Die Markel Group Inc. wird oft als „Mini-Berkshire“ bezeichnet und überzeugt durch ihre breit diversifizierte Geschäftsstruktur, die sich aus den Bereichen Spezialversicherung, öffentlicher und privater Kapitalanlagen sowie einem vielfältigen Portfolio nicht versicherungsbezogener Unternehmen, genannt Markel Ventures, zusammensetzt. Dieses Zusammenspiel ermöglicht einen stabilen Umsatzfluss und gleichzeitig das Potenzial, verschiedene Marktbewegungen zu überstehen. Markel agiert vor allem im Bereich der sogenannten Long-Tail-Versicherungen, vor allem im Bereich der Excess- und Surplus-Linien, die sich durch längere Schadenbearbeitungszeiten auszeichnen. Dabei hat das Unternehmen in den vergangenen neun Jahren acht Mal unter dem Strich Gewinne im Underwriting erzielt und damit eine beachtliche Beständigkeit unter Beweis gestellt.
Trotz dieser positiven Historie hat Markel in den letzten Jahren hinter seinen Branchenkollegen zurückgelegen, besonders im Segment Rückversicherung. Diese Herausforderung ist für Investoren einerseits ein Warnsignal, andererseits jedoch auch eine potenzielle Chance, falls das Management es schafft, die Profitabilität zu verbessern. Ein bedeutender Teil des Konzerns ist das Geschäftsfeld Markel Ventures, welches heute rund 5,1 Milliarden US-Dollar an Umsatz generiert. Mit einer beeindruckenden EBITDA-Marge von etwa 12,5 Prozent ist dieser Unternehmensbereich mittlerweile verantwortlich für bis zu 50 Prozent des konsolidierten Gewinns der Markel Group Inc. Markel Ventures umfasst eine breite Palette von Branchen, darunter Bauleistungen und Konsumgüter, was zur Risikostreuung beiträgt.
Allerdings werfen die relativ spärlichen Finanzdaten, die für diesen Bereich veröffentlicht werden, Fragen bei einigen Investoren auf und erschweren eine umfassende Bewertung. Neben dem operativen Geschäft verfügt Markel über ein umfangreiches Anlageportfolio. Unter der Leitung von CEO Tom Gayner ist das öffentliche Aktienportfolio bis 2024 auf 11,8 Milliarden US-Dollar angewachsen. Die Auswahl dieser Investments ist von hoher Qualität, vergleichbar mit der Strategie eines Warren Buffett, und beinhaltet Namen wie Berkshire Hathaway. Dennoch hat das Portfolio im Vergleich zu den breiten Marktindizes in den zurückliegenden 5 bis 10 Jahren eine Minderperformance von 100 bis 150 Basispunkten verzeichnet.
Dies ist für Aktionäre eine Herausforderung, zeigt aber auch, dass der Vorstand bemüht ist, Kapital konservativ und qualitätsorientiert anzulegen, um langfristig stabile Ergebnisse zu erzielen. Ein wichtiger Aspekt der finanziellen Position von Markel ist die Liquiditätsreserve. Mit einem Netto-Cash-Bestand und Investitionen von 13,1 Milliarden US-Dollar, was pro Aktie 1.025 US-Dollar entspricht, macht dieser Posten mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung aus. Allerdings handelt es sich dabei nicht ausschließlich um überschüssiges Kapital, da auch regulatorische Rückstellungen eingerechnet sind.
Die Aktie selbst zeigt gewisse Schwächen und konnte die Erwartungen vieler Investoren nicht erfüllen. Dies hat das Interesse von Aktivisten geweckt, allen voran JANA Partners, die eine Abspaltung der Versicherungssparte von den Ventures fordern, um den Wert des Konzerns transparenter und damit attraktiver zu gestalten. Das Management von Markel zeigt sich offen gegenüber solchen Impulsen und verweist auf Verbesserungspotenziale, insbesondere innerhalb der Versicherungssparte. Die strategische Umorientierung spiegelt sich ebenfalls im veränderten Kapitalallokationsverhalten wider. Zwischen 2015 und 2021 investierte Markel rund 4,2 Milliarden US-Dollar in Übernahmen, während seit 2021 stolze 8,8 Milliarden US-Dollar primär in das eigene Investmentportfolio geflossen sind.
Parallel dazu stiegen auch die Rückkäufe eigener Aktien auf knapp 573 Millionen US-Dollar im Jahr 2024 an – ein beachtlicher Schritt, der jedoch im Verhältnis zur Marktkapitalisierung von etwa 23 Milliarden US-Dollar als moderat einzustufen ist. Die Bewertung der Aktie basiert zumeist auf einem zweigeteilten inneren Wertansatz, der einerseits die operativen Erträge und andererseits den Nettovermögenswert betrachtet. Hierbei wendet Markel einen konservativen Multiplikator von 12 auf die normalisierten Gewinne an. Anfang 2025 führte diese Bewertungsmethode zu einem inneren Wert von 2.610 US-Dollar pro Aktie, was einem jährlichen Wachstum von rund 18 Prozent über fünf Jahre entspricht.
Im Vergleich dazu lag die jährliche Rendite des Aktienkurses nur bei etwa 9 Prozent. Diese Diskrepanz signalisiert eine mögliche Unterbewertung des Unternehmens. Die weiteren Zahlen untermauern diesen Eindruck: Mit etwa 1,94 Milliarden US-Dollar an Gewinnen und einem Nettovermögen von 13,1 Milliarden US-Dollar ergibt sich ein implizites Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 5,1 – ein Wert, der auf eine substanzielle Bewertungsmöglichkeit hinweist. Betrachtet man die Wachstumstreiber des Unternehmens, ist vor allem Markel Ventures hervorzuheben, das operativ Rückenwind erfährt und weiterhin stabile Margen aufweist. Die anhaltende Unsicherheit und strategische Diskussion innerhalb der Versicherungssparte könnten kurzfristig für Volatilität sorgen, bieten jedoch keine fundamentalen Hindernisse für die langfristige Entwicklung.
Die aktive Kapitalallokation, insbesondere der Fokus auf Aktienrückkäufe, unterstützt zudem die Kursperspektive. Sollte das Management die angestrebten Verbesserungen in der Versicherungssparte umsetzen können, wäre dies der Schlüssel für eine nachhaltige positive Kursentwicklung. Zusammenfassend betrachtet präsentiert sich die Markel Group Inc. als Unternehmen mit einer komplexen, aber bewährten Dynamik. Die Unterbewertung sowohl in Bezug auf den inneren Wert als auch auf die jüngsten Ertragszahlen macht die Aktie für investitionsbereite Anleger attraktiv.
Gleichzeitig ist das Unternehmen kein risikofreies Investment, da Bereiche wie Rückversicherung und Transparenz in den Ventures noch verbesserungswürdig sind. Langfristig gesehen bietet Markel jedoch vielfältige Möglichkeiten zur Wertsteigerung, die von strategischer Umstrukturierung, fokussierter Kapitalverteilung und dem langsam verbesserten Versicherungsgeschäft ausgehen. Für Investoren, die eine Kombination aus stabilen Dividenden, Substanzwerten und Wachstumspotenzial suchen, kann sich die Markel Group als aussichtsreiche Position im Portfolio erweisen.