In der Welt der Robotik hat sich BostonDynamics mit seinem Vierbeiner Spot als Pionier etabliert. Spot beeindruckt mit seiner Vielseitigkeit, Mobilität und beeindruckenden Manipulationsfähigkeiten. Doch der Preis von mehreren zehntausend Euro macht diesen Roboter für viele Anwender, Forscher und Hobbyisten unerschwinglich. Genau in diese Marktlücke stößt LeCabot, eine herausragende Open-Source-Plattform, die als günstige Alternative zu Spot entwickelt wurde. LeCabot konzentriert sich auf die Kombination des SO-100 Roboterarms mit dem Unitree Go2 Robot Hund, einem kompakten, agilen Roboter mit vier Beinen, der sich ideal als Plattform für den mobilen Manipulator eignet.
Entwickelt von der Phospho-Community, bietet LeCabot erstmals die Möglichkeit, eine hochfunktionale Roboterlösung für rund 135 US-Dollar aufzubauen, was es auch für kleinere Budgets und Bildungszwecke attraktiv macht. Das Herzstück von LeCabot bildet die Integration des SO-100 oder SO-101 Roboterarms mit dem Unitree Go2. Der SO-100 ist ein relativ kompakter und leicht zu handhabender Roboterarm mit mehreren Achsen für präzise Bewegungen. Der Unitree Go2 ist ein vierbeiniger mobiler Roboter, der durch seine Agilität und robustes Design besticht. Durch die geschickte mechanische Verbindung beider Bauteile entsteht ein robotertechnisches System, das sowohl mobil als auch manipulierend agieren kann – ein Konzept, das bisher meist nur bei deutlich teureren Robotersystemen realisiert wird.
Das Konzept von LeCabot folgt dem Open-Source-Gedanken strikt, was bedeutet, dass alle Konstruktionspläne, Software und Anleitungen offen zugänglich sind. Damit ermöglicht das Projekt weltweit Entwicklern, Unternehmen, Universitäten und Bastlern einen unkomplizierten Einstieg in fortschrittliche Robotertechnik. Teilnahme, Weiterentwicklung und Anpassung sind damit frei möglich, wodurch die Innovationskraft des Projekts gestärkt wird. Die Community hinter LeCabot plant, die Plattform stetig weiterzuentwickeln und auf immer mehr Einsatzgebiete auszurichten. Die Materialkosten für den Bau von LeCabot sind durchdacht optimiert, um ein balances Verhältnis zwischen Funktionalität und Preis zu schaffen.
Die wichtigsten Komponenten sind ein Raspberry Pi 5 mit 4 GB RAM als Hauptsteuergerät, eine 12V 5A Batterie zur Energieversorgung, Montagematerialien wie Schrauben und Kabelbinder sowie die Roboterplattform Unitree Go2 und der SO-100 Arm. Die Summe der Einzelpreise liegt bei etwa 135 US-Dollar, was im Vergleich zu kommerziellen Robotersystemen eine immense Ersparnis darstellt. Die offizielle Anleitung führt Schritt für Schritt durch den Zusammenbau, angefangen beim Drucken von 3D-Bauteilen über das Montieren der Mechanik bis hin zur Verkabelung der elektronischen Komponenten. Die mechanische Verbindung der Module erfolgt über eigens erstellte 3D-gedruckte Halterungen, die von der Community perfekt auf die Anforderungen des SO-100 Armes und des Unitree Go2 angepasst wurden. Der Nutzer druckt die Halterungen selbst, wodurch die Baukosten niedrig bleiben und eine flexible Anpassung für eigene Modifikationen möglich ist.
Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, die Stabilität zu gewährleisten, damit die Bewegungen des mobilen Roboters präzise und sicher ausgeführt werden können. Ergänzend dazu kommen Kabelbinder als einfache, effektive Befestigungslösung zum Einsatz, die auch ohne Spezialwerkzeuge leicht umgesetzt werden kann. Die Energieversorgung nimmt durch die Kombination einer 12V Batterie und einem geeigneten Converter eine zentrale Rolle ein. So wird sichergestellt, dass sowohl die Versorgung des Robotarms mit Hochspannung als auch die des Raspberry Pi mit 5V stabil gewährleistet sind. Die elektrische Verbindung erfolgt unter Beachtung von Sicherheitsstandards, um Kurzschlüsse oder Beschädigungen zu verhindern.
Die Anleitung warnt ausdrücklich vor dem unsachgemäßen Umgang mit den Kabeln und empfiehlt zum Kabelzusammenführen Spezialklemmen, sogenannte sogenannte Lever Wire Connectors, wodurch eine zuverlässige elektrische Verbindung gewährleistet wird. Im Softwarebereich wird LeCabot von phosphobot gesteuert, einer Anwendung, die speziell für die Teleoperation von Robotern entwickelt wurde. Der Raspberry Pi übernimmt hierbei die Rolle des Servers, auf dem phosphobot läuft und die Steuerbefehle verarbeitet. Der Zugriff und die Bedienung erfolgen über eine intuitive Weboberfläche, die im lokalen Netzwerk über die IP-Adresse des Pi erreichbar ist. Die Steuerung des Roboters erfolgt jedoch hauptsächlich über die Meta Quest VR-Brille, die mit einer eigens entwickelten phospho-App kompatibel ist.
