Diquat ist ein weit verbreitetes, nicht selektives Herbizid, das vor allem in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt und in den Vereinigten Staaten trotz erheblicher Hinweise auf gesundheitliche Risiken noch legal verwendet wird. Im Gegensatz zu Europa, wo der chemische Wirkstoff bereits verboten wurde, stellt Diquat in den USA weiterhin eine gefährliche Belastung für Mensch und Umwelt dar. Sein Hauptwirkmechanismus beruht auf der Zerstörung von Pflanzenzellen und dem Eingriff in die Photosynthese. Doch diese toxische Substanz schadet nicht nur Pflanzen, sondern verursacht auch schwere Schäden im menschlichen Körper – vor allem im Verdauungstrakt. Dort beginnt eine Kaskade toxischer Prozesse, die sich zu einer Systemerkrankung ausweiten kann und letztlich multiple Organfunktionsstörungen herbeiführt.
Der Eintritt von Diquat in den menschlichen Organismus erfolgt vor allem oral, meist über kontaminierte Nahrungsmittel. Das Herbizid ist in vielen bekannten Kulturpflanzen enthalten, die sowohl Menschen als auch Tiere konsumieren. Durch seinen Einsatz auf Kartoffeln, Zuckerrohr, Mais, Hülsenfrüchten, Rapssamen und sogar Obstkulturen gelangt Diquat zwangsweise in die Nahrungskette. Besonders bedenklich ist seine hohe Persistenz in der Umwelt: In Gewässern bleibt die Substanz bis zu zehn Tage aktiv, im Boden sogar noch länger. Dadurch ist eine chronische Exposition über die Nahrung oder das Trinkwasser durchaus realistisch und wird durch aktuelle Studien zunehmend belegt.
Wissenschaftliche Untersuchungen, die im Mai 2025 in einer umfassenden Übersichtsarbeit im Fachjournal Frontiers in Pharmacology veröffentlicht wurden, zeigen eine klare Verbindung zwischen der Einnahme von Diquat und der Schädigung des Darms. Die Substanz zerstört die feine Schleimhautschicht der Darmwand, indem sie Schlüsselproteine wie ZO-1 und Occludin angreift, welche für die Stabilität der Zellverbindungen verantwortlich sind. Wenn diese Schutzbarriere geschwächt ist, entsteht ein sogenanntes „Leaky Gut“-Syndrom – die Darmwand wird durchlässig für schädliche Stoffe und Mikroorganismen, die dann ungehindert in den Blutkreislauf gelangen können. Diese unkontrollierte Passage löst im gesamten Körper Entzündungen aus und führt zu einer Überreaktion des Immunsystems. Parallel hierzu bewirkt Diquat eine Dysbalance der Darmflora.
Die nützlichen Bakterien wie Lactobacillus werden in ihrer Anzahl und Funktion beeinträchtigt, während pathogene Keime dominieren können. Diese gestörte Mikrobiota trägt zu einem erheblichen Anstieg entzündlicher Mediatoren bei und verhindert die Produktion schützender Stoffwechselprodukte, die normalerweise den Darm stabilisieren und vor Schäden bewahren. Damit wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der den Darm zunehmend schwächt und chronische Entzündungsprozesse begünstigt. Zusätzlich greift Diquat die Mitochondrien der Darmzellen an. Diese Kraftwerke der Zelle sind maßgeblich für die Energieversorgung verantwortlich.
Die toxische Wirkung von Diquat erzeugt übermäßig viele reaktive Sauerstoffarten (ROS), welche die Mitochondrien beschädigen. Die Folge ist ein Energiemangel der Zellen, was ihren programmierten Zelltod (Apoptose) begünstigt und die Darmwand weiter destabilisiert. Nährstoffe können schlechter aufgenommen werden, was die allgemeine Gesundheit zusätzlich schwächt. Doch die Schäden durch Diquat beschränken sich nicht auf den Darm. Die toxischen Moleküle sowie die durch die entzündlichen Prozesse ausgelösten Stressfaktoren wirken systemisch und verursachen Zellschäden in lebenswichtigen Organen wie Niere, Leber und Lunge.
Insbesondere in den Nieren und der Leber führt die oxidative Belastung zu einer Schädigung der Zellmembranen, Proteine und der DNA. Dieser Zelluntergang und die daraus resultierende Entzündung tragen zur Entwicklung von multiplen Organfunktionsstörungen bei, auch als MODS (Multiple Organ Dysfunction Syndrome) bekannt. Dieses Syndrom ist lebensbedrohlich und muss sofort medizinisch behandelt werden. Die Mechanismen, durch welche Diquat MODS auslöst, sind zentrale Forschungsgegenstände der neuesten Studien. Das MODS-Syndrom entsteht klassischerweise durch einen lebensbedrohlichen Schock, bei dem mehrere Organsysteme nicht mehr richtig arbeiten.
Im Fall von Diquat ist eine direkte toxische Überlastung des Körpers zu beobachten, die im Gegensatz zu einer Infektion durch ein Giftstoff-induziertes systemisches Entzündungssyndrom ausgelöst wird. Infolgedessen kann die Leberschädigung bis hin zu einer Leberentzündung schreiten, die Nieren versagen teilweise oder vollständig, und die Lunge wird durch entzündliche Prozesse beeinträchtigt, was die Atemfunktion erheblich verschlechtert. Die Eliminierung von Diquat erfolgt größtenteils über die Nieren und den Darm, doch durch die stetige Belastung kann der Körper die Giftstoffe nicht vollständig abbauen. Dies erhöht das Risiko chronischer Erkrankungen und langanhaltender Organschäden, die sich erst nach Jahren manifestieren können. Besonders gefährdet sind Kinder und Menschen in landwirtschaftlichen Regionen mit entsprechend hohem pesticidchemischem Einsatz.
Dort beobachtet man vermehrt Symptome wie chronische Entzündungen, Leber- und Nierenerkrankungen und eine gestörte Immunreaktion. Zusätzlich gibt es wachsende Bedenken hinsichtlich des Einflusses von Diquat auf die Umwelt. Die andauernde Kontamination von Böden und Gewässern gefährdet das ökologische Gleichgewicht. Nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere und Mikroorganismen werden durch das Toxin belastet, was sich langfristig negativ auf die Biodiversität und Nahrungsmittelsicherheit auswirkt. Die Persistenz von Diquat im Ökosystem macht eine vollständige Reinigung kaum möglich und lässt befürchten, dass die Schäden sich weiter ausdehnen.
Trotz der aufgezeigten Risiken versucht die Pestizidindustrie immer wieder, mögliche Gesundheitsschäden herunterzuspielen oder die Forschung zu beeinflussen. In den USA führt dies zu verzögerten oder zurückhaltenden Regulierungsmaßnahmen, während gleichzeitig alternative und weniger toxische Pflanzenschutzmittel international auf dem Vormarsch sind. Einige antagonistische Substanzen, wie das natürliche Antioxidans Resveratrol, Taurin sowie probiotische Präparate, zeigen in Studien eine schützende Wirkung auf den Darm und könnten helfen, Schädigungen durch Diquat abzuschwächen. Diese Mittel ersetzen jedoch nicht den dringenden Bedarf an einem Verzicht oder der Minimierung des Einsatzes von Diquat. Ein Wandel im Umgang mit Herbiziden wie Diquat ist deshalb dringend notwendig, um die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu schützen.