In unserer zunehmend digitalen Welt werden Menschen täglich mit einer Flut an Informationen konfrontiert. Besonders für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, kann die ständige Reizüberflutung zu einer erheblichen Belastung werden, die das persönliche und berufliche Leben stark beeinflusst. Der Wunsch nach klarer Struktur, weniger Ablenkung und besserem Fokus ist bei vielen Betroffenen groß. Ein innovativer Ansatz, der sich gerade entwickelt, ist die Nutzung eines persönlichen digitalen Assistenten, der auf die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen von ADHS zugeschnitten ist. Dieses Instrument soll nicht nur helfen, die Informationsflut zu bewältigen, sondern auch dabei unterstützen, den Alltag besser zu organisieren und die eigene Produktivität zu steigern.
ADHS äußert sich durch verschiedene Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität, die im Zusammenspiel oft zu Problemen bei der Selbstorganisation und Zeitmanagement führen. Diese Faktoren erschweren den Umgang mit vielfältigen Informationskanälen wie E-Mails, Messenger-Nachrichten oder Kalenderereignissen enorm. Klassische Hilfsmittel, wie To-Do-Listen oder Kalender, reichen häufig nicht aus, um den Herausforderungen einer modernen Arbeits- und Lebenswelt gerecht zu werden. Hier setzt der persönliche Assistent an, der mithilfe moderner Technologien und künstlicher Intelligenz die Informationsflut filtert und strukturiert, um den Nutzer gezielt in seiner Konzentration und Prioritätensetzung zu unterstützen. Die Entwicklung eines solchen Assistenten verfolgt das Ziel, die Komplexität des Informationsmanagements zu reduzieren, ohne den Nutzer komplett zu entmündigen.
Die Intelligenz hinter dem System basiert auf Technologien wie großen Sprachmodellen (LLMs) und API-Integrationen von Diensten wie Google und Slack. Zunächst wurde versucht, Browser-basierte Lösungen mit lokalen LLMs zu verwenden, doch die Performance blieb hinter den Erwartungen zurück und führte zu Verzögerungen, die im hektischen Alltag störten. Die inzwischen umgesetzte Lösung nutzt eine Schnittstelle für gesicherte Authentifizierung (Auth0), die einen sicheren und effizienten Zugriff auf verschiedene Kommunikationskanäle ermöglicht. Durch die Integration der Google- und Slack-APIs ist es dem Assistenten möglich, E-Mails, Kalenderereignisse und Nachrichten in Echtzeit zu erfassen, zu kategorisieren und hinsichtlich ihrer Dringlichkeit und Relevanz einzustufen. Die Priorisierung erfolgt hierbei nicht nur anhand von Zeit- und Termininformationen, sondern berücksichtigt auch soziale Aspekte wie Beziehungen und Projektbindungen.
Selbstverständlich dient die KI als unterstützendes Werkzeug und trifft keine eigenständigen Entscheidungen, sondern liefert dem Nutzer Empfehlungen, die ihm helfen, sich auf wesentliche Aufgaben zu fokussieren und Ablenkungen gezielt zu vermeiden. Die Persönalisierung des Assistenten spielt eine zentrale Rolle. Da ADHS bei jedem Menschen anders ausgeprägt ist, braucht es flexible Steuerungsmöglichkeiten, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Nutzer können selbst bestimmen, welche Kanäle analysiert werden, welche Benachrichtigungen relevant sind oder wie intensiv die Priorisierung ausfallen soll. Diese Anpassungsfähigkeit sichert den Mehrwert des Systems und fördert eine nachhaltige Unterstützung im Alltag.
Die zunehmende Informationsüberlastung betrifft heute nicht nur Menschen mit ADHS, sondern fast jeden Berufstätigen, der täglich mit einer großen Menge an Nachrichten, E-Mails und Aufgaben umgehen muss. Ein persönlicher digitaler Assistent, der als Filter und Organisator fungiert, kann helfen, das Chaos zu reduzieren und strukturierter zu arbeiten. Für Personen mit ADHS bietet er darüber hinaus die Möglichkeit, den oft von Unruhe geprägten Geist zu entlasten und die Energie zielgerichtet einzusetzen. Derzeit befindet sich das Projekt in der Phase der Vorbereitung für Beta-Tester, um realistische Nutzungsszenarien zu erproben und das System kontinuierlich zu optimieren. Das Feedback von echten Nutzern mit ADHS und Informationsüberforderung ist entscheidend, um die Technologie bestmöglich an den Alltag anzupassen.
Gleichzeitig geben solche Tests wertvolle Einblicke in die Herausforderungen, die im Umgang mit digitalen Tools bestehen und erlauben eine praxisnahe Weiterentwicklung. Der Einsatz von KI-basierten Assistenten ist nur ein Beispiel für die zunehmende Digitalisierung im Bereich der psychischen Gesundheit und Arbeitsorganisation. Durch die Verbindung von technischer Innovation und individuellem Nutzungsbedarf entstehen neue Möglichkeiten, die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern. Der persönliche Assistent zeigt, dass Technologie nicht nur als Abkömmling der Hochglanzindustrie fungieren muss, sondern einen sinnvollen Beitrag zur Lösung alltäglicher Probleme leisten kann. Die Zukunft verspricht weitere Verbesserungen wie eine tiefere Einbindung in den persönlichen Alltag, automatisiertes Lernen aus Nutzerverhalten und noch intelligentere Filtermechanismen.
Außerdem wird der Datenschutz eine große Rolle spielen, insbesondere bei sensiblen Informationen zu Gesundheit und Kommunikation. Ein verantwortungsvoller Umgang mit persönlichen Daten ist essenziell, um Vertrauen aufzubauen und die Akzeptanz der Nutzer zu sichern. Insgesamt bietet die Entwicklung eines persönlichen Assistenten für Menschen mit ADHS und Informationsüberflutung eine vielversprechende Perspektive. Er unterstützt dabei, den Überblick zu behalten, wichtige Aufgaben in den Vordergrund zu rücken und die Konzentration zu fördern. Dies kann langfristig zu einem besseren Selbstmanagement, weniger Stress und einer insgesamt höheren Lebensqualität führen.
Digitalisierung und künstliche Intelligenz sind somit nicht nur Werkzeuge, sondern Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung und Gelassenheit im digitalen Zeitalter.