Die Associated Press (AP) hat über Jahrzehnte hinweg als Synonym für unabhängige, objektive und verlässliche Nachrichtenberichterstattung gegolten. Der Ruf der AP als „Goldstandard“ im Journalismus ist weit verbreitet. Doch jüngste Bewertungen und Analysen, insbesondere durch Medienbeobachtungsstellen wie AllSides, deuten darauf hin, dass die AP in ihrer politischen Berichterstattung zunehmend eine linke Ausrichtung zeigt. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen über die Rolle der Nachrichtenagentur in der modernen Medienlandschaft und deren Einfluss auf lokale sowie nationale Nachrichtenmedien auf. Die Medienlandschaft ist seit Jahren Gegenstand intensiver Debatten über politische Voreingenommenheit.
Insbesondere große Nachrichtenagenturen wie die AP, deren Inhalte von zahllosen Nachrichtenportalen, TV-Sendern und Printmedien weltweit übernommen werden, haben eine immense Bedeutung. Die Inhalte der AP sind oft Grundlage für Berichte, die auch das politische Meinungsbild in den USA maßgeblich prägen. Daher ist eine Neubewertung und kritische Betrachtung ihrer politischen Ausrichtung alles andere als trivial. Der aktuelle AllSides Media Bias Rating stuft die AP mit einer „Links“-Bewertung ein. Diese Einschätzung basiert auf einer Vielzahl von Bewertungsmethoden, darunter Editorial Reviews, Blind Surveys, Community Feedback und detaillierten inhaltlichen Analysen.
Das Ausmaß der Links-Tendenz fällt dabei teils sehr deutlich aus und hat sich seit etwa 2018 sukzessive verstärkt. Selten wird von AP-Inhalten ein neutraler oder gar konservativer Standpunkt ausgehend wahrgenommen, stattdessen dominieren Berichte und Sprachmuster, die überwiegend linke politische Ansichten, Themen und Wortwahl widerspiegeln. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig. Zum einen spiegelt der Wandel der journalistischen Belegschaft und redaktioneller Prioritäten mitunter eine gesellschaftliche Verschiebung in Richtung progressiver Werte wider. Zum anderen spielen auch strukturelle Faktoren eine Rolle.
So erhält die AP signifikante finanzielle Förderung von Stiftungen und Organisationen mit überwiegend progressivem Hintergrund. Besonders erwähnt wird dabei die Omidyar Network Foundation, die Hewlett Foundation sowie Partnerschaften mit Gruppen wie der Ida B. Wells Society, deren Gründung Mitglieder von progressiven Bewegungen initiierten. Kritiker betrachten diese Verbindungen als möglichen Einfluss auf die redaktionelle Ausrichtung, auch wenn AP offiziell betont, dass Objektivität und Unabhängigkeit oberste Priorität genießen. Hinzu kommt, dass die sprachlichen und stilistischen Entscheidungen der AP häufig eine linke Perspektive bevorzugen.
Die Analyse spricht von subjektiven Qualifikationsadjektiven, einer Tendenz, Analysen als Fakten zu präsentieren und ausgewählte Zitate aus überwiegend linken Quellen einzubeziehen. Das Konzept der „Bias by viewpoint“, also die Verzerrung durch unausgewogene Quellenwahl und Auslassung konservativer Stimmen, spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ebenso wurde festgestellt, dass rechte Perspektiven wesentlich seltener und in kürzeren, weniger erklärenden Zitaten erscheinen. Diese Muster zeigen sich besonders in politischen Kernfragen wie Einwanderung, LGBTQ+-Rechte, Umweltpolitik und Berichterstattung über die Trump-Administration. Die Folgen dieser Links-Tendenz sind nicht unerheblich.
Die AP liefert nicht nur Inhalte für ein großes Publikum, sondern bestimmt durch ihre Reichweite auch, welche Nachrichten Priorität erhalten und wie diese kontextualisiert werden. Eine Verzerrung in Richtung linker Narrative kann somit Auswirkungen auf die gesamte Medienberichterstattung haben. Lokale Nachrichten, die AP-Meldungen übernehmen, müssen darauf vertrauen, dass ihre Quellen ausgewogen bleiben, doch mit einer verschobenen Grundausrichtung wird dieses Vertrauen herausgefordert. Die Vielfalt politischer Sichtweisen in der Bevölkerung wird dadurch womöglich weniger gut repräsentiert. Darüber hinaus gibt es Debatten zu einzelnen thematischen Beispielen, die exemplarisch zeigen, wie sich der Linkstrend manifestiert.
