Der Stablecoin-Markt erlebt aktuell eine historische Wachstumsphase. Mit einem Marktvolumen, das auf Rekordhöhe von 228 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, rückt er immer stärker ins Blickfeld von Institutionen, Anlegern und großen Unternehmen. Vor allem der Börsengang der Firma Circle, einem der bedeutendsten Emittenten von Stablecoins, sorgt für kontroverse Diskussionen in der Kryptowelt und darüber hinaus. Arthur Hayes, ehemaliger CEO der Handelsplattform BitMEX, hat in seinem jüngsten Essay auf Substack eine deutliche Warnung ausgesprochen: Der IPO von Circle könnte der Startschuss für eine Blase sein, die durch „Stablecoin-Mania“ geprägt ist und am Ende heftige Verluste zur Folge haben wird.Hayes charakterisiert den Eintritt von Circle an den öffentlichen Kapitalmarkt als „stark überbewertet“.
Die Firma hat bei ihrem Börsengang über 1,1 Milliarden US-Dollar eingesammelt, was angesichts der aktuellen Marktlandschaft nicht nur als beeindruckend gilt, sondern auch erhebliche Risiken birgt. Der Unternehmer sieht im Börsengang weniger eine nüchterne Unternehmensbewertung, sondern vielmehr den Beginn eines spekulativen Fiebers – vergleichbar mit früheren Finanzblasen. Diese Spekulation beruht laut Hayes auf finanziellen Spielchen, Hebeleffekten und einer ausgeklügelten Präsentationsstrategie, die viele Anleger in die Irre führen könnte.Der Kern seiner Argumentation beruht auf einem wichtigen Aspekt für die langfristige Perspektive von Stablecoins: die Frage der Distribution. Hayes unterstreicht, dass der Erfolg eines Stablecoin-Emittenten maßgeblich davon abhängt, wie effektiv er seine Produkte verbreiten kann.
Große, etablierte Akteure wie Tether (USDT) und Circle selbst verfügen über Netzwerke und Partnerschaften, die es ihnen ermöglichen, ihre Stablecoins flächendeckend einzusetzen. Insbesondere Kooperationen mit großen Krypto-Börsen wie Coinbase sind von entscheidender Bedeutung, da diese Plattformen maßgeblich darüber entscheiden, welche Stablecoins in der Breite akzeptiert und gehandelt werden.Die Herausforderung für neue Marktteilnehmer ist somit immens. Der Markt wird von wenigen großen Playern dominiert, die bereits die wichtigsten Vertriebskanäle kontrollieren. Vertriebsmonopole, die teilweise auch aus traditionellen Finanzinstitutionen stammen, erschweren es neueren Stablecoins, sich erfolgreich zu etablieren.
Hayes sieht darin eine Art „Aussterben-Event“ für traditionelle Banken und soziale Mediengiganten wie Meta, die durch die Effizienz und Eigenschaft neuartiger Stablecoins dazu gezwungen werden könnten, eigene Lösungen zu entwickeln. Diese proprietären Lösungen wiederum könnten den Markteintritt weiterer Anbieter erschweren oder gar unmöglich machen.Ein weiterer Treiber der bevorstehenden „Stablecoin-Mania“ ist nach Hayes die außerordentliche Profitabilität von Tether, die durch Renditen auf Staatsanleihen der USA erwirtschaftet wird. Diese enorme Verzinsung bewirkt, dass viele Investoren auf den Zug aufspringen und neue IPOs und Projekte in diesem Bereich als lukrativ ansehen, auch wenn viele davon nicht über die sogenannten Netzwerkeffekte verfügen. Solche Effekte, verbunden mit der Fähigkeit, ein Vertriebsnetz zu skalieren, sind laut Hayes entscheidend dafür, ob ein Stablecoin überlebt oder scheitert.
