In den letzten Jahren hat die Sahelzone zunehmend mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen, die auch vor der Bergbauindustrie nicht haltmachen. Ein aktueller Angriff auf einen Konvoi, der schwere Bergbaumaschinen von Bamako zu der Sadiola-Goldmine von Allied Gold transportierte, hat erneut die Aufmerksamkeit auf die gefährliche Lage im malischen Bergbausektor gelenkt. Dieser Vorfall verdeutlicht die wachsenden Bedrohungen durch bewaffnete Gruppen in der Region und die daraus resultierenden Risiken für Unternehmen, Mitarbeiter und die lokale Wirtschaft. Die Kayes-Region, ein Gebiet, das für den Goldabbau von großer Bedeutung ist, befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem eskalierenden Konflikt mit islamistischen Milizen. Der Angriff ereignete sich zwischen den Städten Diema und Sandare und richtete sich gezielt gegen Bergbaulogistik, was einen besorgniserregenden Wandel gegenüber bisher hauptsächlich auf Regierungs- und Militärkonvois gerichteten Angriffen darstellt.
Die Täter haben zwei LKWs zerstört, einen Bagger beschädigt und zwei weitere Pick-up-Fahrzeuge gestohlen. Glücklicherweise konnten die acht Mitarbeiter des Caterpillar-Händlers Neemba und die Subunternehmer trotz des gewaltsamen Überfalls dank des Eingreifens malischer Soldaten unverletzt bleiben. Diese Eskalation der Gewalt hat nicht nur für Allied Gold direkte Folgen, sondern betrifft auch die gesamte Bergbaubranche in Mali und den angrenzenden Sahelstaaten. Mali zählt zu den größten Goldproduzenten Afrikas und ist Heimat zahlreicher internationaler Unternehmen wie Barrick Gold, B2Gold, Resolute Mining, Endeavour Mining und Hummingbird Resources. Vorfälle wie dieser können die Investitionsbereitschaft internationaler Firmen erheblich mindern und zu Verzögerungen oder gar Rückzügen führen.
Der Kontext dieses Angriffs steht im Zeichen einer unausweichlichen Instabilität in der Region, die durch mehrere Machtwechsel und Militärputsche in Mali, Burkina Faso und Niger verschärft wurde. Diese politischen Umwälzungen bieten Milizen und anderen bewaffneten Gruppen neue Möglichkeiten, ihre Aktivitäten auszubauen und gezielt Infrastruktur anzugreifen. Sicherheitsmaßnahmen der Firmen und Regierungen stoßen angesichts der hartnäckigen Sicherheitslage oft an ihre Grenzen. Der Bergbau ist eine Schlüsselindustrie für die malische Wirtschaft und bietet viele Arbeitsplätze. Doch die Gefährdung der Transportwege und der Bergbauanlagen durch Angriffe stellt eine massive Bedrohung für die Stabilität dieses Sektors dar.
Neben der physischen Gefahr für Mitarbeitende verursacht die Zerstörung von Maschinen und der Diebstahl wertvoller Ausrüstung erhebliche finanzielle Schäden. Der Versuch, solche Sicherheitsvorfälle zu minimieren, bindet zudem erhebliche Ressourcen, die anderweitig in den Betrieb investiert werden könnten. Bereits im Februar 2024 gab es einen tödlichen Angriff auf einen Konvoi von B2Gold, bei dem drei Mitarbeiter ums Leben kamen, nachdem der Konvoi mit einer Militäreinheit verwechselt wurde. Dieser Vorfall demonstriert, wie schwierig es ist, in einem von Konflikten geprägten Umfeld sichere Transport- und Betriebsabläufe zu gewährleisten. Auch kanadische Unternehmen wie Fortuna sahen sich aufgrund zunehmender Sicherheitsbedrohungen gezwungen, sich aus benachbarten Ländern wie Burkina Faso zurückzuziehen.
Die Regierungen der Sahelstaaten stehen vor der Herausforderung, die Sicherheit entlang von Bergbau- und Transportwegen zu gewährleisten, um die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu gefährden. Dabei müssen sie neben der militärischen Gegenwehr auch politische und soziale Strategien verfolgen, um den zunehmenden Einfluss extremistischer Gruppen einzudämmen. Die internationale Gemeinschaft und Finanzinstitutionen sind ebenfalls gefordert, durch gezielte Unterstützungsprogramme und Sicherheitskooperationen positive Impulse für Stabilität zu setzen. Angesichts dieser komplexen Lage haben Bergbauunternehmen begonnen, ihre Sicherheitsprotokolle zu überarbeiten und zum Teil in eigene Schutzmaßnahmen zu investieren. Dies reicht von der Begleitung von Konvois durch private Sicherheitsfirmen bis hin zum Einsatz modernster Überwachungstechnologie.
Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gemeinschaften entscheidend, um Frühwarnsysteme aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Die wirtschaftlichen Potenziale der Goldminen im westlichen und südlichen Mali bleiben trotz der Risiken attraktiv. Allerdings zeigen die jüngsten Angriffe klar, dass ohne nachhaltige Sicherheitslösungen die Gefahr besteht, dass das Investitionsklima leidet und das Wachstumspotenzial nicht voll ausgeschöpft wird. Unternehmen sind daher gefordert, nicht nur ihre eigene Sicherheit, sondern auch die Stabilität der Region mitzugestalten. Eine umfassende Betrachtung der Situation zeigt, dass die Herausforderungen weit über den reinen Bergbau hinausgehen.