So ist die Berichterstattung über Transgender-Themen oft zugunsten gender-affirmativer Politik ausgelegt und lässt kritische oder konservative Stimmen kaum ausreichend zu Wort kommen. Ebenso ist die Darstellung von Trump und konservativen Politikern häufig skeptisch oder negativ gefärbt, während demokratische beziehungsweise linke Akteure tendenziell wohlwollender behandelt werden. Wortwahl, Schlagzeilen und Zitate liefern Hinweise auf diese Verzerrung, etwa wenn Trump-Politiken als „radikal“ oder „extrem“ bezeichnet werden, ohne ähnliche Bezeichnungen für linke Maßnahmen zu verwenden. Nicht nur Analysten und Medienbeobachter, auch Nutzer und Konsumenten haben diesen Trend wahrgenommen. Die Community-Feedbacks spiegeln eine breite Anerkennung des leichten Linksdrifts wider.
Interessanterweise zeigen sich Unterschiede in der Wahrnehmung abhängig von der eigenen politischen Einstellung: Während Menschen mit konservativer oder rechter Orientierung die AP als klar links bewerten, erkennen viele Linke eher eine leichte, gelegentlich neutrale Berichterstattung. AllSides selbst hat im Laufe der Jahre die Bewertung der AP mehrfach angepasst und konzertiert kommuniziert, um Klarheit zu schaffen. Lange Zeit unterschieden sie zwischen einer generellen Neutralbewertung und einer getrennten Einschätzung des US-politischen Nachrichtenteils. Seit 2022 wird die AP jedoch einheitlich mit „Lean Left“ beziehungsweise aktuell „Left“ bewertet, um die Datengrundlage transparent zu präsentieren und Missverständnisse in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Medienexperten wie Erik Wemple und Maxwell Tani weisen darauf hin, dass der konventionelle Ausgleich in der Berichterstattung — sogenannte „beide Seiten“-Journalismus — unter den heutigen komplexen gesellschaftlichen Spannungen nicht mehr zuverlässig neutral oder korrekt sein kann.
AP ist dabei ein Beispiel, das manchmal in der Falle dieser Form der Berichterstattung gefangen ist und dadurch indirekt eher progressive Narrative verstärkt. Kritische Rückmeldungen gegenüber der AP gab es auch, wenn es um Fehler oder irreführende Berichte geht. So wurde die AP etwa für die wiederholte Verbreitung einer falschen Geschichte zum Tod des Capitol-Polizisten Brian Sicknick kritisiert, welche irrtümlich in den Medien kursierte. Zudem wurden einige Tweets und Formulierungen, teils posthum über Verstorbene, als parteiisch empfunden und mussten korrigiert werden. Diese Vorfälle hinterlassen einen Imageschaden und stören das Bild einer neutralen Nachrichtenagentur.
Die Diskussion um die politische Ausrichtung der AP ist auch Teil einer größeren Debatte in den USA über Medienvertrauen. Laut aktuellen Daten von Pew Research Center genießt die AP eine relativ hohe Glaubwürdigkeit insbesondere bei demokratisch orientierten Zuschauern, während konservative Stimmen eher skeptisch sind. Dies verstärkt den Eindruck, dass die Medienlandschaft zunehmend fragmentiert und polarisiert ist, wobei große Informationsquellen selbst über politische Linien hinaus umstritten sind. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ist es essenziell, dass Nachrichtenkonsumenten sich der möglichen politischen Färbungen bewusst sind und verschiedene Quellen konsultieren, um ein ausgewogenes Bild zu erhalten. Auch Nachrichtenagenturen wie die AP stehen in der Pflicht, ihr Selbstverständnis der neutralen Berichterstattung immer wieder kritisch zu prüfen und Transparenz bezüglich redaktioneller Entscheidungen zu schaffen.
In einer Medienwelt, die sich durch Digitalisierung, soziale Netzwerke und zunehmende politische Polarisierung rasant verändert, bleibt die Rolle der Associated Press als globaler Nachrichtenlieferant zentral. Die Herausforderungen, denen die AP gegenübersteht, sind exemplarisch für den Medienwandel insgesamt: Wie gelingt es, objektiv und fair zu berichten, wenn politische und gesellschaftliche Spannungen wachsen? Wie können finanzielle, personelle und ideologische Einflüsse neutralisiert werden?Und nicht zuletzt: Wie können die Medien ihre Glaubwürdigkeit bewahren, um weiterhin als zuverlässige Informationsquelle im demokratischen Diskurs zu dienen? Die Diskussion um die politische Ausrichtung der AP ist damit ein Schlüsselthema in der heutigen Medienlandschaft und verdeutlicht, wie komplex und mehrschichtig die Frage nach Medienbias ist. Journalisten, Medienkritiker wie auch Leser müssen diese Dynamiken verstehen und reflektieren, um gezielt auf eine transparente und ausgewogene Berichterstattung hinzuwirken.