Diageo, bekannt als einer der weltweit größten Hersteller von alkoholischen Getränken, hat angekündigt, dass das Unternehmen plant, „erhebliche“ Änderungen in seinem Produktportfolio vorzunehmen. Dies umfasst den Verkauf von Vermögenswerten, die weit über die üblichen kleineren Markenverkäufe der letzten Jahre hinausgehen. Diese Strategie wurde in einer Erklärung von CFO Nik Jhangiani am 19. Mai 2025 gegenüber Analysten präsentiert. Mit dieser Maßnahme möchte Diageo seine Wettbewerbsfähigkeit stärken, effizienter werden und sich für zukünftiges Wachstum positionieren.
Die Ankündigung deutet auf eine tiefgreifende Neuausrichtung hin, die das Unternehmen auf digitale Transformation, operative Agilität und Kostenoptimierung konzentriert. Die Hintergründe und Implikationen dieser geplanten Asset-Verkäufe sind für Investoren, Marktbeobachter und Branchenkenner gleichermaßen von großem Interesse. In den vergangenen Jahren hat Diageo bereits verschiedene Vermögenswerte veräußert. Dazu zählen unter anderem Rum-Marken wie Cacique und Pampero sowie die Safari-Likörmarke. Der Konzern hatte zudem in Afrika Vermögenswerte verkauft, wobei der geplante Verkauf der Gin-Marke Pimm’s im letzten Jahr aufgrund fehlender Käufervereinbarungen gestoppt wurde.
Dies zeigt, dass Diageo seit längerem seine Marken und Geschäftssegmente überprüft und im Rahmen der Portfoliooptimierung Anpassungen vornimmt. Die aktuellen Pläne deuten jedoch auf umfassendere Veränderungen hin, was vermuten lässt, dass auch größere oder strategisch weniger zentrale Geschäftsbereiche zum Verkauf stehen könnten. Die treibenden Kräfte hinter dieser Maßnahme sind vielfältig. Zum einen arbeitet Diageo an einer Kostenreduzierung von rund 500 Millionen US-Dollar über die nächsten drei Jahre. Dieses Einsparziel ist Teil eines umfassenden Programms mit dem Namen „Accelerate“, das nicht nur finanzielle Effizienz, sondern auch eine Transformation der Arbeitsweise des gesamten Unternehmens zum Ziel hat.
Laut CFO Jhangiani soll „Accelerate“ zu einem agileren globalen Betriebsmodell führen und die operative Hebelwirkung verbessern. Das bedeutet, dass organisatorische Strukturen, Lieferketten und Marketingaktivitäten überdacht und neu ausgerichtet werden, um schneller und flexibler auf Marktveränderungen reagieren zu können. Ein wesentlicher Bestandteil der Kostenstrategie betrifft Ausgaben in verschiedenen Bereichen, etwa im Handelsinvestment, also der Spendings für Verkaufsförderung am Point of Sale, sowie bei Werbung und Promotion (A&P). Auch die Gemeinkosten sowie die Lieferkette werden durch Effizienzverbesserungen entlastet. Die Supply-Teams von Diageo tragen dabei eine besondere Verantwortung, um die inflationsbedingten Kostensteigerungen abzufedern, unter anderem durch das sogenannte Supply Agility Programm, das darauf abzielt, Lieferprozesse agiler und widerstandsfähiger zu machen.
Was bedeutet das für die Kunden und Konsumenten? Für Endverbraucher könnten sich Sortiment und Markenangebot verändern. Diageo dürfte sich auf seine Kernmarken wie Johnnie Walker, Tanqueray oder Guinness fokussieren und weniger profitable oder kleinere Marken veräußern. Dadurch können Ressourcen verstärkt in die Entwicklung und Förderung von Premium-Produkten sowie innovativen Konzepten fließen, was letztlich auch den Verbrauchern zugutekommt. Gleichzeitig könnte die Konzentration auf Hauptmarken zu einer stärkeren globalen Präsenz und verbesserten Marketingerlebnissen führen. Investoren beobachten diese Entwicklungen mit Interesse, da der Konzern für die Finanzjahre 2025/26 mit einem erwarteten freien Cashflow von rund £3 Milliarden aufwartet.
Diese solide Liquiditätsbasis unterstützt nicht nur die Dividendenpolitik des Unternehmens, sondern ermöglicht auch zusätzliche Investitionen in Wachstumsfelder wie digitale Technologien, Nachhaltigkeit und Expansion in wachstumsstarken Märkten. Die geplanten Asset-Verkäufe und Kosteneinsparungen können somit als Mittel zur Mobilisierung finanzieller Mittel für strategische Investitionen verstanden werden. Die globale Positionierung von Diageo als führender Player im Spirituosenmarkt ist ein weiterer Faktor, der die Bedeutung der Transformation unterstreicht. Die Branche steht vor vielfältigen Herausforderungen: sich verändernde Verbraucherpräferenzen, regulatorische Anforderungen und der verstärkte Wettbewerb durch lokale und internationale Marken. Zudem spielen Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Alkoholkonsum eine immer größere Rolle.
