkgeld sogar an Orten eingefordert, an denen dies zuvor ungewöhnlich war, etwa bei Drive-Through-Bestellungen oder Abholservices.

In Teilen der Branche gibt es seit den 1980er Jahren Versuche, das Trinkgeldmodell zumindest teilweise abzuschaffen. Einige renommierte Restaurants führten Servicegebühren oder höhere Löhne statt Trinkgelder ein. Die Idee dahinter war eine gerechtere Bezahlung und die Entkopplung der Lohnhöhe von subjektiven Trinkgeldern. Dennoch haben viele dieser Versuche aufgrund der Struktur der Branche und der finanziellen Belastungen für die Betriebe nicht von Dauer gewesen oder wurden abgeändert. Die Zukunft des Trinkgelds in den USA ist ungewiss und wird heiß diskutiert.

Während einige Staaten und Städte wie New York und Portland versuchen, den sub-minimalen Lohn abzuschaffen und gerechtere Entlohnungsmodelle einzuführen, hält sich das traditionelle Trinkgeldsystem weiter. Viele Beschäftigte befürchten Lohneinbußen, wenn das Trinkgeld abgeschafft wird, andere fordern langfristig gerechte und sichere Arbeitsbedingungen ohne Abhängigkeit von freiwilligen Zahlungen durch Gäste. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Trinkgeld in den Vereinigten Staaten nicht nur eine finanzielle Praxis, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen mit komplexen historischen Wurzeln ist. Es spiegelt Klassen-, Rassen- und Machtverhältnisse wider und hat sich im Laufe der Zeit zu einem festen Bestandteil der Gastronomiekultur entwickelt – oft leider auf Kosten fairer Löhne und sozialer Gerechtigkeit. Die Diskussion um die Zukunft der Mitarbeiterentlohnung bleibt aktuell und fordert Veränderungen, die sowohl die finanziellen Bedürfnisse der Arbeiter als auch die wirtschaftlichen Realitäten der Branche berücksichtigen.

Nur wenn Politik, Unternehmen und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen, kann ein nachhaltiges und gerechtes Modell gefunden werden, das der Arbeit von Servicekräften angemessen Rechnung trägt.

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