In den letzten Jahren zeichnete sich ein bedeutsamer Wandel in der Organisation wissenschaftlicher Konferenzen ab: Immer mehr Veranstaltungen verlassen die USA oder werden gar nicht mehr dort abgehalten. Der Hauptgrund dafür sind die veränderten Einreise- und Grenzkontrollen, die viele ausländische Forscher davon abhalten, an Konferenzen in den Vereinigten Staaten teilzunehmen. Diese Entwicklung stellt nicht nur eine Herausforderung für den wissenschaftlichen Austausch dar, sondern auch für die Position der USA als führenden Wissenschaftsstandort weltweit. Wissenschaftliche Konferenzen sind seit jeher ein zentrales Element des globalen Forschungsnetzwerks. Sie bieten Forschern die Möglichkeit, ihre Arbeit vorzustellen, sich zu vernetzen und Kooperationen zu initiieren.
Besonders in internationaler Zusammenarbeit sind diese Treffen essenziell, um den wissenschaftlichen Fortschritt voranzutreiben. Doch durch die zunehmenden Sorgen ausländischer Wissenschaftler hinsichtlich der Reisebedingungen in die USA schrillen bei Organisatoren die Alarmglocken. Die Verschärfung der US-Einwanderungspolitik führte in den letzten Jahren zu einer strengeren Überprüfung von Visa-Anträgen, häufigeren Befragungen am Flughafen sowie vermehrten Verzögerungen bei der Einreise. Besonders betroffen sind dabei Wissenschaftler aus bestimmten Ländern, die aufgrund neuer oder verschärfter Richtlinien nun stärker kontrolliert werden. Dies hat zu einer wachsenden Verunsicherung unter Forschergruppen beigetragen, die nun ihre Teilnahme an Konferenzen in den USA grundsätzlich überdenken.
Einige Veranstalter reagierten auf diese Unsicherheit, indem sie geplante Tagungen entweder verschoben, komplett abgesagt oder an andere, weniger problematische Orte verlegt haben. Europäische Länder sowie asiatische Metropolen gewinnen hier deutlich an Bedeutung als neue Austragungsorte für wissenschaftliche Großveranstaltungen. Dies wirkt sich langfristig auf die Sichtbarkeit und das Renommee amerikanischer Forschungseinrichtungen aus, die traditionell als Gastgeber zahlreicher namhafter Kongresse fungierten. Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch junge Forschende und Doktoranden leiden unter diesen Entwicklungen. Für viele junge Talente sind Konferenzen die Chance, international Kontakte zu knüpfen und die eigene Karriere entscheidend zu fördern.
Wenn Reisen in die USA aufgrund von Visa-Problemen oder möglichen Kontrollen am Grenzübergang zu riskant werden, verzichten viele auf diese wichtigen Gelegenheiten. Dies kann zu einem Brain-Drain führen, bei dem talentierte Wissenschaftler ihre Karriere außerhalb der USA aufbauen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die Organisation von Konferenzen generiert erhebliche Umsätze in den Gastgeberstädten durch Hotels, Gastronomie und lokale Dienstleister. Die Abwanderung von Veranstaltungen bedeutet somit auch wirtschaftliche Einbußen für amerikanische Städte und Institutionen.
Darüber hinaus ergeben sich durch die Umorientierung bei der Standortwahl auch sozio-kulturelle Effekte. Wissenschaftliche Konferenzen sind Begegnungsorte verschiedener Kulturen und fördern den interkulturellen Austausch. Wenn sie aufgrund von Einreiseängsten weniger international besucht werden, leiden sowohl die inhaltliche Vielfalt als auch die Innovationskraft der Veranstaltungen. Gleichzeitig versuchen viele wissenschaftliche Gemeinschaften und Organisationen, Lösungen zu finden, um dem Problem zu begegnen. Digitale Formate und hybride Konferenzen gewannen besonders während der Pandemie an Bedeutung.
Durch virtuelle Teilnahme wird zumindest ein Teil der Barrieren abgebaut und wissenschaftlicher Austausch zumindest teilweise aufrechterhalten. Allerdings ersetzt dies nicht die unvergleichlichen Vorteile persönlicher Begegnungen im Rahmen von Präsenzveranstaltungen. Des Weiteren setzen sich einige Fachgesellschaften und Universitäten dafür ein, die Visa-Prozesse zu erleichtern und politische Entscheidungsträger auf die Folgen der restriktiven Einwanderungspolitik für die Forschung aufmerksam zu machen. So werden Lobbyarbeit und Kampagnen gestartet, um die Situation für internationale Wissenschaftler zu verbessern und die USA als offenen und einladenden Forschungsstandort zurückzugewinnen. Die Abwanderung wissenschaftlicher Konferenzen zeigt, wie stark Politik und Immigration die Wissenschaftswelt beeinflussen können.
Während früher die USA als unangefochtener Hotspot für Forschungsveranstaltungen galten, zeichnet sich nun eine Diversifizierung der Austragungsorte ab. Dies ist allerdings kein rein amerikanisches Problem: Auch andere Länder überdenken ihre Einreisebestimmungen angesichts wachsender globaler Mobilität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Für Forscherinnen und Forscher bedeutet diese Entwicklung eine wachsende Notwendigkeit, sorgfältig abzuwägen, welche Konferenzen sie besuchen und welche Standortwahl für ihre wissenschaftliche Karriere am vorteilhaftesten ist. Gleichzeitig sollten Institutionen verstärkt darauf achten, ein internationales Umfeld mit niedrigschwelligen Zugangsbedingungen zu schaffen, um den wissenschaftlichen Fortschritt nicht zu gefährden. Abschließend lässt sich festhalten, dass die zunehmenden Reise- und Einreisebeschränkungen in den USA eine alarmierende Entwicklung für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft darstellen.