Die aktuellen Bewegungen an den US-Aktienmärkten spiegeln die Unsicherheit und Besorgnis wider, die durch die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten geweckt werden. Insbesondere die eskalierenden Konflikte zwischen Israel und Iran sorgen für eine spürbare Verunsicherung bei Investoren, die sich in fallenden Kursen bei den wichtigsten Indizes Dow Jones Industrial Average, S&P 500 und Nasdaq Composite niederschlägt. Die Lage wurde zusätzlich durch Präsident Trumps deutliche politische Aussagen verschärft, die die Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe oder eine Deeskalation der Situation zunichtezumachen scheinen. Die Folge sind nicht nur unmittelbare Kursverluste an den Aktienmärkten, sondern auch eine deutliche Volatilität in den Rohstoffmärkten, allen voran beim Ölpreis, der infolge der geopolitischen Risiken stark anzieht. Die Stimmung an den Märkten ist angespannt, insbesondere nachdem Präsident Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social eine klare Haltung gegenüber dem Iran bezogen hat.
Mit der Forderung nach einer "bedingungslosen Kapitulation" Irans und offen geäußerten Drohungen gegen die Führung des Landes hat Trump die Unsicherheit zusätzlich verstärkt. Die Anleger reagierten mit Sorge, was sich in deutlichen Kursrückgängen bei den amerikanischen Leitindizes widerspiegelte: Der Dow Jones verlor im Tagesverlauf bis zu 0,8 Prozent, der S&P 500 sank um mehr als 0,8 Prozent, und der Technologie-orientierte Nasdaq ging um knapp ein Prozent zurück. Innerhalb des Tagesverlaufs zeigte sich eine zunehmende Dynamik der Verluste, die unmittelbar nach Trumps Post deutlich wurde. Trotz dieser kurzfristigen Reaktionen haben sich die US-Aktien in den Wochen zuvor relativ robust gezeigt. Ein Hoffnungsschimmer entstand, als Berichte die Runde machten, wonach Iran an einem Waffenstillstand interessiert sein und sogar wieder Gespräche über das Atomprogramm aufnehmen wolle.
Diese Nachricht hatte die Märkte zuvor beflügelt und für eine kleine Erholung gesorgt. Leider wurden diese Hoffnungen schnell durch neue Entwicklungen über militärische Überlegungen der USA gegenüber dem Iran gedämpft, die in zunehmenden Befürchtungen vor einer Ausweitung des Konflikts in der Region mündeten. Die Rohstoffmärkte reagieren besonders sensibel auf die geopolitische Lage. Die Furcht vor anhaltenden oder verschärften Auseinandersetzungen hat die Ölpreise nach oben getrieben. So stiegen die Brent-Ölfutures auf über 76,50 US-Dollar pro Barrel, und der Preis für West Texas Intermediate erreichte fast 75 US-Dollar.
Diese Rallye ist vor allem auf die Sorge zurückzuführen, dass der Nahe Osten als einer der weltgrößten Ölproduzenten durch militärische Aktionen gestört werden könnte, was die globale Ölversorgung gefährden würde. Steigende Energiepreise können die Wirtschaft belasten und gleichzeitig Inflationserwartungen anheizen – eine besorgniserregende Kombination für die Märkte und die Geldpolitik. Parallel zu diesen geopolitischen und rohstoffbezogenen Herausforderungen haben die Märkte auch mit handels- und geldpolitischen Unsicherheiten zu kämpfen. Präsident Trump steht weiterhin für eine harte Handelspolitik, die erneute Zollerhöhungen und protektionistische Maßnahmen beinhaltet. Derzeit wird insbesondere das Auslaufen des Zollmoratoriums erwartet, und die US-Regierung versucht auf verschiedenen internationalen Gipfeln, darunter dem G7-Gipfel, neue Handelsabkommen abzuschließen.
Nach der ersten offiziellen Einigung über ein Handelsabkommen mit Großbritannien im Mai wurden bislang jedoch keine weiteren bedeutenden Deals abgeschlossen. Dies bedeutet, dass die Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik weiterhin ein belastender Faktor für die Märkte bleibt. Das Konsumverhalten in den USA trägt ebenfalls zur aktuellen Marktlage bei. Die Einzelhandelsumsätze für den Monat Mai sind überraschend stärker als erwartet zurückgegangen, was ein Indiz für die Zurückhaltung der Verbraucher angesichts der tarifrechtlichen Unsicherheiten und insgesamt schwächerer Wirtschaftsdaten sein kann. Die Umsätze sanken um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat und lagen damit unter den Prognosen von Ökonomen, die nur einen Rückgang von 0,6 Prozent erwartet hatten.
Besonders stark betroffen waren die Bereiche Kraftstoff und Automobilverkäufe. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die Herausforderungen für das Wirtschaftswachstum und damit auch auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Auf der geldpolitischen Seite richten sich alle Augen momentan auf die zweitägige Sitzung des Federal Reserve, die in dieser Woche endet. Der Markt spekuliert darauf, ob die Notenbank angesichts der konjunkturellen Abkühlung und der jüngst etwas nachlassenden Inflationserwartungen ihre Zinspolitik anpassen wird. Aktuell wird erwartet, dass die Fed ihre Leitzinsen unverändert lässt, doch die Anzeichen für mögliche Zinssenkungen im Laufe des Jahres nehmen zu.
Einige Ökonomen gehen davon aus, dass ein anhaltend hoher Ölpreis die Fed dazu veranlassen könnte, eine dovischere Haltung einzunehmen, da der Ölpreisschock das Wirtschaftswachstum stärker beeinträchtigen könnte als die Inflation anheizen würde. Diese möglichen Zinssenkungen könnten mittelfristig die Aktienmärkte stützen, wenn auch die kurzfristigen Risiken aufgrund geopolitischer Unsicherheiten hoch bleiben. Interessanterweise sind im heutigen Marktumfeld vor allem spekulative Technologieunternehmen und junge Wachstumswerte gefragt, obwohl die Major-Indizes leichte Verluste verbuchen. Unternehmen aus zukunftsträchtigen Bereichen wie Künstliche Intelligenz oder erneuerbare Energien, die trotz jüngster Rückschläge weiter das Interesse der Investoren auf sich ziehen, zeigen enorme Kursgewinne. So verzeichneten kürzlich an die Börse gegangene Unternehmen aus diesen Sektoren zweistellige Zuwächse und beflügeln eine Marktbewegung, die oft als "FOMO-Trading" (Fear Of Missing Out) bezeichnet wird.
Dabei setzen viele Anleger auf die Fortsetzung eines seit mehreren Jahren bestehenden Bullenmarktes, der vor allem durch technologische Innovationen getrieben wird. Nicht zuletzt beeinflussen auch politische und regulatorische Entscheidungen den Markt. So führen Änderungen bei Energie-Steueranreizen zu bedeutenden Verschiebungen in den Sektoren Solar und Windenergie, während Unternehmen im Bereich Kernenergie von verlängerten Subventionen profitieren. Die Debatten um saubere Energien und deren Förderung sind somit eng mit der Kursentwicklung einzelner Unternehmen verknüpft. Das aktuelle Marktgeschehen zeigt, wie eng global geopolitische Ereignisse, wirtschaftliche Fundamentaldaten sowie die Geld- und Handelspolitik miteinander verzahnt sind.