Die Scalar Conference 2025 hat erneut ihre Stellung als eines der bedeutendsten Events in der Welt der Scala-Programmierung bestätigt. Die elfte Ausgabe dieser renommierten Konferenz brachte über 280 begeisterte Teilnehmende aus aller Welt nach Warschau, um sich über die neuesten Trends, Innovationen und praktischen Anwendungsfälle von Scala auszutauschen. Die Veranstaltung fand am 27. und 28. März 2025 statt und bot eine beeindruckende Vielfalt an Vorträgen, Live-Demos und Networking-Möglichkeiten.
Dieses Jahr zeichnete sich die Konferenz durch eine besonders breite Themenpalette aus, die von den Grundlagen der Sprache bis hin zu komplexen, fortgeschrittenen Konzepten reichte – eingebettet in ein lebendiges und inspirierendes Umfeld. Ein herausragender Start war die Überraschungsrede von Martin Odersky, dem Erfinder von Scala. Er bot einen faszinierenden Einblick in die Evolution der Sprache, ihre aktuelle Ausrichtung und die Herausforderungen, denen sich die Entwicklergemeinschaft stellen muss. Oderskys Ansprachen sind stets Wegweiser für die Richtung, in die Scala sich bewegen wird, und sein Vortrag war keine Ausnahme. Er unterstrich die Bedeutung von Stabilität und Innovation zugleich und zeigte Perspektiven für neue Sprachfeatures und Optimierungen, die die Zukunft prägen sollen.
Eine der Hauptattraktionen des ersten Tages war der Vortrag von Jamie Thompson, der „Named Tuples“ in Scala 3.6 vorstellte. Dieses Feature wird die Code-Expressivität deutlich verbessern und Boilerplate reduzieren, indem es strukturelles Typing mit benannten Tupeln einführt. Diese Neuerung eröffnet für Entwickler die Möglichkeit, noch klareren und wartbareren Code zu schreiben, was gerade in großen Teams und komplexen Projekten von unschätzbarem Wert ist. Auch Anwenderstimmen von Senior Entwicklern bestätigten die große Vorfreude und die praktischen Vorteile, die Named Tuples mit sich bringen.
Daniel Ciocîrlan vermittelte in seinem Vortrag „Do You Even Macro?“ tiefgehendes Wissen über Scala 3 Macros – eines der komplexesten und zugleich mächtigsten Sprachfeatures. Er gelang es, Makros verständlich zu erklären und zeigte, wie sie im Alltag zur Code-Optimierung und Automatisierung eingesetzt werden können. Seine Erklärungen nahmen der Funktion einen Großteil ihrer bisherigen Mystik und gaben den Zuhörenden konkrete Werkzeuge und Motivation, Makros selbst anzuwenden und zu meistern. Ebenso wurde das Konzept der „direct-style“ Programmierung durch Adam Warski vorgestellt. Dieses Paradigma ergänzt die Möglichkeiten von Scala insbesondere im Backend-Bereich und bei der Modellierung komplexer Geschäftsprozesse.
Warski demonstrierte anhand eines praktischen Beispiels, wie man Anwendungen direkt und elegant in diesem Stil entwickeln kann – ein vielversprechender Ansatz, der eleganten und performantem Code fördert und gleichzeitig die Komplexität reduziert. Ein weiterer spannender Beitrag kam von Riccardo Cardin, der die Kombination von Algebraischen Effekten und Handlers mit Scala 3 direct-style näherbrachte. Live-Coding und schrittweise Entwicklung eines Mini-Effekt-Systems verblüfften das Publikum durch die Flexibilität und Ausdrucksstärke, die so erreichbar sind. Die Möglichkeit, Logik sowohl im direkten als auch im monadischen Stil zu schreiben, bietet Entwicklern einen enormen Gestaltungsspielraum. Mateusz Kubuszok beschäftigte sich mit einem häufig diskutierten Thema in der Scala-Welt: der automatischen und halbautomatischen Ableitung von Typ-Klassen.
Er stellte eine Alternative namens „sanely-automatic“ derivation vor, die schnelle Kompilierungszeiten, Laufzeitperformanz und bessere Debugging-Möglichkeiten verbindet. Dieses Thema hat direkten Einfluss auf die Effizienz und Wartbarkeit von Scala-Code und ist für Entwickler, die mit großen und komplexen Codebasen arbeiten, besonders relevant. Weiterhin bot Wojciech Mazur Einblicke in neue Innovationen der Java Virtual Machine (JVM), insbesondere hinsichtlich Scala Native. Er erläuterte, wie aktuelle JDK-Neuerungen genutzt werden können, um Scala-Anwendungen leistungsfähiger zu machen. Dies verdeutlicht, wie eng Scala mit der JVM verwoben ist und wie neue Technologien das Potenzial haben, Scala weiter zu stärken.
Unison, eine junge Programmiersprache, wurde von Olivier Mélois unter Scala-Gesichtspunkten beleuchtet. Die Sprache bringt innovative Ansätze für Code-Speicherung und Deployment mit und repräsentiert eine neue Paradigmenwelt, die auch Scala-Entwickler inspirieren kann. Dieser Vortrag zeigte, wie die Grenzen zwischen Sprachen verschwimmen und wie neue Ideen aus der Scala-Community heraus entstehen können. Der zweite Tag startete mit Piotr Zawiła-Niedźwieckis praxisnahen Erfahrungen zum Thema „Skalierbares Onboarding“. Besonders relevant für Unternehmen und Teams, die immer wieder neue Mitglieder in Scala-Projekte integrieren müssen, gab der Vortrag wertvolle Tipps, wie man Einsteiger schneller und effektiver an die Sprache und Codebasen heranführt.
