Die Vorstellung, allein um die Welt zu segeln, ist für viele bereits ein großer Traum – doch der junge französische Segler Guirec Soudée wagte das Abenteuer auf eine ganz besondere Weise: Er segelte nicht nur allein, sondern hatte eine ungewöhnliche Begleiterin an Bord – ein Huhn namens Monique. Von 2014 bis 2018 durchquerten sie gemeinsam Ozeane, Polargebiete und extreme Wetterbedingungen, erlebten so manche Gefahr und wundervolle Momente. Die Geschichte von Guirec und Monique ist weit mehr als ein Abenteuer – sie ist Zeugnis für Menschlichkeit, Durchhaltevermögen und die besondere Verbindung, die Tiere und Menschen eingehen können. Guirec Soudée, ein junger Bretoner aus der windumtosten französischen Küstenregion, wuchs mit dem Meer auf. Von klein auf war er mehr auf dem Wasser als an Land.
Er besaß zwar keine formale Ausbildung im Segeln, doch seine Leidenschaft war ungebrochen und sein Traum, die Welt zu entdecken, größer denn je. Mit nur einem kleinen Boot namens Yvinec und ohne wirkliches Fachwissen unternahm er seine erste Atlantiküberquerung. Bereits hier wurde seine Entschlossenheit sichtbar – trotz Warnungen erfahrener Segler und fehlender moderner Ausrüstung setzte er die Segel. Es war auch die Zeit, als Monique, die Rhode Island Red Henne, bei ihm einzog. Sie wurde ihm auf Teneriffa von einem Freund geschenkt und sollte ihm nicht nur Gesellschaft leisten, sondern auch frische Eier auf hoher See liefern - ein gewagtes Vorhaben, wie Experten meinten.
Monique erwies sich jedoch als weit mehr als nur eine Quelle für Nahrung. Sie entwickelte sich zu echter Kameradin und Seelentrösterin. Auf dem kleinen Segelboot teilten sich Guirec und Monique jeden Tag: Frühstück, Meeresstürme und einsame Nächte. Die Henne konnte bei rauer See in eigens für sie gebauten Käfigen Schutz finden, während sie sich tagsüber frei an Deck bewegen durfte, Fliegen fing oder neugierig ihre Umgebung erkundete. Das Duo bewältigte gemeinsam widrigste Wetterbedingungen, gewaltige Wellen, Eisberge und die Kälte der Arktis.
In den polaren Regionen Grönlands war das Boot sogar monatelang im Eis eingeschlossen. Trotz Temperaturen von bis zu minus 60 Grad Celsius und lebensbedrohlichen Situationen blieben beide unversehrt – ein Beweis für ihre einzigartige Verbindung und Guirecs nicht nachlassenden Mut. Was diesen Reisebericht besonders fesselnd macht, ist nicht nur die physische Leistung des jungen Seglers, sondern die emotionale Geschichte hinter dieser ungewöhnlichen Freundschaft. Monique war nicht einfach nur Mitreisende, sie war Teil des Teams, „ein Stück Familie“ für Guirec. Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass Monique auf ihrer Reise mehr als hundert Eier legte – ein Begleiter, der nicht nur für Nahrung sorgte, sondern auch für Lebensfreude und Motivation auf der oft langen Reise.
Neben den Herausforderungen aus Natur und Wetter gab es auch Begegnungen mit Menschen und Tieren, die unterstrichen, wie einzigartig diese Reise war. Inuit-Kinder, die noch nie ein Huhn gesehen hatten, waren von Monique fasziniert, und auch wilde Tiere wie Polarfüchse oder Wale begleiteten den Abenteurer und sein Federvieh auf ihrem Weg. Trotz der Enge des Boots und der teils extremen Bedingungen brachte das Tier dem jungen Mann einen starken emotionalen Halt. Die Reise führte Guirec und Monique quer über die Weltmeere – vom Atlantik über die Polargebiete bis hin zur Südspitze Südamerikas und wieder zurück nach Europa. Dabei wurde Guirec der jüngste Segler, der die gefürchtete Nordwestpassage alleine durchquerte.
Diese Passage ist nur in den letzten Jahrzehnten infolge des Klimawandels und der schmelzenden Polarkappen überhaupt befahrbar geworden. Mit ihrem Abenteuer machten die beiden nicht nur auf ihre Leidenschaft aufmerksam, sondern auch auf die dringenden Umweltprobleme und die Fragilität unserer Ozeane. Guirec engagiert sich heute aktiv gegen Plastikmüll in den Meeren und setzt sich für einen bewussteren Umgang mit der Natur ein. Nach der Rückkehr auf seine Heimatinsel vor der bretonischen Küste wurde die Geschichte von Guirec und Monique zu einem Internet-Phänomen. Ihre Abenteuer wurden in Fotos, Videos und auf sozialen Medien dokumentiert und lösten weltweit Begeisterung aus.
Mit hunderttausenden Followern nahm die Community live an den Herausforderungen und schönen Momenten teil, die das Leben auf See mit sich bringt. Auch ein Kinderbuch, das die Geschichte der Reise erzählt, wurde veröffentlicht und begeistert eine neue Generation von Abenteurern und Tierliebhabern. Die Entscheidung, ein Huhn auf diese Reise mitzunehmen, war nach eigenen Worten von anfänglicher Skepsis geprägt. Guirec erwähnte scherzend, dass er das Tier jederzeit essen könnte, falls es zu lästig würde. Doch das Gegenteil war der Fall.
Zwischen dem jungen Segler und seiner Henne entwickelte sich eine tiefe, liebevolle Beziehung, die selbst in schwierigsten Situationen Halt gab. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Tier wirkte in den rauen Umweltbedingungen Wunder und sorgte für humorvolle und beschwingte Momente inmitten von Entbehrungen. Heute lebt Monique weiterhin auf der Insel, wo Guirec ihr ein neues Zuhause mit Ausblick auf das Meer baut. Trotz der außergewöhnlichen Reise zeigt sie sich als ganz gewöhnliches Huhn, beschäftigt mit Staubbädern, Futter suchen und der immer wiederkehrenden Suche nach Gesellschaft, die sie in Guirec gefunden hat. Es gibt sogar Überlegungen, ihr bald Gesellschaft von anderen Hühnern zu schenken – vielleicht eine kleine Herde für das abenteuerlustige Huhn.
Die Geschichte von Guirec Soudée und Monique ist weit mehr als eine simple Abenteuererzählung. Es ist eine Geschichte über Träume, Durchhaltevermögen und eine außergewöhnliche Freundschaft, die Grenzen überwindet. Außerdem zeigt sie, wie ungeahnte Begleiter uns emotional bereichern und uns auf ganz besondere Weise durch die Höhen und Tiefen des Lebens tragen können. Für alle, die von großen Reisen träumen oder sich für ungewöhnliche Tiergeschichten interessieren, bietet diese Reise wertvolle Inspiration. Sie führt vor Augen, wie das Unbekannte mit Mut, Liebe und Kreativität gemeistert werden kann und wie wichtig es ist, die Natur und ihre Bewohner im Blick zu behalten – auch wenn wir die Weltmeere erobern.
Noch immer plant Guirec neue Abenteuer, bei denen auch Monique hoffentlich wieder an seiner Seite sein wird. Die Zukunft hält sicher noch viele spannende Kapitel bereit für das ungewöhnlichste Segler-Duo der Welt.