Im Jahr 2025 hat Sigma mit der Vorstellung der Sigma BF eine Kamera präsentiert, die viele Erwartungen auf den Kopf stellt. Nicht nur ist es eine Kamera, die von Grund auf anders konzipiert wurde, sie ist auch eine mutige Aussage gegen die traditionellen Design- und Funktionsstandards, die seit Jahrzehnten in der Kamerawelt Bestand haben. Die Sigma BF verzichtet bewusst auf konventionelle Elemente wie einen herkömmlichen Griff, einen elektronischen Sucher oder einen Hot Shoe. Stattdessen setzt sie auf eine radikale Minimalistik – eine Strategie, die in der modernen Fotografie sowohl polarisierend als auch erfrischend wirkt. Eine Kamera, die nicht versucht, viele Funktionen ins Gehäuse zu zwängen, sondern sich auf das Wesentliche konzentriert und dabei das Fotografieren wieder zu einem intuitiven, spaßigen Erlebnis macht.
Was macht die Sigma BF so anders? Zunächst fällt die ungewöhnliche Bauweise ins Auge. Jede Kamera wird sieben Stunden lang aus einem einzigen Aluminiumblock herausgefräst. Dieses Herstellungsverfahren sorgt nicht nur für eine einzigartige Haptik und Stabilität, sondern verleiht der BF auch eine Ästhetik, die an einen schlichten Metallklotz erinnert. Das Fehlen eines traditionell geformten Griffs, einer Speicherkarte und eines elektronischen Suchers mag auf den ersten Blick als Nachteil erscheinen, doch bei genauer Betrachtung offenbart sich eine durchdachte Designphilosophie, die mehr Gewicht auf das unmittelbare Erlebnis der Fotografie legt als auf technische Spielereien und Zusatzfunktionen. Die Bedienung der Sigma BF ist ebenso radikal wie ihr Äußeres.
Mit nur einem einzigen Einstellrad und einer nahezu komplett reduzierten Tastenanzahl zwingt sie den Nutzer, gewohnte Bedienmuster zu hinterfragen und neu zu erlernen. Das Menü wurde radikal vereinfacht und auf das Nötigste reduziert. Diese Vereinfachung mag für Freunde komplexer Kamerasysteme zunächst irritierend sein, doch gerade darin liegt der Reiz der BF: Fotografieren soll wieder Spaß machen und sich nicht wie die Bedienung eines komplexen Computers anfühlen. Die Idee hinter der Sigma BF ist es, das Fotografieren als kreativen und unbeschwerten Prozess zu fördern. Das Team von Sigma hat erkannt, dass viele Designs und Features, die heute zum Standard gehören, lediglich Überbleibsel aus der analogen Kamerazeit sind.
Die Notwendigkeit, viele Einstellräder oder Sucher einzubauen, entstammte damals den technischen Gegebenheiten der Filmfotografie. Heute jedoch, mit der Digitalisierung, dürfen diese Zwänge aufgelöst werden. Die BF ist ein mutiger Schritt in diese Richtung, der die Frage stellt: Muss eine Kamera wirklich so kompliziert sein oder gibt es einen besseren Weg zum intuitiven Fotografieren? Besonders interessant ist die persönliche Erfahrung vieler Tester mit der Kamera. Trotz der kantigen, fast schon roh wirkenden Form ist die Kamera überraschend angenehm in der Handhabung. Versteckte Designelemente wie eine leichte Wölbung unten rechts, ein Daumenstütze und eine griffige Textur auf der Vorderseite sorgen für ergonomischen Komfort, der der anfänglichen Skepsis gegenüber steif wirkenden Metallboxen entgegenwirkt.
Somit schafft es Sigma, dass die BF nicht nur im Aussehen radikal ist, sondern auch unerwartet gut gefällt, wenn man sie hält. Das Konzept der Simplizität hat natürlich auch seine Grenzen. Die Sigma BF verzichtet auf einen mechanischen Verschluss, was nicht bei jedem Nutzer Begeisterung finden wird. Sensoren mit langsamem Ausleseverfahren könnten dadurch in bestimmten Situationen zu Schwierigkeiten führen. Außerdem sorgt das Fehlen eines Speicherkartenschachts bei einigen Anwendern für Unverständnis und Befürchtungen bezüglich der Handhabung und Datenverwaltung.
Diese Eigenschaft unterstreicht jedoch nur nochmals das Versprechen von Sigma: Die BF ist keine typische Profi-Allround-Kamera, sondern ein Instrument mit einem ganz eigenen Charakter, das seine Nutzer dazu einlädt, vertraute Abläufe zu überdenken und neu zu gestalten. Die Diskussion rund um die Sigma BF ist ein Spiegelbild eines dringenden Wunsches vieler Fotografen, der Langeweile und der Technisierung in der Fotografie etwas entgegenzusetzen. In einer Welt, in der Kamerahersteller oft mit immer komplexeren Funktionen und Zusatzmodulen werben, ist die BF eine erfrischende Gegenbewegung. Sie erinnert an eine Zeit, in der Fotografieren primär Kunst und Freude war – nicht ein Wettbewerb der technischen Möglichkeiten. Die Kamera fordert ihre Nutzer heraus, sich neu einzulassen, alte Gewohnheiten abzulegen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Dieses Rewiring des Gehirns kann für einige eine Hürde sein, für andere wiederum ist es eine aufregende Chance. Denn oftmals sind es gerade solche „unbequemen“ Innovationen, die den fotografischen Horizont erweitern und neue kreative Impulse setzen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sigma BF eine mutige Designstudie und gleichzeitig ein Statement ist: Für mehr Einfachheit im komplexen Kameramarkt, für mehr Freude am Fotografieren abseits von Technik-Overkill. Ihr ungewöhnliches Äußeres und die radikale Reduzierung an Bedienelementen mögen polarisieren, doch genau das macht ihren Reiz aus. Wer sich auf die Kamera einlässt, öffnet sich für eine neue Form der Fotografie, die das Handwerk spielerisch-feinfühlig zelebriert und die Sinne neu schärft.
Für alle Fotografen, die es lieben, mit ihren Geräten zu experimentieren und die den Mut zu ungewöhnlichen Lösungen haben, ist die Sigma BF eine spannende Option. Sie ist weit entfernt von den üblichen „Arbeitspferde“-Kameras, mit denen Fotografen Tag für Tag alle erdenklichen Anforderungen abdecken müssen. Stattdessen lädt sie dazu ein, die Kamera als künstlerisches Werkzeug zu sehen, das Spaß macht und inspiriert. Ob die Sigma BF sich auf dem Markt behaupten wird, ist noch offen. Sie wird sicherlich nicht für jeden Fotografen geeignet sein und vielleicht auch selbst ihre Liebhaber finden, die sagen: Diese Kamera ist genau richtig so, eigenwillig und anders.
Trotzdem verdient sie Respekt für ihren mutigen Ansatz und für die Botschaft, die sie in eine zunehmend technisierte Branche sendet – dass weniger manchmal mehr sein kann und dass Innovation auch aus der Radikalität der Einfachheit entstehen kann. Die Sigma BF steht somit als Symbol für einen neuen Blickwinkel in der Fotografie, der sich nicht an etablierten Normen orientiert, sondern selbstbewusst neue Wege geht. In einer Zeit, in der viele Geräte ähnlich aussehen und funktionieren, ist die BF eine willkommene Provokation, die Fotografen dazu anregt, das Fotografieren wieder mit kindlicher Neugier und Freude zu erleben.