Fuchswurf, im Deutschen auch als „Fuchsprellen“ bekannt, war eine ungewöhnliche und grausame Sportart, die im 17. und 18. Jahrhundert in Europa vor allem bei Adeligen beliebt war. Sie gilt heute als bedeutendes Beispiel für blutige und gefährliche Freizeitbeschäftigungen der Oberschicht jener Zeit und bietet einen tiefen Einblick in deren Gesellschaftsstruktur, Unterhaltungsbedürfnisse und Einstellungen gegenüber Tieren. Die Praxis bestand darin, lebende Füchse sowie gelegentlich andere Wildtiere wie Hasen, Dachse, Wildkatzen oder sogar Wildschweine in die Luft zu katapultieren, indem diese mit Hilfe großer Spannleinen von zwei Personen hochgeworfen wurden.
Trotz der Gefährlichkeit für Tiere und Menschen erfreute sich die Disziplin großer Beliebtheit, vor allem als gesellschaftliches Ereignis und als Wettbewerb zwischen mehreren Paaren von Teilnehmern. Die Ursprünge und gesellschaftliche Bedeutung Fuchswurf fand typischerweise in eigens errichteten Arenen statt, die entweder durch das Aufstellen von Leinwänden in einem offenen Gelände oder in den Innenhöfen von Schlössern und Palästen geschaffen wurden. Die Veranstaltung bot den Adligen ein Spektakel, das Mut, Stärke und Geschicklichkeit eindrucksvoll zur Schau stellte. Zwei Personen stellten sich rund sechs bis siebeneinhalb Meter auseinander, jeweils an einem Ende eines Spannnetzes – oft als „Prellgarn“ oder „Prelltuch“ bezeichnet –, und warfen das gerade durch die Mitte laufende Tier in die Höhe. Das Tier wurde erst aus einem Käfig oder einer Falle befreit und dann über die gespannte Leine getrieben; durch ein kräftiges Ziehen wurde es dann hoch katapultiert.
Je höher der Wurf, desto größer die Anerkennung und der Sieg im Wettbewerb. Experten konnten Tiere bis zu 7,5 Meter in die Luft schleudern, was für Zuschauer imposante Augenblicke bot. Die blutigen und gefährlichen Folgen für Tiere und Menschen Die meisten Tiere überlebten diesen Prozess nicht. Die oft tödlichen Verletzungen sowie der Horror für die gehetzten Tiere machen den Fuchswurf aus heutiger Sicht zu einem klaren Fall von Tierquälerei. Ein berühmtes Beispiel für die Grausamkeit dieses Sports lieferte August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, der 647 Füchse, 533 Hasen, 34 Dachse und 21 Wildkatzen in einem einzigen Wettkampf in Dresden warf und töten ließ.
Er nahm selbst an der Sportart teil und zeigte dabei enorme Kraft, indem er eine Seite der Wurfleine mit nur einem Finger hielt, während zwei kräftige Männer das andere Ende hielten. Die Faszination der Teilnehmer an dieser grausamen Aktivität war bemerkenswert, was sich auch in der Schilderung eines schwedischen Gesandten widerspiegelt, der 1672 bei einem Wettkampf in Wien miterlebte, wie selbst Kaiser Leopold I. sich am Töten der verletzten Tiere beteiligte. Das Bild eines Herrschers, der sich mit Hofzwergen und Knaben verbündet, um die wehrlosen Tiere grausam zu behandeln, überraschte Beobachter und war für sie widersprüchlich zum erwarteten imperialen Anstand. Auch wenn der Fokus meistens auf der sportlichen Wettkampfatmosphäre lag, konnte der Fuchswurf für die Teilnehmer gefährlich sein.
Die verängstigten Tiere schlugen oft zurück und attackierten diejenigen, die sie schleuderten. Besonders Wildkatzen stellten ein Risiko dar, da sie sich krallend an die Tücher klammerten und versuchten zurückzubeißen. Die Verletzungsgefahr für Menschen war daher nicht unerheblich und zeigte, dass das Vergnügen des Adels mit einem nicht unerheblichen Risiko verbunden war. Der gesellschaftliche Kontext – Unterhaltung für gemischte Paare Ein hervorstechendes Merkmal des Fuchswurfs war seine Beliebtheit als gesellschaftliche Aktivität für gemischte Paare. Männer und Frauen nahmen gemeinsam teil, was den sportlichen Wettkampf auch zu einer Form der Unterhaltung und gesellschaftlichen Interaktion verwandelte.
