Es war ein düsterer Tag für Hunderttausende von Kryptowährungsinvestoren, als die zweitgrößte Kryptobörse FTX im November 2022 zusammenbrach. Für Menschen wie Anand aus Südindien, der über 90 Prozent seines Vermögens in Höhe von rund 13.000 US-Dollar auf der Plattform investiert hatte, brach eine Welt zusammen. Der Kollaps dieses einst renommierten Unternehmens hinterließ nicht nur finanzielle Verluste, sondern auch das Gefühl des Betrugs und der Ohnmacht. Das Drama rund um FTX erreichte nun einen neuen Höhepunkt, da der Gründer Sam Bankman-Fried am 2.
Oktober wegen Betrugs und Verschwörung vor Gericht stehen soll. Der US-Justizminister wirft Bankman-Fried vor, Kundengelder missbraucht zu haben, um riskante Kryptohandelsgeschäfte zu finanzieren. Als die Bedenken im Zusammenhang mit den Verbindungen zwischen FTX und Alameda Research im November 2022 zu einem Ansturm auf die Börse führten, konnte FTX die Auszahlungen nicht decken und ging in die Insolvenz. Während die Augen der Kryptowelt gespannt auf den Gerichtssaal in New York gerichtet sind, dehnen sich die Auswirkungen des Zusammenbruchs von FTX weit über die US-Ostküste und den Sitz des Unternehmens auf den Bahamas aus. FTX bemühte sich aktiv um Kunden und Partnerschaften in Schwellenländern, darunter Menschen wie Anand, die höchstwahrscheinlich nicht in dem Gerichtssaal vertreten werden und wohl kaum ihre Verluste zurückerhalten werden.
Schon bevor FTX zusammenbrach, wurde das Investieren in Kryptowährungen in weiten Teilen der westlichen Welt oft als Form des Glücksspiels angesehen. Doch in Teilen Asiens, Lateinamerikas, Afrikas und des Nahen Ostens hatten Kryptowährungen andere Verwendungszwecke. In Ländern wie Nigeria, Argentinien und dem Libanon, in denen der Wechselkurs starken Schwankungen unterlag und das Geld auf dem Bankkonto über Nacht an Wert verlieren konnte, diente Krypto als Wertspeicher in einem parallelen Finanzsystem. Für viele war die Nutzung von Kryptowährungen auch ein Weg, hohe Gebühren für Geldüberweisungen zu umgehen, was es ermöglichte, Geld an Verwandte im Ausland zu senden und zu empfangen. Für Unternehmer boten Kryptowährungen die Möglichkeit, einfacher mit ausländischen Lieferanten und Kunden zu handeln, ohne sich mit Devisenbrokern oder Zahlungsdienstleistern herumschlagen zu müssen, die nicht die lokalen Währungen unterstützten.
Der Kollaps von FTX hatte jedoch nicht nur Auswirkungen auf die direkten Nutzer der Plattform, sondern führte zu einem weitreichenden Zusammenbruch des gesamten Krypto-Ökosystems. Zahlreiche Zahlungsunternehmen, Kunden und Partnerunternehmen waren durch die Insolvenz von FTX betroffen. Der Verlust von FTX hatte Auswirkungen auf etwa 100 Unternehmen, die von der Stabilität der Börse abhängig waren. Die Tragödie von FTX verdeutlichte, wie anfällig die Kryptowelt für Betrug und Missbrauch ist. Selbst in Ländern mit fortgeschrittenen Regulierungen konnte FTX Kunden anziehen, während es außerhalb der lokalen Gesetze operierte.
Das Vertrauen in FTX trotz seines Außenseiterstatus war groß, da die Börse als eine der größten und renommiertesten in der Kryptoindustrie galt. Der Kollaps von FTX hinterließ nicht nur finanzielle Verluste, sondern auch gebrochene Träume und das Gefühl des Verrats. Für Anand, der nach dem Zusammenbruch Monate in einer finanziellen Krise steckte, war der Verlust seines Geldes nur ein Teil des Schadens. Die Ungewissheit und die Enttäuschung darüber, dass eine vermeintlich solide Institution wie FTX so spektakulär scheitern konnte, hinterließ bei vielen ein tiefes Misstrauen und Unverständnis. Für die Opfer des Zusammenbruchs von FTX wird es wahrscheinlich keine endgültige Genugtuung geben.
Während Sam Bankman-Fried vor Gericht stehen wird, bleiben die globalen Opfer des Skandals im Schatten, ohne Aussicht auf Wiedergutmachung. Der Fall von FTX ist ein weiteres trauriges Kapitel in der Geschichte der Kryptowelt, das die dringende Notwendigkeit von strengeren Regulierungen und transparenteren Praktiken in dieser aufstrebenden Branche verdeutlicht.