In der heutigen Welt der Softwareentwicklung sind APIs und Microservices allgegenwärtig. Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Anwendungen und Systemen. Dabei spielt das Testen dieser Schnittstellen eine zentrale Rolle, um reibungslose Abläufe sicherzustellen. Ein wichtiger Aspekt dieses Testens ist das sogenannte Contract Testing, also das Überprüfen von Verträgen zwischen Softwarekomponenten. Interessanterweise sind Geschäftsverträge hierbei in der Regel transportagnostisch – das heißt, sie sind unabhängig vom verwendeten Transportprotokoll.
Dieses Konzept hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Entwickler ihre APIs testen und weiterentwickeln. Traditionell wird Contract Testing häufig mit Tools wie PACT assoziiert, die API-Verträge auf Basis von HTTP-Requests und -Responses testen. PACT funktioniert nach dem Prinzip, dass API-Aufrufe aufgenommen und anschließend simuliert werden, um sicherzustellen, dass sowohl der API-Provider als auch der Consumer die vereinbarten Formate einhalten. Obwohl dies eine wertvolle Technik ist, die insbesondere die Kompatibilität zwischen verschiedenen API-Versionen sicherstellt, wird hier ein häufiges Missverständnis deutlich: Contract Testing wird oftmals auf das Testen auf der Transportebene begrenzt, also auf HTTP oder anderen Protokollen. Dabei zielt das Testen von Geschäftsverträgen eigentlich auf etwas anderes ab, nämlich darauf, dass die fachlichen Regeln und Erwartungen zwischen Softwarebestandteilen eingehalten werden.
Geschäftsverträge befassen sich in aller Regel mit geschäftlichen Aktionen wie etwa dem Anlegen eines Nutzers, dem Hochladen von Dateien oder anderen domänenspezifischen Szenarien. Dabei ist es unerheblich, ob die Daten per HTTP, Message Queues oder einem anderen Protokoll transportiert werden. Das eigentliche Ziel ist die Sicherstellung, dass alte Geschäftsabläufe auch in neuen Versionen weiterhin funktionieren und neue Anwendungsfälle von älteren Systemen verstanden werden. Dies bedeutet, dass die Tests der Geschäftsverträge nicht grundsätzlich den darunterliegenden Transport berücksichtigen müssen. Vielmehr sind sie meistens auf die korrekte Verarbeitung und Interpretation der Daten fokussiert.
Moderne API-Entwicklung setzt daher zunehmend auf höhere Abstraktionsebenen wie OpenAPI oder gRPC. Diese Tools und Sprachen erlauben es, eine API in einem deklarativen Schema zu definieren und daraus sowohl Clients als auch Servermaschinen zu generieren. Ein großer Vorteil dieses Ansatzes ist, dass der gesamte Code, der sich um die Details des Transports oder der Datenzerlegung kümmert, von der Generatorsoftware übernommen wird. Die API-Implementierung selbst besteht dann hauptsächlich aus der Implementierung der Geschäftslogik in Form von einfachen Methodenaufrufen. Ein praktisches Beispiel dafür ist eine einfache "Hello World"-API, die über OpenAPI definiert wird.
Die OpenAPI-Spezifikation beschreibt die Schnittstelle, die erwarteten Parameter sowie die möglichen Antworten. Anschließend kann ein Entwickler mit Hilfe eines Generators eine serverseitige Schnittstelle in Java erzeugen lassen, die Methoden mit klar typisierten Parametern bereitstellt. Die Implementierung dieser Methoden konzentriert sich dann einzig auf die geschäftliche Anforderung – zum Beispiel eine personalisierte Begrüßung mit einem Namen zurückzugeben. Der große Vorteil bei diesem Vorgehen ist, dass die eigentliche Testbarkeit der API deutlich vereinfacht wird. Entwickler können Unit-Tests schreiben, die direkt gegen die Methoden der API-Implementierung laufen, ohne dass ein komplettes Starten eines HTTP-Servers oder das Erstellen von HTTP-Anfragen notwendig ist.
Es wird weder JSON serialisiert noch HTTP-Kommunikation simuliert. Stattdessen wird die Logik isoliert getestet, was die Tests schneller, stabiler und leichter wartbar macht. Auch bei Änderungen der API, etwa wenn neben einem kompletten Namen zukünftig Vor- und Nachname getrennt übergeben werden sollen, profitieren Entwickler von der transportagnostischen Testarchitektur. Die Tests können unkompliziert erweitert werden, um sowohl die alte als auch die neue Funktionsweise abzudecken. Diese Flexibilität ist ein großer Gewinn, da bei API-Veränderungen häufig verschiedene Versionen zeitgleich unterstützt werden müssen.
In einem typischen mehrschichtigen Software-Design trennt man zudem deutlich die Zuständigkeit für den Transport von der Geschäftslogik. Die sogenannten Controller oder Web-Servlets übernehmen die Entgegennahme von HTTP-Anfragen, das Parsen der Parameter und das Erzeugen von HTTP-Antworten. Diese Controller sind meist relativ dünn und delegieren die eigentliche Arbeit an Service-Klassen beziehungsweise Service-Methoden. Die Service-Schicht enthält dabei die Kernlogik und lässt sich mühelos unabhängig vom Transport testen. Das bedeutet, dass Contract Testing für die Geschäftsschicht ohne Netzwerkzugriffe erfolgt.
Für die Controller hingegen empfehlen sich separate Tests, in denen mit simulierten HTTP-Anfragen und -Antworten das Verhalten hinsichtlich des Transportprotokolls getestet wird. PACT und ähnliche Tools kommen an dieser Stelle dann ins Spiel, wenn eine Blackbox-Sicht auf Systeme nötig ist, deren Quellcode nicht verändert oder direkt angesteuert werden kann. Ebenso eignen sie sich für Legacy-Systeme, die noch nicht konsequent in die neue serviceorientierte Architektur integriert wurden. In diesen Fällen kann das Aufzeichnen und Nachspielen von API-Kommunikation zur Absicherung einer Schnittstelle sinnvoll sein. Wichtig ist es hier zu verstehen, dass Transportprotokolle wie HTTP, verschiedene Message-Broker (etwa Kafka oder RabbitMQ) oder proprietäre Protokolle lediglich die Übertragungswege darstellen.
Verträge auf Geschäftsebene können und sollten von diesen technischen Details entkoppelt sein, um möglichst unabhängig und stabil getestet werden zu können. Als Schlussfolgerung lässt sich sagen, dass die Trennung von Geschäftslogik und Transportprotokoll in der API-Entwicklung den Weg für effizienteres und verständlicheres Contract Testing ebnet. Wer seine Business Contracts lediglich auf Basis von Transportprotokollen prüft, läuft Gefahr, Tests unnötig komplex, langsam und fehleranfällig zu machen. Stattdessen lohnt es sich, beim Design von APIs und Tests auf Abstraktionsebenen wie OpenAPI oder gRPC zu setzen, die die Details der Kommunikation automatisch handhaben und den Entwicklern ermöglichen, sich auf das Wesentliche – die Geschäftslogik – zu konzentrieren. Das Prinzip der Transportagnostik bei Geschäftsverträgen fördert damit nicht nur bessere Testpraktiken, sondern führt auch zu einer insgesamt robusteren, wartungsfreundlicheren Softwarearchitektur.
Durch diese Herangehensweise bleiben APIs langfristig kompatibel, skalierbar und für zukünftige Anforderungen offen, was in einer schnelllebigen technologische Welt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein kann.