Die Rivalität verschiedener Paare steigerte die Spannung. Die Kombination aus sportlichem Wettbewerb und sozialer Begegnung unterstreicht, wie eng Freizeitgestaltung und gesellschaftliches Leben am Hof miteinander verwoben waren. Ein für die Zeit ungewöhnlicher Aspekt war der Einsatz von Wildschweinen bei diesen Wettkämpfen. Ein erwähnter Wettbewerb Augusts des Starken beinhaltete nicht nur Füchse und Hasen, sondern auch wilde Bachen, die für erhebliche Unruhe sorgten, besonders unter den anwesenden Damen. Ihr Panikschrecken sowie die Zerstörung ihrer Kleidung durch die Tiere sorgten für zusätzliches Spektakel und Unterhaltung der männlichen Teilnehmer.
Fuchswurf als Teil von Kostümfesten und Maskeraden Neben dem reinen Wettbewerb war das Werfen von Füchsen manchmal Teil aufwändiger Maskeraden. Diese Veranstaltungen waren aufwendig kostümiert, bei denen die Teilnehmer sich in Gestalt von mythischen Helden, römischen Kriegern, Satyrn oder Nymphen verkleideten. Diese Kostümierungen vermehrten den Unterhaltungswert und verliehen der Sportart eine fast theatralische Dimension. Die Tiere wurden oft mit bunten Pappstücken, glitzernden Stoffen oder sogar Tinsel geschmückt. So wurden die Füchse und Hasen teils als Karikaturen bekannter Persönlichkeiten dargestellt.
Nach dem Wettkampf begab man sich häufig in einem Fackelzug oder zu einem festlichen Bankett, wodurch die soziale und festliche Komponente der Veranstaltung verstärkt wurde. Vergleich mit anderen blutigen Jagd- und Wurfsportarten Der Fuchswurf war Teil einer Reihe von ähnlichen, heute überwiegend verbotenen Blut- oder Wurfsportarten, die im europäischen Adel zum Zeitvertreib dienten. Ähnliche sportliche Aktivitäten wie Bärenhetzen, Stierkampf, Hahnwerfen, Gänsepicken oder auch das Werfen von Haggis zeigen, dass es sich historisch um ein weit verbreitetes Spektrum an Tierquälerei unter dem Deckmantel von Unterhaltung handelte. Dennoch war der Fuchswurf durch seine eigene Ästhetik und seinen spezifischen Ablauf einmalig und zeigte die besondere Vorliebe einer kurzen Epoche, in der körperlicher Mut und Kraft auf perfide Weise demonstriert wurden. Die historische Entwicklung und das Ende des Fuchswurfs Mit zunehmender Aufklärung und einem wachsendem Bewusstsein für den Tierschutz verlor der Fuchswurf im Laufe des 18.
Jahrhunderts an Anhängern. Die genaue Dynamik des Rückgangs dieser Sportart ist nicht umfassend dokumentiert, doch Bewegungen gegen Tierquälerei und die Einführung strengeren Jagdrechts führten zu einem allmählichen Aussterben dieser brutalen Wettkämpfe. Die gesellschaftlichen Werte verschoben sich langsam hin zu einer ausgewogeneren Haltung gegenüber Tieren, was letztendlich zur Verdrängung von blutigen Sportarten wie dem Fuchswurf beitrug. Heute ist der Fuchswurf eine bemerkenswerte historische Anekdote, die vor allem als Beispiel für menschliche Grausamkeit und den Wandel gesellschaftlicher Vorstellungen über Tierliebe und Sportverständnis dient. Museen und historische Sammlungen greifen das Thema gelegentlich auf, um den Wandel von Kultur, Moralvorstellungen und Freizeitverhalten zu veranschaulichen.
Die Erinnerung an den Fuchswurf mahnt dazu, die Grenzen von Unterhaltung zu reflektieren und Tiere mit Respekt zu behandeln. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Fuchswurf eine äußerst kontroverse Praxis war, die brutal und gefährlich war, aber zugleich tief in der höfischen Kultur verankert war. Seine Mischung aus Spektakel, Wettbewerbscharakter und gesellschaftlicher Inszenierung machte ihn zu einem beliebten, wenn auch grausamen Zeitvertreib der europäischen Aristokratie. Die Überlieferung solcher Sportarten hilft heute dabei, die historischen Eigenheiten früherer Gesellschaften zu verstehen und die Entwicklung zu einer humaneren Welt nachzuvollziehen.