Die US-Armee hat mit der Entscheidung, den Standing Power Throw aus ihrem Fitnessprogramm zu streichen, einen bedeutsamen Schritt hin zu modernen, geschlechtsneutralen Standards unternommen. Der Standing Power Throw, oft auch als „Yeet“-Event bezeichnet, war eine der sechs Disziplinen im Army Combat Fitness Test (ACFT), in der Soldaten eine Medizinball von zehn Pfund über den Kopf nach hinten so weit wie möglich werfen mussten. Diese Übung wurde lange als eine Messgröße für explosive Kraft und Fitness betrachtet, doch in den letzten Jahren rückte sie aufgrund ihrer Verletzungsgefahr und mangelnder Validität als objektive Fitnessprüfung zunehmend in die Kritik. Die Abschaffung dieses Tests markiert eine umfassendere Reform, in deren Mittelpunkt die Einführung geschlechtsneutraler Fitnessanforderungen für Soldaten in 21 kampforientierten Militärberufen steht. Die Reform soll am 1.
Juni 2025 als offizieller Standard übernommen werden und bringt eine neue Stunde für körperliche Leistungsfähigkeit im militärischen Bereich mit sich. Der ursprüngliche Army Combat Fitness Test, eingeführt im Jahr 2022 als Nachfolger des langen verwendeten Army Physical Fitness Test, zielte darauf ab, die körperlichen Anforderungen realistischer an die tatsächlichen Belastungen im Kampf anzupassen. Während der ACFT sechs Übungen umfasste, darunter Kraftmessungen wie den dreifachen maximalen Kreuzheben, Hand-Release Liegestütze, Sprint-Drag-Carry, Plank, einen Zwei-Meilen-Lauf und eben den Standing Power Throw, wird nun genau dieser letzte Teil ausgemustert. Die Entscheidung beruht auf Studien, die zeigten, dass das Werfen des Medizinballs die meisten Verletzungen bei Soldaten verursachte. Zu dem kam die Tatsache, dass Faktoren wie Körpergröße und Wurftechnik die Ergebnisse stark beeinflussen und die Übung somit keine zuverlässige oder faire Messung der wahren körperlichen Leistungsfähigkeit darstellt.
Diese Änderungen sind eingebettet in eine umfassendere Umstrukturierung des Fitnessprogramms, bei der für 21 physisch anspruchsvolle Kampfberufe künftig ein vollständiger Gleichheitsgrundsatz gilt. Männer und Frauen, die in Berufen wie Infanterie, Spezialkräfte, Artillerie, Panzertruppen, Kavallerie, Mörsertruppen und Kampf-Ingenieure dienen, müssen dieselben Fitnessanforderungen erfüllen. Die neuen Standards setzen einen Mindestpunktwert von 60 in jeder der fünf verbliebenen Übungen und einen Gesamtdurchschnitt von 350 Punkten voraus, während für andere militärische berufliche Spezialisierungen weiterhin geschlechtsspezifische Mindeststandards gelten. Diese Neuerung kam nicht überraschend, denn schon länger waren die physischen Unterschiede in der Testperformance von Männern und Frauen ein öffentliches und politisches Diskussionsthema. Bereits bei der Einführung des ACFT zeigten Studien, dass ein Großteil weiblicher Soldatinnen den ursprünglichen Testanforderungen nicht gerecht werden konnte.
So beispielsweise lag die Durchfallquote der Frauen im Jahr 2019 bei bis zu 84 Prozent, während Männer im Schnitt eine deutlich höhere Bestehensrate hatten. Die Kritik, die daraus entstand, führte zu Forderungen nach überarbeiteten Tests, die realistische, faire und sichere Anforderungen stellen, ohne die Leistungsfähigkeit und den Einsatzanspruch des Militärs zu gefährden. Die Veränderungen in den Fitnessstandards sind auch eine Reaktion auf gesetzliche Vorgaben des US-Kongresses, der in seinem Haushaltsgesetz für das Finanzjahr 2024 die Verbesserung der Mindestfitnessstandards ausdrücklich angeordnet hat. Die Reform orientiert sich nicht an einer Herabsetzung der Anforderungen, sondern im Gegenteil an einer Vereinheitlichung der Messlatte, die sowohl Männer als auch Frauen an denselben Maßstäben misst, wenn sie in kampforientierten Positionen dienen wollen. Diese Gleichbehandlung soll auch im Sinne der Einsatzfähigkeit und des Zusammenhalts der Truppe verstanden werden, wie es hochrangige Militärvertreter betonen.
