Die Vereinigten Staaten von Amerika sind für ihre weitläufigen und vielfältigen Naturlandschaften bekannt, deren Schutz seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen der öffentlichen und politischen Debatte ist. Öffentliche Landflächen, die sich über hunderte Millionen Hektar erstrecken, sind nicht nur wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, sondern auch Orte für Erholung, Forschung und kulturelle Erhaltung. Inmitten dieser bedeutungsvollen Ressourcen sieht sich die amerikanische Gesellschaft aktuell mit einem außergewöhnlichen politischen Schritt konfrontiert: Congress plant, mehr als 250 Millionen Acres öffentlicher Landflächen zum Verkauf freizugeben. Diese Entscheidung sorgt bei Umweltschützern, Wissenschaftlern und einer breiten Öffentlichkeit für große Besorgnis und heftige Diskussionen über die zukünftige Rolle und den Schutz der öffentlichen Naturreservate in den USA. Dieses Vorhaben ist Teil eines größeren Gesetzespakets, das bereits als äußerst umstritten gilt und weitere umweltpolitisch kritische Maßnahmen enthält.
Die Veräußerung der Landflächen betrifft Gebiete, die bislang unter der Verwaltung vom Bureau of Land Management (BLM) und dem Forest Service stehen. Insgesamt sind Landflächen in elf Bundesstaaten betroffen: Alaska, Arizona, Kalifornien, Colorado, Idaho, Nevada, New Mexico, Oregon, Utah, Washington und Wyoming. Die von der Gesetzesinitiative umrissenen Areale umfassen dabei sowohl Waldgebiete als auch offene Landschaften, Wüstenregionen und seltene Ökosysteme. Besonders alarmierend ist, dass die vorgesehenen Beschränkungen für den Verkauf äußerst begrenzt sind. Selbst Gebiete wie Wilderness Study Areas, sogenannte Gebiete, die für potenziell strenge Naturschutzmaßnahmen geprüft werden, sowie Critical Environmental Concerns (Gebiete von besonderer ökologischer Bedeutung), unerschlossene und asphaltfreie Flächen sowie sensibler Lebensraum für bedrohte Arten gelten als verkaufsfähig.
Das bedeutet, dass selbst die wertvollsten und am besten geschützten Flecken der Natur zur Disposition stehen, was eine historische Dimension für Naturschutz und Umweltschutz darstellt. Die möglichen Käufer der Landflächen könnten private Unternehmen, Investoren oder Einzelpersonen sein, die mit solchen Flächen verschiedentlich wirtschaftliche Ziele verfolgen könnten. Die Folgen eines weitreichenden Verkaufs könnten vielfältig und zum großen Teil negativ sein. Naturnahe Landschaften, die bislang Schutz und Rückzugsorte für zahlreiche Tierarten boten, könnten durch Infrastrukturprojekte, Landwirtschaft, Rohstoffabbau oder Bebauung belastet oder zerstört werden. Dies hätte weitreichende Auswirkungen nicht nur auf die Biodiversität, sondern auch auf das Klimagasgleichgewicht und die regionalen Ökosystemdienstleistungen wie sauberes Wasser, Luftqualität und Bodenschutz.
Besonders in sensiblen Regionen wie den arktischen Tundra-Bereichen Alaskas oder dem Owyhee Canyonland in Idaho wären Eingriffe katastrophale Folgen für die heimische Tierwelt und indigene Gemeinden, die seit langem in Symbiose mit der Natur leben, zu erwarten. Zusätzlich zur Veräußerung der Landflächen beinhaltet das Gesetzespaket weitere Maßnahmen, die den Naturschutzboliden in den USA erschüttern könnten. Dazu gehören unter anderem die Erleichterungen für Öl- und Gasförderung in bislang geschützten Gebieten wie dem Arktischen National Wildlife Refuge sowie geplante Forstwirtschaftsprojekte, die eine erhebliche Erhöhung der Holzfällaktivitäten in westlichen Nationalwäldern vorsehen. Weiterhin bestehen Absichten, den Bau einer Straße durch einen Nationalpark zu forcieren, was das Schutzgebiet fundamental infrage stellen würde. Das Paket wird von Kritikern daher als ein Bündel von „Giftgeschenken“ bezeichnet, das nicht nur die Lebensräume gefährdet, sondern auch eine beängstigende politische Botschaft sendet: Öffentliche Naturlandschaften könnten auf eingefordertem politischen Druck hin schnell liquidiert werden, um kurzfristige finanzielle Ziele oder bestimmte wirtschaftliche Vorhaben zu finanzieren.
Aus Sicht von Umweltverbänden und Naturschützern markiert diese Entwicklung einen Wendepunkt in der Geschichte des Umwelt- und Naturschutzes der USA. Das Vertrauen in die Politik, öffentliche Landschaften dauerhaft und wirksam zu schützen, wird durch derartige Initiativen stark erschüttert. Die Forderung nach einem verantwortungsvollen Umgang mit diesen schützenswerten Flächen wird lauter, denn die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung spricht sich seit Jahren für den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der öffentlichen Landflächen aus. Es geht dabei nicht nur um die ökologischen Werte, sondern auch um den sozialen Nutzen für alle Bürgerinnen und Bürger, die Erholung im Grünen suchen oder von Naturräumen für ihre Existenz, Forschung oder Kultur abhängig sind. Die schiere Größe der zum Verkauf gestellten Flächen – über 250 Millionen Acres – ist enorm und veranschaulicht den Umfang dieser politischen Entscheidung.
Zum Vergleich: Das entspricht etwa einem Viertel aller öffentlichen Landflächen, die von Bundesbehörden verwaltet werden. Die geographische Verteilung über elf Bundesstaaten zeigt zudem, dass fast alle wichtigen westlichen und nordwestlichen Regionen betroffen sind, viele mit hohem ökologischem Wert und großer Bedeutung für Klima- und Artenschutz. Experten warnen, dass die Veräußerung dieser Flächen nach nur kurzer Zeit irreversible Schäden nach sich ziehen könnte, die die Natur und die Menschen dort dauerhaft verändern. Diese neue Gesetzesinitiative fordert nun die amerikanischen Abgeordneten und Senatoren zu einem klaren Handeln auf. Die Entscheidungsfindung wird zum Prüfstein, ob sie die Verantwortung für den Schutz der Umwelt wahrnehmen oder den Interessen kurzer wirtschaftlicher Vorteile den Vorzug geben.
Gleichzeitig rufen Umweltschützer Bürger dazu auf, sich politisch zu engagieren, für den Erhalt der öffentlichen Ländereien einzustehen und ihren Einfluss auf die Gesetzgebungsprozesse geltend zu machen. Die Frage, wie viele dieser Flächen in Zukunft bewahrt oder verkauft werden, hängt also auch von einer aktiven und informierten Öffentlichkeit ab. Es ist eine kritische Zeit für den Naturschutz in den USA, in der Fragen zu Eigentum, Nutzung und Schutz öffentlicher Landflächen neu verhandelt werden müssen. Die Konsequenzen dieser Entscheidungen werden nicht nur für die amerikanische Natur und Artenvielfalt, sondern auch für das globale ökologische Gleichgewicht von Bedeutung sein. Der Schutz öffentlicher Landflächen war lange Zeit ein Symbol für Umweltschutz und gesellschaftliche Verantwortung.
Die aktuellen Pläne des Congresses stellen dieses Symbol vor große Herausforderungen und laden zu einer breiten und intensiven gesellschaftlichen Diskussion über die Zukunft des Naturschutzes in den Vereinigten Staaten ein.