Bain Capital, die renommierte US-Investmentgesellschaft, steht nach aktuellen Informationen vor dem geplanten Verkauf ihres China-Geschäfts im Bereich der Rechenzentren. Dabei handelt es sich um WinTriX DC Group, einen führenden Betreiber von Datenzentren in China, dessen Bewertung den Quellen zufolge über 4 Milliarden US-Dollar liegen könnte. Diese Nachricht erregt weltweit Aufmerksamkeit, da sie nicht nur die Dynamik im Data-Center-Markt widerspiegelt, sondern auch das strategische Kalkül globaler Investoren aufzeigt, insbesondere angesichts der politischen und wirtschaftlichen Verschiebungen in der Region. WinTriX, früher als Chindata Group Holdings bekannt, wurde von Bain Capital bereits 2019 übernommen. Damals erwarb die Investmentfirma den damaligen Nasdaq-gelisteten Betreiber für rund 3,16 Milliarden US-Dollar und legte damit den Grundstein für eine verstärkte Positionierung im boomenden Sektor der Dateninfrastruktur in Asien.
Das Portfolio von WinTriX umfasst zahlreiche Hyperscale-Rechenzentren, die für die Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen von entscheidender Bedeutung sind, insbesondere für Technologie- und Internetunternehmen. Der geplante Verkauf erfolgt nahezu zwei Jahre nach der Privatisierung der Firma und stellt den nächsten Schritt der Portfolio-Optimierung von Bain Capital dar. Die Investmentgesellschaft, deren Hauptsitz in Boston liegt, hatte ursprünglich die chinesischen Aktivitäten mit dem südostasiatischen Betreiber Bridge Data Centres zu einem kombinierten börsennotierten Unternehmen zusammengefasst. Im Zuge der Überarbeitung der Geschäftseinheiten wurde die Struktur jedoch wieder getrennt, sodass das China-Geschäft unter dem Namen WinTriX eigenständig geführt wird, während Bridge Data Centres die außerhalb Chinas gelegenen Märkte abdeckt. Der Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) und die intensive Digitalisierung haben in den letzten Jahren die Investitionen in Infrastruktur, insbesondere in datenverarbeitende Einrichtungen, erheblich vorangetrieben.
Die enorme Datenmenge, die von KI-Systemen benötigt wird, sowie der Bedarf an Cloud-Diensten haben die Nachfrage nach leistungsfähigen und gut platzierten Rechenzentren stark steigen lassen. Dies hat die Bewertungen im Sektor nach oben getrieben und bietet damit einen günstigen Zeitpunkt für einen Teilverkauf oder vollständigen Ausstieg. Die Bewertung von über 4 Milliarden US-Dollar für das China-Geschäft von WinTriX steht in einem starken Kontrast zu früheren Transaktionen. Ein prominentes Beispiel ist der Verkauf des australischen Unternehmens AirTrunk an ein von Blackstone geführtes Konsortium, dessen Multiplikator für das Verhältnis von Unternehmenswert zu künftigem EBITDA über zwanzigfach lag. Obwohl direkte Vergleiche aufgrund regional unterschiedlicher Marktbedingungen schwierig sind, verdeutlicht dies die international zunehmende Attraktivität der Branche.
Auf der anderen Seite weisen Analysten und Ratingagenturen auf Herausforderungen hin, denen sich Betreiber in China stellen müssen. So senkte im Februar Fitch Ratings die langfristigen Bonitätsnoten von WinTriX von BBB auf BB, was eine Herabstufung in den spekulativen Bereich bedeutet. Als Gründe wurden unter anderem das langsamere Wachstum der Nachfrage nach hyperskaligen Rechenzentren innerhalb Chinas sowie der zunehmende Wettbewerbsdruck genannt. Insbesondere die reduzierte Wachstumsdynamik innerhalb des Heimatmarkts sorgt bei Investoren für vorsichtige Betrachtungen. WinTriX ist stark von seinem größten Kunden Bytedance abhängig, der Muttergesellschaft von TikTok und anderen Plattformen.
Laut Fitch trug Bytedance im Jahr 2022 etwa 86 Prozent zum Umsatz von WinTriX bei. Diese starke Konzentration birgt sowohl Chancen als auch Risiken, da Kundenbindung den langfristigen Erfolg sichert, andererseits eine zu hohe Abhängigkeit das Unternehmen verwundbar macht. Neben China betreibt WinTriX auch Datenzentren in Indien und Malaysia, was die Ambitionen der Firma verdeutlicht, in Südostasien zu expandieren. Parallel dazu sicherte sich Bridge Data Centres, die außerhalb Chinas operierende Einheit von Bain Capital, im März eine Finanzierung in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar, um die Expansion der Rechenzentren voranzutreiben. Interessanterweise plant Bain Capital, diese Einheit vorerst weiterhin zu kontrollieren und nur das China-Geschäft zu veräußern.
Die laufenden Gespräche mit möglichen Käufern und die Einbindung von Beratern deuten darauf hin, dass Bain Capital eine strategisch gut vorbereitete Transaktion anstrebt. Allerdings sind sowohl die Identität potentieller Käufer als auch die konkreten Finanzierungsbedingungen bislang nicht öffentlich bekannt. Diese Informationen werden mit Spannung erwartet, da der Abschluss eines solchen Deals wegweisend für zukünftiges Kapital in den Datensektor sein könnte. Der globale Wettbewerb im Bereich der Rechenzentren hat sich in den letzten Jahren erheblich verschärft. Investoren und Betreiber suchen nicht nur nach attraktiven Marktchancen, sondern müssen zudem geopolitische Risiken, regulatorische Veränderungen und technologische Entwicklungen berücksichtigen.