Ein weiterer Vorteil dieser Reform ist, dass die Fitnessbewertung zukünftig klarer, transparenter und standardisierter ablaufen kann. Soldaten, die die hohen Anforderungen nicht erreichen, wird signalisiert, dass sie ihre Fähigkeiten verbessern oder letztlich in andere Berufsfelder wechseln müssen, die den jeweils individuellen Stärken besser entsprechen. Dieses Vorgehen stärkt einerseits die Organisation als Ganzes und gewährleistet andererseits, dass sowohl individuelle Eignung als auch die militärischen Erfordernisse in Einklang gebracht werden. Die aktuelle Testordnung sieht vor, dass der Standing Power Throw bis Mai 2025 noch von allen Soldaten abgenommen wird. Ab Juni ersetzt der neue Army Fitness Test den bisherigen ACFT als verbindliche Leistungsbewertung.
Die verbleibenden fünf Disziplinen - das Kreuzheben, die Hand-Release Liegestütze, der Sprint-Drag-Carry, der Plank und der Zwei-Meilen-Lauf - werden mit einem überarbeiteten Scorecard-System bewertet, das noch veröffentlicht wird. Die Armee achtet darauf, dass die Anforderungen auch weiterhin altersgerecht gestaffelt bleiben und niemand benachteiligt wird. Allerdings ist klar, dass für die sogenannten „Combat MOS“ die Standards künftig auf männlichem Maßstab basieren und alle dasselbe Niveau erreichen müssen. Diese Entwicklung ist Teil eines umfassenderen Trends, der sich in vielen westlichen Streitkräften zeigt. Immer mehr militärische Organisationen setzen auf geschlechtsneutrale Fitnessstandards, um auf dem modernen Schlachtfeld effektiv und gerecht agieren zu können.
Vor allem wollen sie sicherstellen, dass Soldatinnen und Soldaten physisch dazu befähigt sind, die Belastungen ihrer spezifischen Rolle zu bewältigen, ohne dass Sonderregelungen oder nachlassende Anforderungen die Einsatzfähigkeit gefährden. Das führt auch dazu, dass einige kritische Diskussionen weitergeführt werden. Für Gegner der Reform stellen weibliche Soldatinnen vor allem im Infanteriebereich nach wie vor eine Herausforderung dar, da die körperlichen Standardwerte viele nicht erreichen würden. Befürworter argumentieren hingegen, dass durch die Angleichung der Anforderungen die Integration von Frauen in Kampfeinheiten gefördert wird und die Truppe insgesamt leistungsfähiger und widerstandsfähiger wird. Im öffentlichen Diskurs spielen dabei auch politische und gesellschaftliche Aspekte eine Rolle.
Verteidigungsminister Pete Hegseth hat in der Vergangenheit offenes Feedback hinterlassen, das kontroverse Debatten über Frauen in Kampfrollen schürte. Seine jüngeren Anweisungen zur Überprüfung von Fitness-, Körpergewicht- und Erscheinungsstandards spiegeln jedoch den Willen wieder, die Streitkräfte an moderne Realitäten anzupassen und keine Zugeständnisse zu machen, die den militärischen Anspruch einschränken würden. Die Zukunft der US-Armee-Fitnessprüfung wird somit deutlich vom Ziel geprägt sein, eine physisch leistungsstarke und geschlechtergemischte Truppe sicherzustellen, die den hohen Einsatzanforderungen gerecht wird. Die Anerkennung, dass die besten Soldaten unabhängig vom Geschlecht durch objektive Standards ausgewählt und bewertet werden sollen, kennzeichnet einen bedeutenden Fortschritt in der Bundeswehrreform. Darüber hinaus erlaubt die Streichung der verletzungsanfälligen Standing Power Throw-Übung es der Armee, Trainingsunfälle zu reduzieren und die allgemeine Soldatengesundheit zu fördern.