Im Jahr 2025 vollzieht sich in der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) eine weitreichende Restrukturierung, die maßgeblich durch die Initiative DOGE vorangetrieben wird. DOGE – eine Abkürzung für Department of Government Efficiency, diese steht unter der direkten Führung von Ex-Präsident Donald Trump – verfolgt einen rigorosen Einsparungs- und Effizienzplan, welcher nicht nur den Abbau von Zehntausenden Mitarbeitern vorsieht, sondern auch den vollständigen Wandel der Strategie im Umgang mit Kryptowährungen bedeutet. Im Zentrum dieser Umstrukturierung stand die überraschende Entfernung hochrangiger IRS-Krypto-Policy-Verantwortlicher, insbesondere Seth Wilks und Raj Mukherjee, deren Rolle einst als wesentlich für die Steuerregulierung von digitalen Assets galt. Diese Veränderungen werfen ein neues Licht auf die Entwicklung der Krypto-Steuerlandschaft in den USA und den Einfluss politischer Umwälzungen auf innovative Finanzsektoren. Seth Wilks und Raj Mukherjee waren bis Anfang 2024 maßgeblich daran beteiligt, die bisherige Fiskalpolitik im Bereich der Kryptowährungen neu zu gestalten.
Beide brachten ihre umfangreiche Erfahrung aus der privaten Blockchain- und Kryptoindustrie mit, was nicht zuletzt dem IRS zugutekam, um angesichts der rasanten Entwicklungen auf dem Markt moderne und praxisnahe Regelwerke zu erarbeiten. Bekannt wurden sie vor allem durch die Konzeption und Implementierung des Steuerformulars 1099-DA, das darauf ausgelegt ist, die Meldung von Kryptoereignissen und Einkünften für Steuerzahler wesentlich zu vereinfachen und die Compliance zu stärken. Zudem arbeiteten sie am sogenannten DeFi-Broker-Regelwerk, das strengere Meldepflichten für dezentrale Finanzdienstleister vorsah – eine richtungsweisende Maßnahme im Umgang mit diesem komplexen Segment. Doch trotz dieser Fortschritte wurden Wilks und Mukherjee im Mai 2025 gedrängt, ihre Funktionen aufzugeben, und erhielten eine sogenannte „deferred resignation“ – eine Art Aufschub der Kündigung bei gleichzeitiger Beurlaubung auf Kosten des Steuerzahlers. Dieses Vorgehen signalisierte nicht nur die Personalreduktion, sondern auch ein klares politisches Signal: Die neue Führungsebene rund um DOGE will den bisherigen Kurs radikal ändern.
Diese Entscheidung steht exemplarisch für eine breit angelegte Entlassungswelle, die über 20.000 Mitarbeiter im IRS betrifft. Dieses Personalaufgebot wurde zuvor unter der Biden-Administration aufgebläht, deren Ziel es war, durch intensivere Kontrolle und Besteuerung der großen Vermögenswerte die Steuereinnahmen zu maximieren. Die Strategie der aktuellen Regierung zielt hingegen auf einen schlankeren, weniger regulierten Steuerapparat ab, der vor allem auf Effizienz und Kostensenkung abzielt. Aus Sicht des Treasury Departments, vertreten durch Sprecher von Finanzminister Scott Bessent, soll das System so neu strukturiert werden, dass es weiterhin einen zuverlässigen Steuerbezug gewährleistet, dabei aber unnötige Bürokratie abbaut und die Nutzerfreundlichkeit verbessert.
Kritiker dieser Maßnahmen warnen jedoch vor möglichen Lücken in der Überwachung des boomenden Krypto-Sektors und der Gefahr von Steuerhinterziehungen. Dieser tiefgreifende politische Umschwung zeigt sich auch in der Aufhebung von zuvor eingeführten Regeln. Besonders die unter der Biden-Administration finalisierte Verordnung gegen DeFi-Broker mit verschärften Meldepflichten wurde rückgängig gemacht. Dies geschehen unter Berufung auf den Congressional Review Act, eine legislative Maßnahme, die es ermöglicht, jüngst erlassene Regulierungen zeitnah außer Kraft zu setzen. Präsident Trump unterzeichnete die Aufhebung persönlich, was den Bruch mit der vorherigen Politik unterstreicht.