Neben der VR-Steuerung nutzt LeCabot auch klassische Eingabegeräte, so kann der Unitree Go2 Roboterhund mit einem Joystick bedient werden. Durch die Kombination der VR-Steuerung und der Echtzeitdaten des Roboters bietet LeCabot eine immersive und intuitive Erfahrung. Der Bediener kann den Roboterarm in 3D steuern, indem er einfach seine wirklichen Armbewegungen mit der VR-Brille nachvollzieht. Dies macht die Steuerung nicht nur benutzerfreundlich, sondern eröffnet auch vielfältige Anwendungen, etwa in der industriellen Fernwartung, in der Forschung oder im Bereich der assistiven Technologie. Für Entwickler bietet die offene Plattform viele Möglichkeiten, neue Steuerungsalgorithmen oder autonome Funktionen zu integrieren.
Als Teil des Projekts stehen ausführliche Tutorials, inklusive eines Installationsskripts für phosphobot auf dem Raspberry Pi, zur Verfügung. Innerhalb weniger Stunden lässt sich das System komplett aufsetzen und in Betrieb nehmen. Die Dokumentation ist umfangreich und richtet sich sowohl an Anfänger als auch an erfahrene Robotik-Enthusiasten. Unterstützung bekommt man außerdem in der aktiven Community auf Discord, in der Anwender Erfahrungen austauschen, Probleme lösen und gemeinsam an Erweiterungen arbeiten. LeCabot zeigt, welches Potenzial Open-Source-Robotik heute hat.
Es ermöglicht Einsteigern den Zugang zu technologisch hochwertiger Robotik, die früher nur großen, finanziell gut ausgestatteten Unternehmen vorbehalten war. Das Projekt beweist, dass leistungsfähige Roboter wie mobile Manipulatoren bezahlbar werden können, ohne beim Funktionsumfang große Abstriche zu machen. Zudem schafft es eine solide Basis für individuelle Anpassungen, Modifikationen oder auch kommerzielle Anwendungen, da sämtliche Quellen und Designs offen verfügbar sind. Trotz des günstigen Preises darf man die Grenzen der Hardware nicht aus den Augen verlieren. Der Unitree Go2 ist zwar sehr flink und robust, bleibt aber in Sachen Traglast und Geschwindigkeit nicht mit hochpreisigen Prototypen vergleichbar.
Auch der SO-100 Roboterarm punktet mit beeindruckender Präzision, liegt aber hinsichtlich Reichweite und Kraft hinter professionellen Industriearmen zurück. Für viele Anwendungen in Forschung, Ausbildung oder leichteren praktischen Szenarien reicht das allerdings völlig aus. Im Bildungsbereich eröffnen sich durch LeCabot enorme Chancen. Universitäten, Schulen und Forschungsinstitute können das System als Basis für praxisnahe Robotik-Lehrgänge nutzen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen. Die einfache Nachrüstbarkeit und der offene Zugang ermöglichen es Studenten zudem, eigene Projekte zu realisieren, neue Algorithmen zu testen oder sogar Hardware-Verbesserungen anzustoßen.
Damit wächst nach und nach der Nachwuchs in der Robotik mit einem modernen, praxisorientierten Werkzeug heran. Auch für unabhängige Entwickler oder Start-ups bietet LeCabot eine hervorragende Möglichkeit, eigene Innovationsideen rasch und günstig zu realisieren. Ob Automatisierungslösungen, Prototypen für spezielle Anwendungsfälle oder kreative Robotik-Gadgets – das flexible Modulsystem ist vielseitig einsetzbar. Wer eigene Anpassungen oder zusätzliche Sensorik implementiert, kann so schnell konkurrenzfähige Produkte oder Demonstratoren aufbauen, ohne monatelang teure Hard- und Software entwickeln zu müssen. Auf technischer Ebene profitiert LeCabot von der stetigen Weiterentwicklung durch die Community und externe Beiträge.
Die Kombination von Hardware-Design, Softwaresteuerung, Energieversorgung und Bedienung bildet eine geschlossene Einheit, die kontinuierlich an Stabilität und Leistungsfähigkeit gewinnt. Regelmäßige Updates für phosphobot, neue 3D-Druck-Daten und verbesserte Tutorials sind Beispiele für den lebendigen Entwicklungsprozess. LeCabot positioniert sich somit als wegweisendes Beispiel für eine demokratisierte Robotik von morgen. Es reduziert enorm die Einstiegshürden, schafft Transparenz und fördert die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. In einer Zeit, in der Robotik immer stärker in Alltag und Wirtschaft integriert wird, leistet dieses Projekt einen wichtigen Beitrag, damit mehr Menschen aktiv an der Entwicklung und Nutzung dieser Technologie teilhaben können.