Der aktuelle Gesundheitsbericht „Make America Healthy Again“ (MAHA) von Robert F. Kennedy Jr. hat aufgrund zahlreicher Ungereimtheiten und vermeintlicher Fehler in den zitierten Quellen für Aufsehen gesorgt. Die enthüllten Mängel werfen Fragen auf, wie sorgfältig die Daten und Studien recherchiert und überprüft wurden und welche Rolle künstliche Intelligenz bei der Erstellung des Reports gespielt haben könnte. Die Debatte geht dabei weit über den Bericht selbst hinaus und betrifft Grundsatzfragen zur Verlässlichkeit von wissenschaftlicher Berichterstattung und politischem Handeln unter Einfluss der neuen Technologien.
Im Mittelpunkt der Kritik stehen Fehler in den Zitaten, ungenaue oder falsche Quellenangaben und das Auftauchen von Dokumenten und Studien, die sich als nicht existent herausstellten. Eine investigative Recherche der Organisation NOTUS deckte auf, dass mindestens sieben der zitierten Quellen erfunden sind. Zudem wurden falsche Autoren genannt, Studien wurden missverständlich dargestellt oder bewusst verzerrt, um die zentralen Thesen des Berichts zu stützen. Diese Erkenntnisse sind besonders brisant, weil der Bericht vom Weißen Haus veröffentlicht wurde und als wichtiger Schritt zur Erklärung des sinkenden Durchschnittsalters in den USA präsentiert wurde. Eine weitere Untersuchung durch The Washington Post erneut bestätigt, dass der MAHA-Bericht mehrere identische Zitate und Quellen mehrfach verwendete.
Auffällig war zudem, dass einige URLs im Bericht den Zusatz „oaicite“ enthalten, ein Marker, den OpenAI bei von ChatGPT generierten Texten und Quellenverweisen verwendet. Dies lässt stark darauf schließen, dass bei der Erstellung des Dokuments generative KI-Technologien zum Einsatz kamen oder zumindest unterstützt haben. Künstliche Intelligenz, insbesondere Chatbots wie ChatGPT, sind bekannt dafür, sogenannte „Halluzinationen“ zu produzieren – das heißt, sie generieren mitunter Informationen oder Quellen, die faktisch nicht existieren oder inkorrekt sind. Dies erklärt nachvollziehbar die zahlreichen fehlerhaften Referenzen und ungültigen Links im MAHA-Bericht. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine solche KI-gestützte Erstellung von Berichten auf höchster Regierungsebene verantwortbar ist, wenn die Kontrollmechanismen offenbar unzureichend greifen.
RFK Jr. selbst ist ein Befürworter der „KI-Revolution“ und betonte in einer Anhörung des US-Kongresses im Mai, dass neue Technologien bereits verwendet würden, um Daten im Gesundheitswesen effizienter und sicherer zu verwalten. Seine Positionierung steht in starkem Kontrast zu der Tatsache, dass die technologischen Werkzeuge, auch hier, als problematische Quelle für wissenschaftliche Fehler identifiziert werden konnten. Kritiker weisen darauf hin, dass das blinde Vertrauen in KI als Hilfsmittel ohne menschliche Prüfung fatale Konsequenzen auf die Qualität und Glaubwürdigkeit von Informationsmaterialien haben kann. Besorgt reagierte auch die Pressestelle des Weißen Hauses auf die aufgedeckten Probleme und sprach von einem „Formatierungsproblem“ als Ursache der Fehler in den Quellenangaben.
Diese Erklärung wurde von vielen Fachleuten jedoch als unzureichend angesehen, insbesondere da die inhaltlichen Fehler viel tiefer greifen als ein bloßer Formatierungsfehler. Die betroffenen Stellen wurden zwischenzeitlich in einer aktualisierten Version des Berichts bereinigt – unter anderem wurden nicht existente Quellen durch alternative Zitate ersetzt und die „oaicite“-Marker entfernt. Dennoch bleibt die kritische Grundstimmung bestehen, da die Substanz des Berichts nach Angaben des Departamento für Gesundheit und Soziale Dienste unverändert geblieben ist. Der Fall wirft einen Schatten auf die Nutzung von generativen KI-Systemen in der Politik und Verwaltung. Während diese Technologien großes Potential für Effizienzsteigerungen bieten, wachsen mit ihnen auch die Herausforderungen im Hinblick auf Datenintegrität, Transparenz und Vertrauenswürdigkeit.
Besonders im Gesundheitsbereich, wo belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse lebenswichtig sind, ist eine stringente Qualitätssicherung und menschliche Kontrolle unverzichtbar. Die öffentliche Debatte um den MAHA-Bericht illustriert eindrucksvoll, wie wichtig es ist, KI-Technologien nicht unreflektiert als Allheilmittel einzusetzen und stattdessen klare Standards für deren Verwendung zu etablieren. Die Kontroverse um RFK Jr.s Report verdeutlicht auch die Gefahren von Desinformation im Zeitalter der digitalen Vernetzung. Es bleibt abzuwarten, wie der politische und wissenschaftliche Diskurs in den USA mit den Erkenntnissen umgeht und ob künftig strengere Vorgaben für den Einsatz von KI in öffentlichen Berichten eingeführt werden.
Letztlich zeigt sich, dass trotz aller technischer Fortschritte die menschliche Expertise und Verantwortung im Umgang mit sensiblen Daten und Forschungsergebnissen unersetzbar bleiben. Im internationalen Kontext bieten die Ereignisse um den „Make America Healthy Again“ Bericht wertvolle Impulse, um die Chancen und Risiken der KI-Integration in Wissenschaft und Politik kritisch zu reflektieren und Lösungsansätze zu erarbeiten, die sowohl Fortschritt ermöglichen als auch Qualität und Glaubwürdigkeit sichern. Nur durch eine ausgewogene Verbindung von technologischer Innovation und sorgfältiger Prüfung kann Vertrauen in maßgebliche Berichte und politische Entscheidungen nachhaltig gewährleistet werden.