Der britische Fleischkonzern Cranswick hat jüngst mit der Übernahme des foodservice-orientierten Wurstherstellers Blakemans für 32 Millionen Pfund einen wichtigen Schritt zur Erweiterung seines Produktportfolios und seiner Produktionskapazitäten vollzogen. Die Nachricht wurde im Rahmen des Jahresergebnisses des Unternehmens bekannt gegeben und verdeutlicht die strategische Ausrichtung von Cranswick auf Wachstum durch gezielte Akquisitionen in komplementären Geschäftsbereichen. Blakemans, ein traditionell familiengeführtes Unternehmen, produziert an seinem Standort in Newcastle-under-Lyme, Staffordshire, und beschäftigt dort rund 290 Mitarbeiter. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Hersteller im Bereich Wurstproduktion für den Foodservice-Sektor. Für Cranswick ist die Übernahme eine ideale Ergänzung zum bestehenden Angebot im Premiumsegment.
Durch die Integration von Blakemans kann Cranswick seine Expertise in der Herstellung von Roh- und Kochwürsten weiter ausbauen und zusätzliche Kapazitäten schaffen, um die steigende Nachfrage im Markt zu bedienen. Der CEO von Cranswick, Adam Couch, bezeichnete Blakemans als gut investiertes und führendes Familienunternehmen im Foodservice-Segment. Er betonte, dass Übernahmen ein zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie von Cranswick seien, mit dem Ziel, das Kerngeschäft zu festigen und gleichzeitig neue Wachstumsfelder zu erschließen oder in neue Marktsegmente vorzustoßen. Neben Blakemans hat Cranswick in der Vergangenheit mehrere bemerkenswerte Akquisitionen getätigt, die das vielfältige Portfolio des Konzerns erweitern. Dazu zählt beispielsweise der Erwerb von JSR Genetics, einem Unternehmen für Schweinegenetik und kommerzielle Zucht, sowie der Kauf von Froch Foods, das auf Schweine- und Geflügelfleischverarbeitung spezialisiert ist.
Im Tierfuttersegment wurde im Jahr 2022 Grove Pet Foods übernommen. Weitere innovative Akquisitionen folgten in den Bereichen pflanzenbasierte Lebensmittel und spanische Spezialitäten, etwa mit Ramona’s Kitchen, einem Hersteller von Houmous, Falafeln und Dips, und Atlantica UK, einem Anbieter von privaten spanischen Tortilla-Linien. Trotz der positiven Geschäftsentwicklung sieht sich Cranswick aktuell mit erheblichen Tierschutzvorwürfen konfrontiert. Anfang Mai wurde durch Aufnahmen der Animal Justice Project Organisation öffentlich, dass in einem Schlachtbetrieb von Cranswick in Northmoor Farm, Lincolnshire, Schweine mit besonders grausamen Methoden behandelt und getötet wurden, darunter das sogenannte „Piglet Thumping“. Daraufhin suspendierte das Unternehmen die Mitarbeiter vor Ort und leitete eine umfassende Untersuchung ein.
Cranswick reagierte auf die Vorwürfe mit der Ankündigung, eine umfassende, unabhängige und von Experten geleitete veterinärmedizinische Überprüfung aller Tierwohl-Standards im Unternehmen einzuleiten. Ziel ist es, die strengsten Tierschutzrichtlinien der Branche zu implementieren und sicherzustellen, dass im gesamten Lieferkettennetzwerk ein hohes Niveau der Tiergesundheit und -wohlfahrt eingehalten wird. Aus finanzieller Sicht konnte Cranswick im Geschäftsjahr bis Ende März ein solides Wachstum verbuchen. Der Umsatz stieg um 6,8 Prozent auf 2,72 Milliarden Pfund, wobei die bereinigte operative Marge sich auf 7,6 Prozent erhöhte. Das entspricht einem Anstieg des bereinigten operativen Gewinns um 11,8 Prozent auf 206,9 Millionen Pfund.
Diese positiven Zahlen zeigen, dass die Portfolioerweiterungen und Wachstumsschritte ihre Wirkung entfalten. Gleichzeitig werden Herausforderungen wie die Tierschutzfragen das Unternehmen künftig stärker beschäftigen und erfordern ein verantwortungsbewusstes Management, um Vertrauen bei Verbrauchern und Geschäftspartnern zu erhalten. Die Übernahme von Blakemans stellt für Cranswick einen wichtigen Schritt dar, um seine Marktführerschaft im Bereich hochwertiger Fleisch- und Wurstprodukte zu festigen. Mit einer starken Position im Foodservice-Sektor lassen sich neue Absatzkanäle erschließen, die das Unternehmen fit für zukünftige Entwicklungen machen. Die Erweiterung der Produktionskapazitäten am Standort in Staffordshire sichert außerdem die Versorgungssicherheit und Flexibilität im immer anspruchsvoller werdenden britischen Markt.
Cranswicks Strategie zeigt exemplarisch, wie etablierte Fleischunternehmen durch kombinierte Expertise in Fleischverarbeitung, Zuchttechnologie und zunehmend auch Alternative-Produktsegmenten wachsen können. Der Betrieb weiterer Akquisitionen – vornehmlich in komplementären Bereichen – soll nach Unternehmensangaben auch künftig Teil der Expansionsstrategie sein, um sich erfolgreich gegen wachsenden internationalen Wettbewerb und schwankende Rohstoffpreise zu positionieren. Es ist davon auszugehen, dass das Unternehmen auch Meister der Integration solcher Zulieferer wie Blakemans sein wird, um Synergien zu nutzen und die Profitabilität nachhaltig zu erhöhen. Die jüngsten Tierschutzvorfälle zeigen allerdings, wie wichtig es ist, neben der wirtschaftlichen Entwicklung auch ethische und ökologische Standards konsequent zu verfolgen und offensiv zu kommunizieren. Nur so kann sich Cranswick langfristig als vertrauenswürdiger Anbieter von Qualitätsfleischprodukten etablieren.
Die Einführung einer unabhängigen Tierschutzprüfung, verbunden mit transparenten Maßnahmen und regelmäßiger Berichterstattung, könnte hierbei ein Strategiewechsel im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführung sein. Im internationalen Vergleich zählt der britische Fleischmarkt zu den größeren Sektoren, in dem Unternehmen wie Cranswick maßgeblich zur Versorgung der Bevölkerung beitragen. Gleichzeitig wächst mit dem Bewusstsein der Verbraucher für Tierwohl, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung der Druck auf die Produzenten, die gesamte Lieferkette streng zu kontrollieren und zu verbessern. Cranswicks Engagement für Innovationen im Portfolio sowie die Reaktion auf Tierschutz-Gate zeigen beispielhaft, wie sich moderne Fleischkonzerne diesen Anforderungen stellen müssen. Die kommenden Monate werden Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich Cranswick die Integration von Blakemans meistern wird – und wie es dem Unternehmen gelingt, neben ökonomischen Zielen auch soziale und ökologische Aspekte in der Unternehmensstrategie noch gewichtiger zu berücksichtigen.
Insgesamt ist die Übernahme von Blakemans durch Cranswick ein bemerkenswerter Meilenstein, der sowohl die Marktposition des Unternehmens stärkt als auch die Herausforderungen und Chancen der Fleischindustrie im Vereinigten Königreich widerspiegelt. Mit strategisch kalkulierten Akquisitionen und verstärkten Maßnahmen im Tierschutz präsentiert sich Cranswick gut aufgestellt für die Zukunft.