Die Kryptobörse Gemini, gegründet von den bekannten Winklevoss-Zwillingen, hat eine heftige Beschwerde gegen die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eingereicht. Die Anschuldigungen sind dramatisch: Gemini beschuldigt die Durchsetzungsabteilung der CFTC einer sieben Jahre andauernden „Lawfare“-Kampagne, die weniger der legitimen Regulierung als vielmehr den persönlichen Karrieremotiven der Mitarbeiter dient. Dieser Konflikt wirft nicht nur ein ungünstiges Licht auf den Umgang von Regulierungsbehörden mit Krypto-Unternehmen, sondern zeigt auch die komplexen Schnittstellen zwischen Recht, Politik und der aufstrebenden Kryptobranche auf.Der Ursprung der Auseinandersetzung liegt in einem Betrugsfall aus dem Jahr 2017, in den Gemini verwickelt wurde. Damals stellte sich heraus, dass ein ehemaliger COO von Gemini, Benjamin Small, zusammen mit zwei Kunden ein ausgeklügeltes Rückvergütungsbetrugsschema mit einem Schaden von mehreren Millionen US-Dollar orchestriert hatte.
Small wurde für seine Verwicklung fristlos entlassen. Trotz dieser Feststellungen begann Small eine destruktive Kampagne gegen Gemini und reichte beim CFTC eine Whistleblower-Beschwerde ein, die laut Gemini überwiegend auf falschen Behauptungen basierte.Die Beschwerde von Gemini, die im Juni 2025 beim Inspector General der CFTC eingereicht wurde, wirft der Behörde vor, Small als Zeugen gedient zu haben, obwohl dessen Glaubwürdigkeit mehrfach gerichtlich angezweifelt und von einem Schiedsgericht 2022 mit einer Geldstrafe von fünf Millionen Dollar belegt wurde. Gemini argumentiert, dass die CFTC die betrügerischen Handlungen von Small ignorierte, während sie gleichzeitig auf Vorwürfe gegen Gemini einging, ohne stichhaltige Beweise für ein bewusstes Fehlverhalten vorzulegen. Laut Gemini habe sich die CFTC stattdessen auf eine „selektive und ungerechtfertigte“ Anwendung von Bundesgesetzen gestützt, um die Börse zu verfolgen.
Diese Beschwerde wirft ein Schlaglicht auf ein schwerwiegendes Problem: den möglichen Missbrauch von Regulierungsbehörden zu politischem oder karriereorientiertem Machtspiel. Gemini bezeichnet die Vorgehensweise der CFTC als „Lawfare“, einen Begriff, der die missbräuchliche Nutzung von Rechtsmitteln als Waffe beschreibt. Die Vorwürfe suggerieren, dass die CFTC anstelle einer sachlichen Überprüfung der Vorgänge eine strategische Verfolgung betrieben habe, die mehr Schaden für Gemini als für tatsächliche Regelverstöße anrichten sollte.Im Januar 2025 hatte Gemini bereits eine Zahlung von fünf Millionen US-Dollar im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung mit der CFTC geleistet, um die langjährigen Dispute zu beenden. Diese Zahlung erfolgte trotz fehlender Schuldeinsicht, was viele Beobachter als pragmatische Maßnahme zum Schutz des Unternehmens vor weiteren langwierigen Rechtsstreitigkeiten werteten.
Dennoch blieb das Verhältnis zwischen Gemini und der CFTC angespannt, insbesondere nachdem sich herausstellte, dass die Whistleblower-Meldungen von Small mit zahlreichen Lügen durchsetzt waren.Die CFTC wird zudem beschuldigt, Beweisanträge von Gemini regelmäßig abgelehnt zu haben, die dazu hätten beitragen können, die Unschuld der Börse zu untermauern. Die Behörde habe ein „außergewöhnlich weites Verständnis“ des so genannten deliberativen Prozessprivilegs angewandt und dadurch Zugang zu möglicherweise entlastenden Dokumenten und Informationen verhindert. Dies widerspräche dem Grundsatz der fairen und transparenten Rechtsdurchsetzung und erschwere es Betroffenen, sich angemessen zu verteidigen.Weiterhin bleibt bemerkenswert, dass während Gemini wegen mutmaßlicher Verstöße verfolgt wurde, die CFTC keine Maßnahmen gegen die eigentlichen Drahtzieher des Rückvergütungsbetrugs ergriff, also gegen die Kunden und Komplizen Small.
Dies stellt gemäss dem Vorwurf eine eklatante Diskrepanz und selektive Strafverfolgung dar, die das Bild einer fehlgeleiteten und verschobenen Prioritätensetzung bei der Regulierungsbehörde zeichnet.Die jetzt vorliegende umfassende Beschwerde mit 13 Seiten offenbart ein detailliertes Bild von angeblichen Missständen innerhalb der CFTC und wirft Fragen hinsichtlich der Effektivität und Objektivität der Regulierungsmaßnahmen im Krypto-Sektor auf. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung digitaler Vermögenswerte und der geplanten EU-weiten Regulierungskonzepte wie der MiCA-Verordnung gewinnt dieser Fall zusätzliche Relevanz für internationale Investoren, Unternehmen und Regulierer.Parallel zur Klage führte Gemini auch politische und regulatorische Alternativwege ins Auge. So arbeitet die Börse intensiv an der Erlangung einer Betriebslizenz in Malta, um ihre Geschäfte legal und umfassend in Europa auszubauen.
Zudem bereitet Gemini eine vertrauliche Anmeldung für einen Börsengang bei der US-Börsenaufsicht SEC vor, was die Ambitionen von Gemini unterstreicht, als seriöser und gesetzestreuer Akteur am Markt aufzutreten.Aus Sicht der Kryptobranche und vieler Branchenanalysten könnte diese Auseinandersetzung ein Wendepunkt sein, da sie die Dynamiken regulatorischer Kontrolle und deren Einfluss auf die Entwicklung innovativer Finanztechnologien verdeutlicht. Die Vorwürfe seitens Gemini legen offen, dass Regulierungsbehörden nicht immer in der Lage sind, ihre Rolle objektiv und transparent auszufüllen, und dass hinter den Kulissen auch Machtkämpfe und persönliche Interessen eine Rolle spielen können.Die gesamte Situation wirft auch grundlegende Fragen zur Gestaltung des regulatorischen Rahmens für digitale Vermögenswerte auf. Wie kann gewährleistet werden, dass Kontrolleure rechtstaatlich und mit dem Fokus auf echten Verbraucher- und Investorenschutz handeln? Wie lassen sich Missbrauch von Begriffen wie „Whistleblower“ und die Manipulation von Regulierungsverfahren verhindern? Diese und weitere Fragestellungen stehen derzeit im Zentrum der Debatte.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Konflikt zwischen Gemini und der CFTC exemplarisch für die Herausforderungen steht, vor denen die gesamte Krypto-Industrie im Spannungsfeld zwischen schnellem Wachstum, regulatorischen Anforderungen und legaler Transparenz steht. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, ob und wie Regulierungsbehörden ihr Vorgehen anpassen werden, um Recht und Ordnung in der komplexen Welt der Kryptowährungen effizienter und fairer durchzusetzen. Für Gemini selbst ist die Klage ein Versuch, die eigene Reputation zu schützen und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen – fernab von falschen Vorwürfen und überzogener bürokratischer Verfolgung.