Die Federal Reserve, die Zentralbank der Vereinigten Staaten, hat im Jahr 2024 erneut die Zinssätze gesenkt – eine klare Reaktion auf die sich abkühlende Inflation und die wirtschaftlichen Bedingungen, die sich in den vergangenen Monaten entwickelt haben. Diese Entscheidung markiert die zweite Zinssenkung im laufenden Jahr und signalisiert, dass die US-Notenbank davon ausgeht, die Inflation langsam unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig zeigt die Maßnahme jedoch auch, dass die Zukunft der Wirtschaft und der geldpolitischen Ausrichtung mit großer Unsicherheit verbunden ist. Eine besondere Rolle bei dieser Entwicklung spielt die aktuelle politische Situation in den USA. Kurz nach der Präsidentschaftswahl, bei der Donald J.
Trump erneut zum Präsidenten gewählt wurde, befindet sich die amerikanische Wirtschaft an einem potenziellen Wendepunkt. Die Versprechen und politischen Pläne, die Trump während seiner Kampagne aufgestellt hat, könnten die wirtschaftliche Landschaft erheblich verändern, dabei aber auch Inflationsrisiken erhöhen. Dies schafft eine komplexe Ausgangslage für die Fed und ihre geldpolitischen Entscheidungen. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome H. Powell, betonte in einer Pressekonferenz, dass sich die unmittelbare Geldpolitik nicht von den Wahlergebnissen oder den politischen Ankündigungen beeinflussen lasse.
Er stellte klar, dass die Fed sich an harte wirtschaftliche Daten halte, um zukünftige Entscheidungen zu treffen, und dass im Moment weder Vermutungen noch Spekulationen über die Auswirkungen der neuen Administration in die Geldpolitik einfließen. Diese sorgfältige und zurückhaltende Haltung unterstreicht das Bemühen der Fed, ihre Unabhängigkeit zu bewahren und objektiv auf die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung zu reagieren. Derzeit hat sich die Inflationsrate merklich verbessert. Nach einem starken Anstieg ab dem Jahr 2021 erreichte die Inflation 2022 ihren Höhepunkt. Seitdem ist sie kontinuierlich gesunken und liegt aktuell mit einer Gesamtsteigerung von 2,1 Prozent nahe am Inflationsziel der Fed von rund zwei Prozent.
Ein genauerer Blick auf den so genannten Kerninflationsindex, der volatile Preise wie Nahrungsmittel und Energie ausklammert, zeigt zwar, dass die zugrundeliegenden Preissteigerungen noch etwas erhöht sind, doch insgesamt befindet sich die Inflation auf dem Rückzug. Gleichzeitig zeigt sich der amerikanische Arbeitsmarkt robust, wenngleich verlangsamt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften besteht weiterhin, wenn auch in moderaterem Maß als in den Vorjahren 2022 und 2023. Die Arbeitslosenquote hat sich leicht erhöht, was als eine natürliche Korrektur in einem sich normalisierenden Arbeitsmarkt verstanden wird. Diese Balanceakte zwischen einer stabile Inflationsrate und einem gesunden Arbeitsmarkt sind für die Fed von zentraler Bedeutung, um eine mögliche Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, ohne eine Rezession heraufzubeschwören.
Die Fed hatte bei der Sitzung im September eine ungewöhnlich große Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt vorgenommen und erwartet weitere Zinssenkungen innerhalb von 2024 und sogar größere Reduzierungen im Jahr 2025. Doch Powell stellte bei der Pressekonferenz klar, dass zukünftige Zinssenkungen nicht sicher sind und stark von der Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren abhängen. Das ist eine vorsichtige und datenabhängige Herangehensweise, die helfen soll, die Geldpolitik flexibel an das sich wandelnde Umfeld anzupassen. Die jüngsten Wirtschaftsdaten lassen erkennen, dass keine unmittelbare Gefahr eines wirtschaftlichen Einbruchs besteht. Die Arbeitslosenquote hat sich stabilisiert, und der Konsum der Verbraucher zeigt sich überraschend stark.
