In der modernen Softwareentwicklung gewinnen Automatisierung und Continuous Integration (CI) zunehmend an Bedeutung. GitHub Actions hat sich dabei als eine der führenden Lösungen etabliert, um Entwicklungszyklen zu beschleunigen und Prozesse zu automatisieren. Doch ein häufig unterschätzter Aspekt ist die Möglichkeit, diese GitHub Actions lokal auszuführen. Dies bietet insbesondere Entwicklern zahlreiche Vorteile, von schnellerem Feedback bis hin zu vereinfachten Testprozessen. GitHub Actions ermöglichen es, Workflows zu definieren, die bei bestimmten Ereignissen aktiviert werden.
Sei es das Pushen von Code, das Erstellen eines Pull Requests oder das Auslösen über einen Zeitplan – die Aktionen automatisieren verschiedenste Aufgaben, wie Tests, Builds oder Deployments. Normalerweise laufen diese Workflows in der Cloud, direkt auf der GitHub-Plattform. Das bedeutet jedoch, dass Entwickler für jede Änderung zunächst committen und pushen müssen, um Automatisierungen auszulösen und deren Ergebnisse abzuwarten. Diese Vorgehensweise kann den Entwicklungsprozess verlangsamen und wertvolle Zeit kosten. Hier kommt das Konzept der lokalen Ausführung ins Spiel.
Tools wie Act ermöglichen es, GitHub Actions direkt auf der eigenen Maschine auszuführen. Das heißt, Workflows, die im Verzeichnis .github/workflows definiert sind, können ohne ständiges Pushen getestet und debuggt werden. Die Umgebung wird so konfiguriert, dass sie der tatsächlichen GitHub-Umgebung entspricht. Variablen, Dateisystem und andere Rahmenbedingungen werden dabei exakt übernommen.
Dadurch entsteht eine sehr realistische Testsituation. Die Vorteile dieser Herangehensweise liegen klar auf der Hand. Zum einen verkürzt sich die Feedbackschleife drastisch. Entwickler sehen unmittelbar, ob ihre Änderung im Workflow funktioniert oder Fehler auftreten – ganz ohne Zeitverlust durch das Committen ins entfernte Repository. Das ist besonders bei komplexeren Pipelines mit mehreren Jobs und Abhängigkeiten enorm hilfreich.
Zum anderen ermöglicht das lokale Ausführen eine gezielte Fehlersuche und das iterative Arbeiten an Workflows, was sonst nur schwer möglich wäre. Ein weiterer spannender Aspekt ist die Möglichkeit, GitHub Actions als lokalen Task Runner zu nutzen. Klassisch verwenden viele Entwickler Makefiles oder ähnliche Tools, um wiederkehrende Aufgaben auszuführen. Mit Act können eben jene Aufgaben durch GitHub Actions ersetzt werden. Das bedeutet, Entwickler profitieren von einer einheitlichen und modernen Automatisierung, die bereits für die cloudbasierte CI/CD-Pipeline eingesetzt wird.
Dadurch wird Redundanz vermieden und Arbeitsprozesse klarer und wartbarer. Der technische Ablauf ist dabei beeindruckend einfach und effizient. Nachdem das Tool gestartet wird, liest es die Workflow-Dateien im Projekt ein. Daraufhin bestimmt es die Aktionen, die entsprechend der Abhängigkeiten ausgeführt werden müssen. Für die Ausführung nutzt es die Docker-API, um die entsprechenden Container-Images entweder zu laden oder zu erstellen.
Anschließend werden die einzelnen Schritte als Container gestartet, welche in der vorgegebenen Reihenfolge laufen. So wird das lokale System zu einer Art Miniatur-GitHub-Umgebung, die Entwickler präzise und zuverlässig ihre Workflows ablaufen lässt. Vor allem in Kombination mit modernen Entwicklungsumgebungen wird die Nutzung von Act noch attraktiver. So existiert beispielsweise eine Visual Studio Code Erweiterung namens GitHub Local Actions, welche das lokale Ausführen und Debuggen von Workflows direkt im Editor erlaubt. Dieses Zusammenspiel schafft eine nahtlose Entwicklererfahrung, bei der keine Kontexte mehr verlassen werden müssen.
Neben den klaren Vorteilen gibt es auch Herausforderungen, die es zu beachten gilt. Die Abbildung der GitHub-Umgebung lokal ist sehr genau, entspricht jedoch nicht in allen Details hundertprozentig der Cloud-Umgebung. Insbesondere bei Geheimnissen (Secrets) und Umgebungsvariablen muss sorgfältig gearbeitet werden, um unerwartete Ergebnisse zu vermeiden. Zudem erfordert die Nutzung von Docker eine laufende Container-Engine auf der Maschine, was nicht in jeder Umgebung selbsterklärend ist. Dennoch überwiegt der Nutzen, insbesondere bei größeren Projekten, deutlich.
Die Installation und Nutzung von Act sind benutzerfreundlich gestaltet. Entwickler benötigen lediglich Go in der Version 1.20 oder höher, falls sie das Tool aus dem Quellcode bauen möchten. Alternativ sind vorkompilierte Binaries für verschiedene Plattformen verfügbar. Sobald Act installiert ist, kann das Tool einfach im Projektverzeichnis über die Kommandozeile gestartet werden.
Die bestehenden Workflow-Dateien werden automatisch erkannt und die Aktionen entsprechend ausgeführt. Darüber hinaus bietet die Community eine Vielzahl an Beiträgen, Dokumentationen und Hilfestellungen. Da Act ein Open-Source-Projekt mit über 200 Mitwirkenden und knapp 64.000 Stars auf GitHub ist, bleibt es lebendig und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Die Nutzer haben zudem die Möglichkeit, sich in Diskussionen einzubringen oder Fehler zu melden.
Durch die lokale Ausführung werden Entwickler zu mehr Unabhängigkeit von externen Ressourcen befähigt. Die Kontrolle über Buildprozesse, Tests und andere Automatisierungen liegt direkt vor Ort, wodurch die Fehlersuche deutlich einfacher und produktiver wird. Gerade in Zeiten, in denen kurze Release-Zyklen und agile Methoden an Bedeutung gewinnen, stellt das einen enormen Wettbewerbsvorteil dar. Letztendlich bedeutet das Ausführen von GitHub Actions lokal eine neue Dimension der Flexibilität und Effizienz. Es integriert nahtlos die bewährten Cloud-Workflows in die lokale Entwicklungsumgebung und eröffnet so Möglichkeiten, die bisher nur schwer realisierbar waren.
Das Tool Act zeigt exemplarisch, wie Entwickler ihre Arbeitsabläufe optimieren, Fehler schneller beheben und dabei Zeit sowie Ressourcen sparen können. Für Teams und Einzelentwickler, die intensiv mit GitHub Actions arbeiten, lohnt sich der Einsatz von Act daher in jedem Fall. Die verkürzten Feedbackzyklen, die einfache Handhabung und die volle Kontrolle über automatisierte Abläufe schaffen eine Basis, um Softwareprojekte noch hochwertiger und effizienter zu realisieren. Die Zukunft der CI/CD könnte somit bevorstehen – dezentral, flexibel und jederzeit lokal verfügbar.