Die nachhaltige Transformation der Textilindustrie ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Angesichts der großen Umweltauswirkungen und sozialen Fragen, die mit der Herstellung von Bekleidung und Textilien einhergehen, wird der Ruf nach mehr Verantwortung und umweltfreundlichen Lösungen immer lauter. Vor diesem Hintergrund ist der Beitritt von Better Cotton zur Policy Hub-Allianz ein bedeutender Schritt, der die Rolle der Baumwollindustrie im Nachhaltigkeitsdiskurs maßgeblich stärkt. Better Cotton ist eine etablierte Initiative, die sich weltweit für umweltverträgliche und sozial verantwortliche Anbaumethoden von Baumwolle einsetzt. Mit ihrem Beitritt zur Policy Hub, einer Koalition, die 2019 gegründet wurde und heute über 700 einflussreiche Akteure aus den Bereichen Marken, Einzelhandel, Herstellung sowie Dienstleistung umfasst, positioniert sich Better Cotton an der Schnittstelle zwischen landwirtschaftlicher Praxis und europäischer Politik.
Ziel der Policy Hub ist es, die Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der Bekleidungs- und Schuhbranche voranzubringen. Die Zusammenarbeit innerhalb der Policy Hub ermöglicht einen intensiven Austausch technischer Expertise und die gemeinsame Entwicklung kohärenter Positionen zu aktuellen regulatorischen Entwicklungen auf EU-Ebene. Besonders im Fokus stehen dabei richtungsweisende Gesetzgebungen wie die Richtlinien zur Stärkung der Verbraucherrechte, die sogenannten Green Claims Directives, das Omnibus-Gesetzgebungspaket sowie die Verordnung über ökodesignorientierte nachhaltige Produkte. Mit seiner Expertise bezüglich landwirtschaftlicher Abläufe und fundiertem Wissen zu den Gegebenheiten auf Baumwollfarmen wird Better Cotton die Verhandlungsposition der Policy Hub stärken. Das Ziel ist es, das Bewusstsein für die essenzielle Rolle von Baumwolle als natürlicher Faser zu erhöhen und aufzuzeigen, wie verbindliche Standards den Wandel der Textilindustrie zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft unterstützen können.
Dabei ist es wichtig, dass politische Entscheidungen nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet werden, sondern auch ökologische und soziale Gesichtspunkte in den Mittelpunkt rücken. Better Cotton bringt mehr als 40 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen der Textilbranche in die Koalition ein und trägt so zur Integration vielfältiger Perspektiven bei. Diese Bündelung hilft, realitätsnahe und praxisorientierte Ansätze in den politischen Diskurs einzubringen. Gerade weil Baumwolle als eine der weltweit am häufigsten genutzten Naturfasern eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Textillandschaft spielt, ist die Einbindung ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung in EU-Richtlinien unabdingbar. Darüber hinaus engagiert sich Better Cotton in enger Zusammenarbeit mit Organisationen wie Textile Exchange, Fashion for Good, dem Social and Labor Convergence Program, dem Organic Cotton Accelerator und der Fair Labor Association.
Dieses breite Netzwerk an Partnerschaften ermöglicht es, sowohl ökologische als auch soziale Fragen ganzheitlich anzugehen und sicherzustellen, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf dem Papier existiert, sondern praktisch umgesetzt wird. Im März 2025 brachte Better Cotton seine Bedenken zu vorgeschlagenen Änderungen der Europäischen Kommission im Rahmen der Omnibus-Pakete zum Ausdruck. Diese Änderungen zielen darauf ab, Bürokratie abzubauen und die EU-Vorschriften zu vereinfachen. Allerdings führte die Eingrenzung der Pflichten zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht auf direkte Lieferanten zu einem wesentlichen Wandel. Während zuvor ein risikobasierter Ansatz verfolgt wurde, der die gesamte Lieferkette in den Blick nahm, konzentrieren sich die neuen Vorgaben nur noch auf die erste Lieferstufe.
Dieser Wandel hat das Potenzial, die Wirksamkeit der Sorgfaltspflichten erheblich zu verringern, da Risiken und negative Auswirkungen, die weiter unten in der Lieferkette auftreten, möglicherweise unbeachtet bleiben. Die Bedeutung einer umfassenden Stakeholder-Integration wird ebenfalls eingeschränkt, indem der Dialog auf „relevante“ Akteure beschränkt wird. Diese engere Definition könnte die wichtige Rolle von zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen Beteiligten, die wertvolle Einblicke liefern, erheblich einschränken. Die Position von Better Cotton unterstreicht somit die Notwendigkeit, politische Regelwerke so zu gestalten, dass sie Transparenz, Verantwortung und ganzheitliches Handeln fördern. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Textilbranche ihre komplexen Umwelt- und Sozialprobleme wirksam angehen kann.
Die kontinuierliche Arbeit der Policy Hub als Plattform für Kooperation und Wissensaustausch stärkt den europäischen Dialog über nachhaltigere Textilprodukte. Indem Better Cotton als erfahrene Stimme aus der Praxis hinzugefügt wird, steigen die Chancen, dass EU-weite Nachhaltigkeitsinitiativen reale Verbesserungen bewirken und nicht nur bürokratische Hürden darstellen. Für Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bietet die Integration nachhaltiger Baumwollstandards im Einklang mit politischen Vorgaben neue Möglichkeiten, sich zukunftsfähig aufzustellen und zugleich Verbraucheranforderungen gerecht zu werden. Die Nachfrage nach umweltfreundlicher Mode wächst stetig, und Transparenz in der Lieferkette wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor. Insgesamt ist der Eintritt von Better Cotton in die Policy Hub ein Signal für den verstärkten Fokus auf nachhaltige Landwirtschaft und transparente Herstellung in der Textilbranche.
Diese Entwicklung bietet eine Plattform für gemeinsames Lernen, Einflussnahme und die Gestaltung zukunftsorientierter politischer Rahmenbedingungen. Das Ziel ist klar formuliert: Eine faire, nachhaltige und kreislauffähige Textilwirtschaft, die ökologische Ressourcen schont und soziale Gerechtigkeit fördert, muss in europäischen und globalen Märkten stärker verankert werden. Die Herausforderungen sind groß, aber mit einer breiten Koalition aus Industrie, Politik und Zivilgesellschaft lässt sich ein Wandel schaffen, der den Ansprüchen unserer Zeit gerecht wird. Better Cotton trägt mit seinem praxisnahen Wissen und Engagement entscheidend dazu bei, diese Transformation voranzutreiben und nachhaltige Textilstandards auf internationalem Niveau zu etablieren.