Gleichzeitig steht der Stablecoin-Sektor, trotz aller Risiken, vor gewaltigen Chancen. Gerade im Jahr 2025 konnte der Markt eine Wertsteigerung von 17 Prozent verzeichnen. USDT hat im gleichen Zeitraum seinen Marktanteil um 13 Prozent ausgebaut und liegt nun bei über 155 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung. USDC hat sich nach der Krise um den Silicon Valley Bank-Zusammenbruch erholt und verzeichnet ein Wachstum von 39 Prozent, was eine Marktkapitalisierung von 61 Milliarden US-Dollar bedeutet.Die Liquidität auf Krypto-Börsen stützt diese Dynamik.
Die Reserven an ERC-20-Stablecoins liegen bei etwa 50 Milliarden US-Dollar, während Rendite bringende Stablecoins auf einem Wert von knapp 7 Milliarden US-Dollar wieder anziehen – Zeichen eines gesunden Finanzökosystems, das jedoch aufgrund der Expansion auch zunehmend Risiken birgt.Die Bedeutsamkeit von Stablecoins wächst, da sie für viele Investoren eine Brücke zwischen traditionellen Finanzmärkten und der volatilen Welt der Kryptowährungen darstellen. Stablecoins bilden hierfür eine stabile Grundlage, indem sie an stabile Referenzwerte wie den US-Dollar gekoppelt sind und damit dem Wertverlust gegenüber volatilen Kryptos entgegenwirken. Sie ermöglichen schnellen, kostengünstigen Transfer von Geldwerten weltweit, ohne auf traditionelle Banken angewiesen zu sein – insbesondere in Ländern mit instabiler Währung ein bedeutender Vorteil.Arthur Hayes sieht dennoch langfristig Risiken, da die Marktentwicklung stark von Spekulationen getrieben wird und der Eintritt neuer Akteure in einem zunehmend exklusiven Umfeld stattfindet.
Seine Prognose lässt erahnen, dass die aktuelle Euphorie in einem dramatischen Crash enden könnte. Investoren, die auf „überbewertete“ Stablecoin-IPOs setzen, könnten dadurch schwere Verluste erleiden. Er empfiehlt überdies potenziellen Anlegern, das Geschäftsmodell und besonders die Vertriebswege der jeweiligen Unternehmen genau zu analysieren, bevor sie sich engagieren.Das Thema Stablecoins bleibt somit ein kontroverses und komplexes Feld innerhalb der Blockchain-Community und der Finanzwelt. Die Kombination aus rasantem Wachstum, technologischem Potential und gleichzeitig vorhandenen Gefahren durch Überbewertungen und Monopolstrukturen macht den Markt anfällig für Kurskapriolen und regulatorische Eingriffe.
Die Frage, wie sich Circle und andere Stablecoin-Emittenten künftig positionieren, wird maßgeblich über die weitere Entwicklung des gesamten Kryptosektors entscheiden. Ob sich der Markt konsolidiert und stabile Strukturen entstehen oder ob eine Blase platzt, bleibt abzuwarten. Für Investoren bedeutet dies, besonders wachsam zu sein und nicht nur auf Hypes zu setzen, sondern die Fundamentaldaten und die zugrundeliegenden Marktprozesse zu hinterfragen.Zusammenfassend zeigt Arthur Hayes’ Warnung vor einer „Stablecoin-Mania“ eine realistische Einschätzung der Risiken in einem schnell wachsenden, aber auch turbulenten Marktsegment. Die Innovationskraft und die Vorteile von Stablecoins sind unbestritten, doch der Boom zieht auch Spekulationen und Überhitzungen nach sich, welche die gesamte Branche gefährden können.
Wer in diesen Markt investieren will, sollte solide Analyse betreiben und seine Entscheidungen nicht von reinen Marketingkampagnen oder kurzfristigen Trends leiten lassen. Nur so lässt sich ein tiefergehendes Verständnis der komplexen Dynamiken entwickeln, die den Stablecoin-Sektor derzeit prägen und in Zukunft prägen werden.