Investieren an der Börse kann für viele Anleger eine Herausforderung sein, insbesondere wenn es darum geht, aussichtsreiche Aktien auszuwählen. Während diverse Kennzahlen und Indikatoren zur Verfügung stehen, hat sich das Earnings Per Share Rating, kurz EPS-Rating, als besonders hilfreicher Maßstab erwiesen, um Wachstumspotenziale von Unternehmen zu erkennen. Das EPS-Rating fasst nicht nur die Gewinnentwicklung eines Unternehmens zusammen, sondern berücksichtigt darüber hinaus sowohl die Stabilität als auch die Beschleunigung des Gewinnwachstums. Dies macht es zu einem wertvollen Werkzeug, das Investoren bei ihrer Entscheidung unterstützt, bevor sie in eine Aktie investieren. Das EPS-Rating basiert auf dem Gewinn je Aktie, der sich aus dem Jahresüberschuss eines Unternehmens geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien ergibt.
Der Gewinn je Aktie ist eine fundamentale Kennzahl, die deutlich macht, wie profitabel ein Unternehmen pro Anteilschein tatsächlich ist. Ein starkes Gewinnwachstum, insbesondere in den letzten Quartalen, deutet darauf hin, dass das Unternehmen eine steigende Nachfrage nach seinen Produkten oder Dienstleistungen erlebt, was sich positiv auf den Aktienkurs auswirken kann. Langjährige Untersuchungen zeigen, dass Investoren Stocks mit einem EPS-Wachstum von mindestens 25 Prozent je Quartal bevorzugen sollten. Auch das jährliche Wachstum der Gewinn je Aktie sollte in einer ähnlichen Größenordnung liegen, um als vielversprechend zu gelten. All diese kritischen Datenpunkte sind Elemente, die in die Berechnung des EPS-Ratings einfließen.
Dabei wird auf die letzten drei Jahre Blick genommen, wobei die beiden letzten Quartale mit höherer Gewichtung berücksichtigt werden. Auf einer Skala von 1 bis 99 spiegelt das EPS-Rating somit nicht nur aktuelle Gewinne wider, sondern auch deren Konsistenz und Beschleunigung. Investoren wird geraten, Aktien mit einem EPS-Rating von mindestens 80 in Betracht zu ziehen. Diese Schwelle stellt üblicherweise die Qualität und nachhaltige Stärke eines Unternehmens sicher. Wenn das EPS-Rating steigt, bedeutet das oft, dass der Konzern seinen Gewinn kontinuierlich steigert und damit eine verlässliche Wachstumsstory liefert.
Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass ein niedrigeres EPS-Rating nicht zwangsläufig ausschließt, dass eine Aktie eine lohnende Investition sein kann. Manche Unternehmen befinden sich möglicherweise noch in der Turnaround-Phase oder investieren stark, um zukünftiges Wachstum zu sichern. In diesen Fällen können andere Kennzahlen, wie das Umsatzwachstum und die Marktposition, einen besseren Hinweis auf das zukünftige Potenzial liefern. Besonders im Bereich der Biotechnologie oder bei Startups ist das EPS-Rating mit Vorsicht zu genießen. Viele Unternehmen in diesen Branchen schreiben zunächst Verluste, investieren jedoch intensiv in Forschung und Entwicklung oder bauen ihr Produktportfolio auf.
Daraus resultierende Aktien können trotz mangelnder oder negativer Gewinne stark steigen, wenn der Markt Vertrauen in die Vision und das Wachstumspotenzial der Firma setzt. Für solche Unternehmen ist das EPS-Rating allein nicht aussagekräftig genug. Hier sollten Anleger auf zusätzliche Faktoren achten, die die künftige Entwicklung unterstützen, wie beispielsweise der Stand der Produktentwicklung, die Zulassung neuer Medikamente oder Kooperationen mit etablierten Firmen. Ein weiterer Aspekt, der das EPS-Rating beeinflussen kann, ist der Aktienrückkauf durch Unternehmen. Durch den Rückkauf eigener Aktien sinkt die Anzahl der ausstehenden Anteile, wodurch der Gewinn je Aktie theoretisch steigt, selbst wenn der Gesamtgewinn gleich bleibt.
Diese Praxis kann kurzfristig zu einer Verbesserung des EPS-Ratings führen und das Interesse an der Aktie erhöhen. Doch Anleger sollten in solchen Fällen kritisch prüfen, ob das Unternehmen tatsächlich nachhaltig wächst oder lediglich die Bilanz aufpoliert. Zur Nutzung des EPS-Ratings im Rahmen einer umfassenden Aktienanalyse empfiehlt es sich, dieses mit anderen entscheidenden Kennzahlen zu kombinieren. Das Composite Rating von Investor's Business Daily zum Beispiel integriert neben dem EPS-Rating auch Faktoren wie die Kursentwicklung und das Umsatzwachstum, um ein ganzheitliches Bild der Unternehmensstärke zu schaffen. Das Relative Strength Rating misst dagegen die Kursperformance einer Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt und hilft, jene Unternehmen zu identifizieren, die aktuell besonders gefragt sind.
Weiteres wichtiges Instrument ist die Accumulation/Distribution-Rating, welches zeigt, ob institutionelle Investoren, also große Fonds und Investmentgesellschaften, eine Aktie kaufen oder verkaufen. Die Marktsituation selbst darf nicht außer Acht gelassen werden. Auch hoch bewertete Unternehmen mit exzellenten Gewinnen und einem hohen EPS-Rating können in Phasen eines überhitzten Marktes oder eines späten Bullenmarktes Kursrückgänge erleben. Der IBD-Gründer William O'Neil warnte in seinem Buch „How to Make Money in Stocks“ davor, Aktien in späten Marktphasen trotz fantastischer Gewinnzahlen zu kaufen, da sie dann oft toppten – das heißt, dass ihre Kurse nicht mehr stiegen oder sogar stark fielen. Für Privatanleger, die gezielt investieren möchten, bietet sich der Zugriff auf renommierte Analyseplattformen wie IBD Stock Checkup oder IBD MarketSurge an, auf denen das EPS-Rating zuverlässig verfügbar ist.
Solche Tools ermöglichen es, Aktien nach verschiedenen Kriterien zu filtern und schnell die besten Anlagekandidaten zu finden. Gerade im Zusammenspiel mit Expertenmeinungen und wissenschaftlich fundierten Analysen werden so die Chancen erhöht, Aktien mit hohem Wachstumspotenzial zu identifizieren. Abschließend lässt sich festhalten, dass das EPS-Rating eine der zentralen Kennzahlen für die Bewertung von Aktien ist und Investoren wichtige Hinweise auf die finanzielle Gesundheit und Wachstumsperspektive eines Unternehmens liefert. Eine erfolgreiche Anlagestrategie sollte jedoch neben dem EPS-Rating auch andere fundamentale und technische Bewertungen einbeziehen sowie die Marktsituation und individuelle Anlageziele berücksichtigen. So wird nicht nur die Chance auf attraktive Renditen erhöht, sondern auch das Risiko besser gesteuert.
Wer sich die Zeit nimmt, die Bedeutung des EPS-Ratings genau zu verstehen und es sinnvoll einsetzt, kann seinem Investmentportfolio einen erheblichen Mehrwert verschaffen und langfristig von starken Aktien profitieren.