Eine neue Dokumentation über „Die Sopranos“ sorgt derzeit für Aufsehen in der Film- und Fernsehwelt. Seit der Ausstrahlung der ikonischen Serie hat sich die Meinung über das Meisterwerk von David Chase in der Gesellschaft tief verwurzelt. Doch wenngleich „Die Sopranos“ von Fans und Kritikern hochgelobt wird, gibt es eine überraschende Stimme, die sich gegen die Serie äußert: der legendäre Regisseur Martin Scorsese. In der frisch veröffentlichten Dokumentation wird dargelegt, warum der Meister des Gangsterfilms nicht viel mit der kultigen HBO-Serie anfangen kann. Die Dokumentation trägt den Titel „Wise Guy: David Chase und Die Sopranos“ und wird am 7.
September auf HBO ausgestrahlt. Sie umfasst ein zweiteiliges Format, das die Hintergründe der Serie, ihre Entstehung und die kreativen Entscheidungen von David Chase beleuchtet. Dabei wird deutlich, dass Scorsese, der für Filme wie „Goodfellas“ und „Casino“ bekannt ist, einer der wenigen prominenten Stimmen ist, die sich von „Die Sopranos“ distanziert haben. In der Dokumentation wird erklärt, dass Scorsese mit der Ästhetik und der Darstellung des Lebens von Gangsterfiguren in der Serie nicht einverstanden ist. Scorsese, der in Little Italy in Manhattan aufwuchs, äußerte in einem früheren Interview, dass er keinen Zugang zu der Welt der Protagonisten von „Die Sopranos“ finden konnte.
Er meinte, er könne sich nicht mit der „Neuen Welt“ identifizieren, die die Serie präsentiert. „Die Charaktere leben in New Jersey in großen Häusern? Ich verstehe das nicht“, sagte er. Dieser Hinweis auf den Standort der Handlung ist entscheidend, da die meisten Gangsterfilme, einschließlich der von Scorsese, traditionell in urbanen Umgebungen wie Manhattan oder Brooklyn spielen. David Chase, der Schöpfer von „Die Sopranos“, hat darauf reagiert und erklärt, dass der Grund für Scorseses Unbehagen in der Erzählweise und der Umgebung der Serie liege. Chase sagte, dass er die Serie in New Jersey ansiedeln wollte, um ein realistisches Bild der Mafia zu zeigen.
„Ich verbot, dass Außenaufnahmen an einem anderen Ort als in New Jersey gedreht wurden, weil ich wollte, dass es glaubwürdig ist. Ich kannte New Jersey sehr gut“, erklärte Chase. Diese Entscheidung war nicht nur eine Frage des Realismus, sondern auch eine bewusste Wahl, um die Mobkultur der Region zu beleuchten. Chase bemerkte, dass Scorsese die Natur der Sopranos-Geschichte als eine Abweichung von dem sah, was im Genre des Gangsterfilms üblich war. „Viele Mafia-Geschichten zuvor spielten in Manhattan oder Brooklyn.
Ich wusste aber, dass es auch in New Jersey eine Mafia-Präsenz gab - Kinder, deren Väter schwere Buchmacher oder Kredithai waren. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, wurde mal ein Typ in seiner Garage in die Luft gesprengt“, erzählte Chase. Diese persönliche Verbindung zur Realität in New Jersey verstärkte den Wunsch, eine authentische Geschichte zu erzählen, die das Leben von Mafiabossen und deren Familien widergespiegelt. Beachtenswert ist dennoch, dass „Die Sopranos“ tief in der Popkultur verankert ist und oft als eine der besten Fernsehserien aller Zeiten genannt wird. Die Serie mit James Gandolfini in der Rolle des Tony Soprano, einem mobbing Führer, der mit persönlichen und beruflichen Herausforderungen konfrontiert ist, wird für ihre komplexe Charakterzeichnung gelobt.
Die Art und Weise, wie Chase die psychosozialen Probleme und die Abgründe der Charaktere erforscht, hebt die Serie von anderen Gangsterfilmen ab. Doch genau dieses neue, psychologische Narrativ scheint Scorsese nicht angesprochen zu haben. Scorsese selbst hat nie viel Zeit mit „Die Sopranos“ verbracht. In einem Interview aus dem Jahr 2019 gab er zu, dass er nur eine Episode der Serie sah. „Ich kann mich nicht mit dieser Generation der Unterwelt identifizieren.
Ich wuchs nicht so auf“, sagte Scorsese. „Am Abendstisch wird mit Schimpfwörtern um sich geworfen? Das verstehe ich nicht. Ich habe das einfach nicht erlebt.“ Diese Aussage spricht für die Kluft zwischen den Kulturen, aus denen die beiden kreativen Köpfe stammen, und wirft Fragen über das Verständnis und die Interpretation von Mafia-Stereotypen auf. Die Dokumentation untersucht nicht nur diese Spannungen und Differenzen, sondern beleuchtet auch die kulturellen Implikationen, die „Die Sopranos“ im Laufe der Jahre entfaltet hat.
Die Serie hat eine neue Generation von Filmmachern inspiriert und den Weg für andere komplexe Erzählungen im Fernsehen geebnet. Die Reflexion von Chase über Scorseses Kritik zeigt, dass Kunst subjektiv ist und dass jeder Künstler seine eigene Perspektive hat. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Zuschauer auf die Dokumentation reagieren werden und ob Scorseses Sichtweise das Erbe von „Die Sopranos“ beeinflussen könnte. Das Publikum ist gespalten: Einige teilen Scorseses Ansicht, während andere die Serie als Entwicklung des Gangstergenres feiern. Chase hat jedoch klargemacht, dass er hinter seiner Vision steht und stolz auf das ist, was er geschaffen hat.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Wise Guy: David Chase und Die Sopranos“ nicht nur als Rückblick auf eine der einflussreichsten Serien der TV-Geschichte dient, sondern auch als Moment der Reflexion über kulturelle Unterschiede und die Entwicklung des Geschichtenerzählens im Fernsehen. Während Scorsese vielleicht nicht mit „Die Sopranos“ übereinstimmt, bleibt seine Auswirkung auf das Genre unbestreitbar. Die Diskussion über die Serie und die Ansichten von Künstlern wie Scorsese wird weiterhin Teil des Diskurses über das, was gute Erzählkunst in der heutigen Zeit ausmacht. Es ist klar, dass „Die Sopranos“ auch weiterhin sowohl Bewunderung als auch Kontroversen hervorrufen wird.