Eine außergewöhnliche Mischung aus Technik und Kunst präsentierte Johanna Odersky, Tochter von Martin Odersky, mit ihrem Live-Performance-Vortrag über den Scala Sampler. Dabei wurde funktionale Programmierung verwendet, um digitale Musik in Echtzeit zu erzeugen. Dieser Ansatz zeigte eindrucksvoll, wie Scala neben Softwareentwicklung auch kreative Ausdrucksformen beflügeln kann. Nicolas Rinaudo faszinierte die Zuhörenden mit einem Einblick in das Erstellen einer eigenen Programmiersprache von Grund auf. Das Verstehen dieser Prozesse hilft Softwareentwicklern, mächtigere Domain Specific Languages (DSLs) zu gestalten und dadurch noch flexibler und effizienter zu programmieren.
Magda Stożek stellte eine automatisierte Lösung zur Verwaltung von Vorlagen (Templates) vor, die in großem Umfang in Projekten verwendet werden. Durch Einsatz moderner Scala 3 Features und der Iron Bibliothek wurde ein robustes System geschaffen, das Fehlerquellen minimiert und die Wartung erheblich erleichtert. Diese Art praktischer Anwendungsfälle zeigt, wie Scala in der Industrie konkrete Probleme adressiert. Noel Welsh begeisterte mit einem praxisnahen Umgang mit der Tagless Final Technik. Er erklärte, wie man die Komplexität und potenzielle Frustration durch diesen Ansatz minimiert und wann der Einsatz sinnvoll ist.
Das Thema beschäftigt viele Scala-Entwickler, da Tagless Final besonders in großen und langen Projekten für flexible Effektsysteme genutzt wird. Michał Pawlik nahm das Publikum mit auf eine gedankliche Reise durch Baumstrukturen und zeigte funktionale sowie imperative Varianten der Traversierung. Dabei verband er trockene Theorie mit Humor und anschaulichen Beispielen, die das Verständnis förderten und die Schönheit der Mathematik in der Programmierung unterstrichen. In puncto Tools zeigte Jarosław Ratajski Alternativen zu etablierten Build-Systemen auf und fokussierte sich insbesondere auf Bazel. Er verglich die Vor- und Nachteile und erläuterte, warum ein weiteres Werkzeug sinnvoll sein kann, um Entwicklerfrustration zu verringern.
Passend dazu stellte Haoyi Li den Mill Build Tool vor, der mit einem funktionalen Ansatz und hoher Geschwindigkeit punktet. Dies sind wichtige Impulse für alle Scala-Entwickler, die ihre Build-Prozesse optimieren möchten. Die Event-Sourcing-Welt wurde durch Wojtek Pituła mit der Vorstellung von Workflows4s bereichert. Diese Bibliothek ermöglicht die deklarative und komponierbare Verwaltung von Workflows nur mit einer Datenbank, ohne zusätzlichen Server. Dadurch wird die Integration in moderne, eventgesteuerte Anwendungen erheblich vereinfacht.
Raphaël Lemaitre erweckte in seinem Live-Coding Vortrag „From Zero to Production Faster Than Your Average Meeting with Pillars“ die Vision einer schnellen und unkomplizierten Entwicklung produktionsreifer Backends zum Leben. Er zeigte, wie Observability, Datenbankzugriff, APIs und Feature-Flags nahtlos zusammenarbeiten, was für Entwicklerteams einen großen Produktivitätsschub bedeutet. Jakub Kozłowski gewährte einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen zahlreicher unvollendeter Projekte in der Scala-Welt. Die Reflexion über diese Erfahrungen diente ebenso als wertvolle Lernquelle und Navigationshilfe für Entwickler, um Fehler und Herausforderungen besser zu verstehen und zu meistern. Den Abschluss bildete Krzysztof Romanowski mit einem tiefgehenden Einblick in die Organisation und Entwicklung des Scala-Ökosystems.
Er erklärte, wie die Pflege und Weiterentwicklung von Scala auch zukünftig gestaltet wird und wie Teilnehmende sich aktiv einbringen können. Neben den Vorträgen bot die Scalar Conference 2025 zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch, Networking und zur Pflege der Community. Das gesellschaftliche Rahmenprogramm mit Afterparty, Bowling und gemeinsamen Events förderte das Zusammenwachsen der Teilnehmer und festigte die Beziehungen innerhalb der Scala-Community. Die klare Botschaft der Scalar Conference 2025 ist, dass Scala weiter eine wichtige Rolle in der Softwareentwicklung einnimmt und sich konstant weiterentwickelt. Von neuen Sprachfeatures über Build-Tools bis hin zu kreativen Anwendungen wird deutlich, dass Scala eine Sprache bleibt, die Innovationen vorantreibt und dabei praxisnahen Nutzen liefert.
Wer sich für die Zukunft von Scala interessiert, sollte die Highlights dieser Konferenz genau im Blick behalten und bereits jetzt Scalar 2026 vormerken.