Am 23. Mai 2025 hat das US-Repräsentantenhaus ein wegweisendes Gesetzespaket verabschiedet, das landläufig als Trumps „Big Beautiful Bill“ bezeichnet wird. Dieses Paket umfasst weitreichende Änderungen in den Bereichen Steuern, Studienkredite, Medicaid sowie Sozialprogramme wie die Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP). Nach zähem Ringen und knapper Mehrheit von 215 zu 214 Stimmen folgt diese Verabschiedung auf den starken politischen Willen der Trump-Administration, wesentliche Teile der US-Wirtschaftspolitik tiefgreifend neu zu gestalten und langfristig zu verankern. Im Folgenden wird beleuchtet, worin die wichtigsten Neuerungen bestehen und welche Auswirkungen diese für amerikanische Familien haben werden.
Das Herzstück des Gesetzes bildet die dauerhafte Verlängerung der Steuerreformen von 2017, welche bereits unter Trumps erster Amtszeit eingeführt wurden. Vor allem das Abschaffen bestimmter Steuern, wie der auf Trinkgelder und Überstunden, soll gefördert werden, um die finanzielle Belastung vor allem für Arbeitnehmer zu reduzieren. Für ältere Menschen wurde eine neue Steuerfreibetragsregelung eingeführt: Senioren mit einem Jahreseinkommen unter 75.000 US-Dollar können künftig bis zu 4.000 Dollar steuerlich absetzen.
Eine weitere zentrale Neuerung stellt die Anhebung des Kinderfreibetrags von bisher 2.000 auf 2.500 Dollar dar, eine Maßnahme, die bis 2028 ihre Gültigkeit behält. Darüber hinaus wurde die Begrenzung für den Abzug von staatlichen und lokalen Steuern (SALT) von 10.000 auf 40.
000 Dollar bedeutend erhöht, was besonders für wohlhabendere Bundesstaaten eine Steuerentlastung bedeutet.Neben den steuerlichen Aspekten greift der Gesetzesentwurf auch tief in die Gestaltung der Rückzahlung von Studienkrediten ein. Die bisherige einkommensabhängige Rückzahlungsplanung – darunter auch das unter Präsident Biden eingeführte SAVE-Programm – wird eingestellt. Stattdessen sollen zwei neue Rückzahlungsoptionen eingeführt werden: Der „Repayment Assistance Plan“ sowie ein Standardrückzahlungsmodell. Diese Änderung verdrängt das vorherige System, das vielfach als zu kompliziert und ineffizient kritisiert wurde.
Damit erhalten Kreditnehmer klare und geregelte Möglichkeiten, ihre Studienkredite zurückzuzahlen, allerdings könnte dies für einige insbesondere finanziell schwächere Gruppen auch Nachteile bedeuten.Ein weiterer Bereich, der mit dem „Big Beautiful Bill“ reformiert wird, betrifft die Sozialprogramme, vor allem Medicaid und SNAP. Ab 2026 sollen für bestimmte kinderlose Medicaid-Empfänger monatliche 80-Stunden-Arbeits- oder Beschäftigungsanforderungen gelten. Außerdem werden für Erwachsene im Alter von 55 bis 64 Jahren erweiterte Arbeitsanforderungen im Zusammenhang mit SNAP eingeführt. Diese Maßnahmen verfolgen die Absicht, die Eigenständigkeit von Leistungsbeziehern zu steigern und die Sozialprogramme nachhaltiger zu gestalten.
Kritiker befürchten jedoch, dass sie vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen erschweren und den Zugang zu grundlegenden Leistungen einschränken könnten.Ein innovatives Element des Pakets bilden sogenannte „Trump-Konten“. Für alle Babys, die zwischen dem 31. Dezember 2024 und dem 1. Januar 2029 geboren werden, sind staatliche Einzahlungen in Höhe von 1.
000 Dollar geplant. Diese Konten ähneln Sparplänen, welche Eltern steuerliche Vorteile bieten und somit die finanzielle Vorsorge für Kinderfamilien verbessern sollen. Zusätzlich sieht das Gesetz Steueranreize sowie reduzierte Kapitalertragssteuersätze für Eltern vor, die dieser Altersgruppe zugutekommen sollen. Das Ziel ist eine Stärkung von Familien durch finanzielle Unterstützung schon ab der Geburt.Die politische Brisanz des „Big Beautiful Bill“ zeigt sich auch daran, dass die Abstimmung im Repräsentantenhaus äußerst knapp ausfiel und die Debatte in der amerikanischen Gesellschaft stark polarisiert.
Befürworter argumentieren mit dem kurzfristigen Stimulus für die Wirtschaft und der Stärkung von Familien und Arbeitskräften. Die geplanten Steuererleichterungen könnten den Konsum ankurbeln und das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren fördern. Gegner hingegen warnen vor einer wachsenden Staatsverschuldung und einem potenziellen Anstieg der Haushaltsdefizite infolge der umfangreichen Steuererlasse und zusätzlichen Verteidigungsausgaben, die ebenfalls Teil des Pakets sind.Zudem wächst die Sorge, dass die neuen Steuergesetzgebungen vor allem den wohlhabenden Haushalten zugutekommen und die soziale Ungleichheit verschärfen. Laut einer Analyse von Oxfam America würden die geplanten Steuererleichterungen hauptsächlich den oberen zehn Prozent der Einkommensbezieher zugute kommen.
Diese Gruppe könnte von Steuerentlastungen in der Größenordnung von etwa 3,1 Billionen US-Dollar über ein Jahrzehnt profitieren, was Kritiker als unverhältnismäßig und ungerecht empfinden. Die Befürchtung ist, dass die Kluft zwischen Arm und Reich sich dadurch weiter verstärken könnte, während der Mittelstand und finanzschwache Bürger nur geringe oder keine Vorteile erzielen.Die finanzielle Reaktion der Märkte war unmittelbar, als die Rendite von zehn Jahre laufenden US-Staatsanleihen auf 4,53 Prozent fiel, aber weiterhin hoch verbleibt. Dieses Verhalten reflektiert die Tatsache, dass Anleger angesichts der gestiegenen fiskalischen Risiken eine höhere Risikoprämie fordern. Die langfristigen Auswirkungen auf die Staatsfinanzen bleiben somit ein zentrales Thema politischer und wirtschaftlicher Diskussionen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Trumps „Big Beautiful Bill“ ein weitreichendes Reformpaket darstellt, das zahlreiche Lebensbereiche amerikanischer Familien tangiert. Von wesentlichen Steuererleichterungen über die Neustrukturierung der Studienkreditrückzahlung bis hin zu strikteren Sozialprogrammregeln sollen tiefgreifende Veränderungen etabliert werden. Während Befürworter sich Hoffnungen auf Wachstum und finanzielle Entlastung machen, warnen Kritiker vor sozialen Verwerfungen und einer Verschärfung der Ungleichheit. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie effektiv und gerecht diese Maßnahmen tatsächlich in der Praxis wirken und welche politischen Anpassungen notwendig sein werden, um die Balance zwischen wirtschaftlicher Dynamik und sozialer Gerechtigkeit zu wahren.