Diageo hat erkannt, dass es sich an diese Dynamik anpassen muss, um langfristig erfolgreich zu sein. Die geplanten Veränderungen in der Portfolio-Struktur und die betriebliche Neuausrichtung tragen diesem Umstand Rechnung. Eine einfache Portfolio-Bereinigung im herkömmlichen Sinn reicht laut Jhangiani nicht mehr aus; das Unternehmen peilt „substantielle“ Änderungen an. Das kann bedeuten, dass ganze Geschäftsbereiche oder bedeutende Marken zum Verkauf stehen. Allerdings gibt Dihangiani bewusst keine konkreten Details bekannt, da sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium befinden.
Das Element der Überraschung hat strategische Gründe, da Marktreaktionen und Verhandlungspositionen sorgfältig abgewogen werden müssen. Im Wettbewerb um die Gunst der Konsumenten versuchen viele Spirituosenhersteller ihrer Markenstrategie einen klaren Fokus zu geben. Diageo will dabei durch eine schlankere Struktur und mehr Effizienz bessere Wachstumschancen wahrnehmen. Diese Neuausrichtung passt in den globalen Trend von Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und nicht profitable Teile abzustossen. Somit könnte der geplante Asset-Verkauf bei Diageo mittel- und langfristig zu einer stärkeren Marktstellung und höherer Profitabilität führen.
Die Frage nach den Auswirkungen auf die Beschäftigten beschäftigt ebenfalls viele Marktteilnehmer. Einsparungen in Höhe von 500 Millionen Dollar bedeuteten auch einen gewissen Anpassungsdruck auf die Belegschaft. Offizielle Angaben, wie viele Stellen betroffen sein könnten, wurden nicht gemacht. Dennoch signalisierte das Management, dass die Maßnahmen Teil eines größeren Umstrukturierungsprogramms sind, das eine „agilere und widerstandsfähigere“ Organisation entstehen lassen soll. Unternehmen, die operative Effizienz und Flexibilität verbessern, setzen dabei häufig auch auf Digitalisierung und Automatisierung.
Dies könnte zwar Jobverluste in einigen Bereichen bedeuten, aber auch neue Arbeitsplätze in anderen Sektoren schaffen. Die erfolgreiche Umsetzung dieses strategischen Wandels hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen müssen Interessenten für die zum Verkauf stehenden Vermögenswerte gefunden werden. Der gescheiterte Verkauf von Pimm’s zeigt, dass Verkäufe nicht zwangsläufig schnell oder reibungslos ablaufen. Zum anderen muss sich Diageo die Erfolge von Kosteneinsparungen und operativer Umgestaltung sichern.
Die Präsentation weiterführender Details zum Programm „Accelerate“ ist für August 2025 vorgesehen, wenn auch die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht werden. Dies wird ein wichtiger Zeitpunkt für Investoren und Marktbeobachter, um die Fortschritte zu bewerten. Insgesamt zeigt die Ankündigung von Diageo, wie dynamisch und herausfordernd der Spirituosenmarkt ist, und wie wichtig es für globale Konzerne ist, ihr Portfolio und Betrieb kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen. Die bevorstehenden „substanziellen“ Asset-Verkäufe und die Sparprogramme deuten auf eine Phase bedeutender Veränderungen hin, die Diageo helfen sollen, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich für zukünftiges Wachstum optimal aufzustellen. Diese strategische Kurskorrektur könnte auch andere Unternehmen in der Branche inspirieren, ihre eigenen Geschäftsmodelle kritisch zu hinterfragen und sich auf Kernstärken zu fokussieren.
Für die Kunden bedeutet dies möglicherweise neue Produktinnovationen und eine noch stärkere Ausrichtung auf Premium-Qualität. Für die Märkte könnte die Neuordnung von Besitzverhältnissen in der Spirituosenbranche neue Wettbewerbsdynamiken bringen. Und für Investoren bietet die Entwicklung spannende Chancen, da ein effizienteres und fokussierteres Diageo traditionelle Stärken mit moderner Unternehmensführung kombiniert. Die nächsten Monate werden zeigen, wie tiefgreifend die Veränderungen tatsächlich sein werden und welchen Einfluss sie auf das weltweite Spirituosengeschäft haben.