Die indische Financial Intelligence Unit (FIU-IND) hat eine wichtige Anordnung herausgegeben, die den gesamten Kryptowährungsmarkt in Indien betrifft. Krypto-Börsen sind verpflichtet, ihre Know-Your-Customer (KYC)-Verifizierungsprozesse bis zum 30. Juni 2025 vollständig zu erneuern. Besonders KYC-Daten, die älter als 18 Monate sind, müssen aktualisiert und von den Krypto-Börsen sorgfältig neu geprüft werden. Dieser Schritt signalisiert das wachsende regulatorische Interesse Indiens am Digital-Asset-Ökosystem und soll für mehr Seriosität und Steuertransparenz sorgen.
Die Hintergründe dieser Maßnahme liegen in der Beobachtung der FIU-IND, dass viele Krypto-Nutzer und Börsen die steuerlichen Verpflichtungen, insbesondere die einprozentige Quellensteuer auf Krypto-Transaktionen, bislang vernachlässigen. Das Nichterfüllen der TDS-Vorschriften führt dazu, dass erhebliche Summen potenziell dem Fiskus entgehen. Die erneuten KYC-Prüfungen sollen demgegenüber sicherstellen, dass sämtliche Nutzerprofile aktuell sind und die Börsen den Steuerbehörden akkurate Daten liefern können. Die dadurch erwartete engere Überwachung ist Teil des Bestrebens, Geldwäsche und Steuerflucht im Krypto-Sektor zu verhindern.In der Praxis bedeutet die Fristsetzung für die zahlreichen operativen Krypto-Handelsplattformen in Indien eine Herausforderung und zugleich eine Verpflichtung.
Plattformen wie Binance, Mudrex und Pi42 haben bereits mit der Auffrischung der Nutzerdaten begonnen und ihre Anwender über erforderliche Dokumente, hauptsächlich den PAN (Permanent Account Number), informiert. Dieses Dokument ist das zentrale steuerliche Identifikationsmerkmal für indische Steuerzahler und damit unerlässlich für eine rechtskonforme steuerliche Abwicklung von Krypto-Transaktionen.Die FIU-IND-Maßnahme steht im Kontext der immer weiter fortschreitenden Regulierung des Kryptowährungsmarktes weltweit. Während Indien noch auf umfassende Krypto-Gesetzgebungen wartet, nutzt die Aufsicht die vorhandenen Instrumente des Prevention of Money Laundering Act (PMLA), um bestehende Kontrollmechanismen zu verschärfen. Die Auffrischung der KYC ist dabei ein bewährtes Mittel, das weltweit von Regulierern eingesetzt wird, um die Identität der Handelsbeteiligten zu garantieren und dadurch kriminellen Aktivitäten einen Riegel vorzuschieben.
Die Reaktion aus der indischen Krypto-Community ist überwiegend positiv, denn die Initiative wird als notwendiger Schritt gesehen, um das Vertrauen institutioneller Investoren in den Markt zu stärken. Die höheren Compliance-Standards können langfristig dazu beitragen, den VDA-Sektor (Virtual Digital Assets) transparenter, sicherer und attraktiver für große Finanzakteure zu machen. Der Blockchain- und Krypto-Verband Bharat Web3 Association (BWA) unterstützt die Maßnahme ausdrücklich und betont deren Bedeutung für das regulatorische Umfeld Indiens.Doch die neuen Anforderungen stellen auch Herausforderungen dar. Für die Börsen bedeutet die komplette Neuüberprüfung der Nutzerprofile einen erheblichen administrativen Aufwand sowie Kosten für technische und personelle Ressourcen.
Gleichzeitig sind die Nutzer gefordert, ihre Unterlagen erneut einzureichen und mögliche steuerliche Verpflichtungen klar zu verstehen. Die Kommunikation zwischen Plattformen und Nutzern gewinnt daher an Bedeutung, um Akzeptanz und Compliance zu fördern.Ein zusätzlicher Aspekt der Maßnahme ist die bessere Integration von Steuermechanismen in den Krypto-Handel. Die Einhaltung der TDS-Vorschriften stellt sicher, dass Transaktionen korrekt dokumentiert und entsprechend der indischen Steuerregelungen gemeldet werden. Das hilft nicht nur dem Staat, Einnahmen zu sichern, sondern verringert auch die Risiken für Anleger, die ansonsten unbeabsichtigt Steuerhinterziehung begehen könnten.
Der Einzug der Vorschriften fällt in eine Zeit, in der die indische Regierung und Behörden intensiv an einer klaren und umfassenden Gesetzgebung für Kryptowährungen arbeiten. Im Februar 2025 erklärte der Gouverneur der Reserve Bank of India (RBI), Sanjay Malhotra, dass eine Diskussionsgrundlage erarbeitet werde, die die zukünftige Regulierung des Krypto-Sektors in Indien definieren soll. Maßnahmen wie die KYC-Überprüfung durch die FIU-IND bereiten somit auch das regulatorische Fundament für kommende Gesetze.Aus internationaler Perspektive orientiert sich Indien mit dieser Vorgehensweise an globalen Standards. Weltweit setzen Länder wie die USA, der europäische Raum und weitere auf genaue Identitätsprüfungen und die Bekämpfung von Steuerhinterziehung durch Krypto-Investoren und Plattformen.
Die Einbindung von KYC-Richtlinien in die regulatorische Landschaft stärkt das Vertrauen und erleichtert auch den grenzüberschreitenden Austausch von Informationen zur Geldwäschebekämpfung.Neben technischen und regulatorischen Aspekten hat das Thema auch eine gesellschaftliche Dimension. Die verbesserte Kontrolle des Krypto-Handels kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass digitale Vermögenswerte zunehmend als Teil des normalen Wirtschaftslebens anerkannt werden. Das fördert den verantwortungsvollen Umgang mit Kryptowährungen und schützt Verbraucher besser vor Betrug, intransparenter Handhabung und unrechtmäßigen Aktivitäten.Die Frist bis Ende Juni ist knapp, und es liegt nun an den Börsen und ihren Kunden, die Anforderungen rasch und vollständig umzusetzen.