Es ist also noch kein Grund zur Panik erkennbar, was den Zeitpunkt und das Ausmaß weiterer Zinssenkungen betrifft. Powell unterstrich, dass die Fed bereit sei, ihre Einschätzungen und Maßnahmen je nach neuen Datenlagen anzupassen. Auf lange Sicht könnte die Politik des Präsidenten Donald Trump eine bedeutende Rolle spielen, die Pfade der amerikanischen Wirtschaft zu verändern. Insbesondere die angekündigten Handelszölle, die theoretisch für alle Handelspartner gelten und bei chinesischen Waren über 60 Prozent liegen könnten, werden von vielen Ökonomen als inflationstreibend eingeschätzt. Im Vergleich zur ersten Amtszeit Trumps wären dies nun deutlich umfassendere und möglicherweise folgenreichere Maßnahmen.
Zudem kommt, dass diese Zölle zu einer Zeit eingeführt werden sollen, in der die Inflation bereits deutlich höher war als bei der ersten Trump-Präsidentschaft. Gleichzeitig könnten weitere politische Maßnahmen, wie beispielsweise Steuererleichterungen, das Wirtschaftswachstum zusätzlich ankurbeln – mit gleichzeitigen Risiken für die Preisstabilität. Welchen tatsächlichen Einfluss die politischen Pläne des Präsidenten auf die Wirtschaft haben werden, hängt stark davon ab, wie konsequent und in welchem Umfang sie umgesetzt werden. Aufgrund dieser Unsicherheit haben die Märkte begonnen, mit einer höheren Inflation und weniger Zinssenkungen zu rechnen, seit Trumps Wahlsieg immer wahrscheinlicher wurde. Trotz der politischen Umwälzungen hält Powell an der Linie fest, dass die Fed noch keine konkreten Auswirkungen der neuen Regierung in ihre Prognosen einfließen lässt.
Die Notenbank agiert weiterhin nach dem Prinzip, dass wirtschaftliche Veränderungen Zeit benötigen und Gesetzgebungsverfahren in den USA typischerweise langwierig sind. Diese Herangehensweise entspricht der historischen Praxis der Fed, die bei früheren Präsidentenwechseln ebenfalls Abwarten und eine schrittweise Anpassung bevorzugte, anstatt überstürzt auf politische Ereignisse zu reagieren. Letztlich bleibt die Fed bestrebt, den richtigen Kurs zu finden, um die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen – nämlich eine Inflation nahe des Zielwertes bei gleichzeitig stabilem Arbeitsmarkt. Die entscheidende Frage für die Fed, deren nächste Sitzung im Dezember stattfinden wird, besteht darin, wie schnell und in welchem Umfang weitere Zinssenkungen vorgenommen werden können und sollten. Eine zu rasche Lockerung der Geldpolitik in einer noch lebhaften Wirtschaft könnte zu einer erneuten Inflation führen.
Andererseits droht, wenn die Zinsen zu lange hochgehalten werden, die Gefahr, die Konjunktur abwürgen und den Arbeitsmarkt negativ zu belasten. Diese Gratwanderung verlangt von der Fed ein hohes Maß an Flexibilität und Sorgfalt. Powell betont, wie wichtig es ist, von Sitzung zu Sitzung die wirtschaftlichen Daten zu bewerten und die Politik bewusst anzupassen, um Fehler zu minimieren und den ökonomischen Wohlstand nachhaltig zu sichern. Im Dezember werden die offiziellen wirtschaftlichen Projektionen des Fed veröffentlicht. Diese Prognosen sind von großer Bedeutung, da sie den Fahrplan für den Zinssatz in den kommenden Monaten vorgeben.
Die Frage, ob die Fed tatsächlich die prognostizierten weiteren Zinssenkungen in Höhe von insgesamt einem Prozentpunkt im Jahr 2024 umsetzt, bleibt offen und ist abhängig von den dann vorliegenden wirtschaftlichen Entwicklungen. Abschließend lässt sich sagen, dass die jüngste Zinssenkung der Federal Reserve eine vorsichtige Reaktion auf verbesserte Inflationserwartungen und gemischte Arbeitsmarktdaten darstellt. Die politische Veränderung an der Spitze der USA und die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten stellen eine neue Herausforderung dar, die eine besonders zurückhaltende, datenorientierte Geldpolitik notwendig machen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die Fed auf diese komplexen Einflüsse reagieren wird und welchen Weg die amerikanische Wirtschaft letztlich einschlägt.