Im Jahr 2024 haben Anleger in den USA nach neuesten Erkenntnissen von Morningstar so wenig für Fondsgebühren gezahlt wie nie zuvor. Die vom Unternehmen im Rahmen des „2024 U.S. Fund Fee Study“ veröffentlichten Daten belegen, dass sich der durchschnittliche, asset-gewichtete Ausgabeaufschlag auf 0,34 % reduzierte, gegenüber 0,36 % im Jahr zuvor. Dieses Ergebnis dokumentiert nicht nur eine erfreuliche Einsparung von rund 5,9 Milliarden US-Dollar bei Fondskosten, sondern verdeutlicht auch den anhaltenden Trend zu kostengünstigen Investmentprodukten.
Dabei zeichnet sich jedoch bereits ab, dass die Geschwindigkeit, mit der diese Gebühren fallen, an Dynamik verliert. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen über die Zukunft der Fondspreispolitik und die Auswirkungen auf Anleger auf. Der historische Rückgang der Fondskosten ist eng verbunden mit der wachsenden Dominanz von Indexfonds und ETFs. Diese passiv verwalteten Fonds gelten als kostengünstige Alternative zu aktiv gemanagten Fonds und haben insbesondere in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Morningstar weist darauf hin, dass viele Indexfonds mittlerweile Gebühren von weniger als 0,05 % verlangen – einige Anbieter bieten sogar Modelle mit null Gebühren an.
Solch niedrige Kosten nähern sich einer Art Boden, unter dem weitere Preissenkungen kaum noch möglich erscheinen. Die intensive Wettbewerbsphase, die in den vergangenen Jahren zu dramatischen Preissenkungen unter den Fondsgesellschaften führte, scheint sich allmählich zu entspannen. Interessant ist auch die ungleiche Verteilung der Gebührensenkungen. Während die günstigsten 10 % der Fonds ihre Kosten in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert haben, zeigt der obere Bereich teurer Fonds nur eine vergleichsweise geringe Reduktion von rund 19 %. Diese Schere führt dazu, dass Investoren zunehmend auf preiswerte Fonds setzen.
Die Daten von 2024 verdeutlichen dieses Verhalten: Während die günstigsten 20 % der Fonds mit Zuflüssen von 930 Milliarden US-Dollar enorme Nettomittelzuflüsse verzeichnen konnten, erlitten die übrigen 80 % mittels Abflüssen von 254 Milliarden US-Dollar deutlichen Verlust. Die daraus resultierende Differenz von 1,2 Billionen US-Dollar ist die zweitgrößte seit zwei Jahrzehnten und unterstreicht die starke Präferenz der Anleger für kostengünstige Produkte. Ein weiterer wichtiger Aspekt der aktuellen Marktanalyse liegt in den Unterschieden bei den Fondstypen. ETFs bleiben grundsätzlich günstiger als klassische Investmentfonds, sowohl aus Sicht des egal gewichteten als auch des asset-gewichteten Durchschnitts. Allerdings verkleinert sich diese Preisdifferenz sukzessive.
Während neue ETFs im Vergleich zu 2015 im Durchschnitt um sechs Basispunkte teurer geworden sind, verbilligten sich neue klassische Fonds um 24 Basispunkte. Dies könnte darauf hindeuten, dass manche Vorteile von ETFs bezüglich der Kostenstruktur etwas an Boden verlieren oder dass traditionelle Fondsanbieter verstärkt auf Kosteneffizienz achten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Marktführer im Niedrigpreis-Segment bleiben unangefochten: Vanguard führt mit einem durchschnittlichen Gebührenniveau von 0,07 % weiterhin das Ranking an. Darauf folgen State Street mit SPDR-Produkten (0,12 %), iShares (0,16 %) und Dimensional Fund Advisors (0,25 %). Diese Anbieter setzen Maßstäbe hinsichtlich günstiger Anlagevehikel, was sowohl institutionelle als auch private Investoren gleichermaßen anzieht.
Ein bedeutsamer Nebenaspekt dieser Entwicklung ist die strategische Reaktion der Vermögensverwalter auf die veränderte Ertragslage. Wenn die Gebühren bei Indexfonds und ETFs ihr Minimum erreichen oder bereits erreicht haben, steht für viele Anbieter fest, dass sie sich künftig neue Einnahmequellen erschließen müssen. Die Profitabilität der Verwaltung solcher Fonds fällt drastisch, weshalb viele Asset Manager verstärkt auf aktive Strategien, Beratungserlöse oder die Entwicklung innovativer Produkte setzen, um ihre Margen zu wahren. Diese langfristige Dynamik beeinflusst das Anlageverhalten und die Struktur des Fondsmarktes entscheidend. Die bevorzugte Wahl günstiger Fonds spiegelt den wachsenden Wunsch der Anleger wider, Kosten zu minimieren und dennoch Zugang zu breiter Diversifikation und professioneller Verwaltung zu erhalten.
Gleichzeitig besteht für Investoren die Herausforderung darin, nicht allein auf niedrige Gebühren zu setzen, sondern auch die Qualität der Fondsführung, die Strategie und das Risikomanagement im Auge zu behalten. Durch die gedämpfte Entwicklung der Gebührenreduktion wird sich die Beziehung zwischen Fondskosten und Fondsergebnissen perspektivisch verändern. Die extrem niedrigen Kosten für Passive-Produkte könnten sich zukünftig weniger stark als Wettbewerbsvorteil erweisen, sodass andere Faktoren wie Performance, Servicequalität und Innovationsfähigkeit in den Fokus rücken. Für Anleger wird es wichtiger denn je, ihr Portfolio ganzheitlich zu bewerten und ihre Investmententscheidungen nicht ausschließlich am Preis auszurichten. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Fondsmarkt mit einem historischen Tiefstand bei den Gebühren einen wichtigen Meilenstein erreicht hat.
Allerdings signalisiert die Verlangsamung der Gebührensenkungen, dass der Wettbewerb in eine neue Phase eintritt, die von neuen Herausforderungen und Chancen geprägt ist. Für Investoren bedeutet dies einerseits die Fortsetzung des Trends hin zu kosteneffizienten Anlageprodukten, andererseits aber auch die Notwendigkeit, zukünftig verstärkt auf qualitative Kriterien und strategische Aspekte bei der Fondsauswahl zu achten. Die Analyse von Morningstar bietet somit wertvolle Einblicke in die gegenwärtige sowie zukünftige Struktur der Fondslandschaft und unterstreicht die Bedeutung eines ausgewogenen Anlageansatzes zwischen Kosten, Qualität und Renditechancen.