DOGE agiert somit nicht nur als Personalabbaumaßnahme, sondern als tatsächlicher Regulierungsveränderer mit weitreichenden Konsequenzen für das regulatorische Umfeld rund um Krypto. Die Abgänge von Wilks und Mukherjee sind symptomatisch für die grundsätzlichen Spannungen zwischen technik- und innovationsaffinen Experten aus der Kryptobranche und einer politischen Führung, die vor allem konservative und wirtschaftlich liberale Prinzipien in den Vordergrund stellt. Die Erfahrung beider Manager in Unternehmen wie TaxBit, Binance.US und ConsenSys galt bislang als wertvolles Kapital für die Behörde – doch ihre relativ kurze Amtszeit von knapp anderthalb Jahren komplementiert sich nun mit ihrer überhasteten Entfernung. Es bleibt abzuwarten, welche Wirkung diese Personalentscheidungen langfristig auf die Gestaltung und Durchsetzung von Krypto-Steuergesetzen haben werden.
Neben den Veränderungen bei den Krypto-Spezialisten sind auch andere Top-Positionen im IRS betroffen. Die ehemalige kommissarische IRS-Chefin Melanie Krause trat gemeinsam mit weiteren hochrangigen offiziellen nach der Einführung eines besonders umstrittenen Datenschutzabkommens zurück. Dieses erlaubt es der IRS nun, Steuerzahlerdaten mit der Einwanderungs- und Zollbehörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) zu teilen, um die Abschiebung von illegalen Migranten zu erleichtern. Eine Entscheidung, die seit Jahrzehnten geltende Prinzipien der Steuerzahlervertraulichkeit aufweicht und interne Proteste innerhalb der Behörde ausgelöst hat. Zahlreiche langjährige Mitarbeiter verließen daraufhin ihre Posten in einer Atmosphäre, die von Misstrauen und Unsicherheit geprägt ist.
Der Umbruch unter DOGE beinhaltet somit mehrere Facetten: Einerseits umfasst er ein radikales Personalmanagement mit massiven Kündigungen und vorgezogenen Abgängen, die das bisher dominierende Bild der Aufstockung und strengen Regulierung im Steueramt drastisch verändert. Andererseits steht eine politische Agenda im Vordergrund, die den Umgang mit Kryptowährungen von einer kontrollorientierten Steuerpolitik hin zu einer eher liberalisierten und technologieoffeneren Haltung führt. Dieses Spannungsfeld zwischen Effizienzsteigerung und regulatorischer Kontrolle wird in den kommenden Monaten und Jahren prägend für den US-Kryptomarkt sein. Die Diskussionen rund um diese Umstrukturierung ziehen internationale Aufmerksamkeit auf sich, da die Vereinigten Staaten als einer der bedeutendsten Märkte für digitale Assets gelten. Die Signalwirkung, die von den regulatorischen Änderungen ausgeht, könnte sich auf die globale Krypto-Regulierung auswirken, insbesondere angesichts des Trends zu Dezentralisierung und der zunehmenden Bedeutung von DeFi-Plattformen.
Gerade in Zeiten, in denen andere Länder wie die Europäische Union mit dem MiCA-Gesetz umfangreiche Regelwerke schaffen, um Investoren zu schützen und den Markt zu stabilisieren, könnte die US-Positionierung das internationale Kräftefeld neu ordnen. Nicht zuletzt zeigt die Cleanup-Kampagne von DOGE, dass politische und wirtschaftliche Interessen eng miteinander verknüpft sind. Die Entlassung von Profis aus dem privaten Kryptosektor, die einst als Brücke zwischen Industrie und Staat fungierten, lässt Raum für Fragen über die Einflussnahme von Lobbygruppen, politischen Strömungen und wirtschaftlichen Prioritäten. Werden die USA damit zum Vorreiter einer neuen, möglicherweise nutzerfreundlicheren Krypto-Steuerumgebung? Oder ist der Schritt eher ein Rückschlag im Kampf gegen Steuervermeidung durch digitale Währungen? Für Anleger, Entwickler und Unternehmen aus der Kryptoszene sind diese Bewegungen ein Weckruf, sich intensiver mit den politischen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auseinanderzusetzen. Die Wahl der richtigen Compliance-Strategien sowie das proaktive Mitgestalten von Regulierungen wird zunehmend wichtig, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden und Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aktion von Elon Musks DOGE zur Entfernung führender Krypto-Policy-Experten beim IRS ein exemplarisches Beispiel für den Wandel in der US-amerikanischen Krypto-Politik darstellt. Die Verbindung aus massiven Personalreduzierungen, politischen Eingriffen und regulatorischer Neuausrichtung macht deutlich, dass die Zukunft der digitalen Vermögenswerte in den USA in hohem Maße von politischen Entscheidungen beeinflusst wird. Für die internationale Krypto-Community bedeutet dies eine Phase erhöhter Unsicherheit, aber auch Chancen zur Mitgestaltung und Innovation in einem sich schnell wandelnden Umfeld.