Der Wettlauf um die Vorherrschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) ist längst nicht nur ein Duell zwischen Technologieunternehmen und Forschungslaboren, sondern auch ein Kampf um die Kontrolle über essentielle Rohstoffe. Besonders seltene Erden haben sich als der zentrale Rohstoff für die KI-Entwicklung herauskristallisiert. Diese besonders wertvollen Metalle, die aufgrund ihrer einzigartigen magnetischen und elektrischen Eigenschaften unentbehrlich für Halbleiter, Chips und Datenzentren sind, sind im globalen Handel stark konzentriert und bergen enorme geopolitische Risiken. Wer die Versorgung mit seltenen Erden sichert, hat folglich auch einen strategischen Vorteil im AI-Wettbewerb. Gerade das zeigt, wie eng physische Ressourcen und digitale Innovation heutzutage miteinander verknüpft sind.
China spielt bei seltenen Erden eine überragende Rolle und hält praktisch ein Monopol auf die Veredelung und Verarbeitung dieser Rohstoffe. Das Land kontrolliert nicht nur den Bergbau großer Mengen, sondern ist auch in der Lage, die Metalle aufzubereiten und in veredelter Form zu exportieren. Mit einem Anteil von etwa 80 Prozent an veredeltem Kobalt, 65 Prozent bei Lithium und erheblichem Anteil bei Kupfer, Nickel und anderen Schlüsselmetallen steuert China rund die Hälfte des globalen Marktes an veredelten seltenen Erden. Diese Konzentration gibt der Volksrepublik eine enorme Hebelwirkung, von der auch die geopolitischen Spannungen profitieren, etwa bei Handelskonflikten oder Fragen von Exportkontrollen. Die USA und andere Staaten sehen sich dadurch in ihrer technologischen Entwicklung und nationalen Sicherheit stark verwundbar, da sie selber kaum über eine umfassende Kapazität zur Trennung und Verarbeitung dieser Metalle verfügen.
Die Abhängigkeit von China setzt die westlichen Industrien zunehmend unter Druck, alternative Lieferquellen und eigene Produktionskapazitäten aufzubauen.Gleichzeitig zeichnen sich weltweit neue Akteure ab, die als wichtige Rohstoffproduzenten in die Rolle strategischer Partner bei den seltenen Erden vordringen. Länder wie Chile, Guinea und die Demokratische Republik Kongo konzentrieren sich auf den Abbau bestimmter Rohstoffe, wobei sie ihr Fördervolumen und ihre Infrastruktur kontinuierlich ausbauen. Guinea beispielsweise hat durch beträchtliche Steigerungen im Bereich Aluminiumexporte bewiesen, dass auch andere Länder neben China erhebliches Wachstumspotenzial haben. Dieses Aufholen ist jedoch noch mit Herausforderungen behaftet, da oft zusätzliche Investitionen in Technologie, Umweltstandards und Logistik nötig sind, um nachhaltig eine feste Rolle im globalen Handel zu übernehmen.
Dennoch bieten diese neu entstehenden Lieferanten eine Chance, die Abhängigkeit von China zumindest teilweise zu reduzieren und damit ein stabileres, widerstandsfähigeres Versorgungssystem für die technologischen Rohstoffe von morgen zu schaffen.Der globale Markt für seltene Erden ist komplex und stark anfällig für politische und wirtschaftliche Störungen. Die hohe Konzentration bei wenigen Akteuren und die relative Knappheit dieser Rohstoffe sorgt für eine volatile Preisentwicklung, die sich insbesondere bei steigender Nachfrage aus dem KI-Sektor bemerkbar macht. Der Boom bei KI-Technologien führt nicht nur zu einem erhöhten Bedarf an Rechenleistung und Hardware, sondern auch zu einer explosionsartigen Nachfrage nach den Mineralien, die diese Komponenten erst ermöglichen. Technologische Fortschritte in Bereichen wie Halbleiterherstellung, Elektromobilität und Energiespeicherung intensivieren diesen Bedarf zusätzlich.
Wenn sich die Preise für diese seltenen Metalle deutlich erhöhen, könnte dies nicht nur die Produktionskosten in den betroffenen Industriebereichen in die Höhe treiben, sondern auch die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit ganzer Nationen beeinträchtigen.In Anbetracht dieser Faktoren wird über die Sicherung der Lieferketten und die strategische Diversifizierung der Rohstoffquellen intensiv diskutiert. Viele Länder bemühen sich, die Abhängigkeiten zu verringern, eigene Kapazitäten für Exploration, Förderung, Verarbeitung und Recycling zu entwickeln sowie internationale Kooperationen zu stärken. Die sich anbahnenden Transformationsprozesse könnten langfristig den Markt für seltene Erden neu definieren und damit die geopolitische Balance verschieben. Dabei sind nachhaltige und umweltverträgliche Abbauverfahren von großer Bedeutung, da der Bergbau auf seltene Erden oft mit erheblichen ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden ist.