Geld an Familie und Freunde zu verleihen, gehört für viele Menschen zur gelebten Realität. Ob in finanziellen Engpässen oder als Unterstützung bei größeren Anschaffungen oder Lebensphasen – die finanzielle Hilfe für Angehörige fühlt sich oft wie eine Herzensangelegenheit an. Doch trotz guter Absichten kann das Verleihen von Geld an geliebte Menschen auch zu erheblichen Problemen führen, sowohl finanzieller als auch emotionaler Natur. Die renommierte Finanzexpertin Neale Godfrey, CEO des Children's Financial Network, warnt vor den Risiken und gibt fundierte Ratschläge, wie man sein Geld schützt ohne die zwischenmenschlichen Beziehungen zu gefährden. Dabei stehen vor allem klare Absprachen, Verantwortung und realistische Erwartungen im Mittelpunkt.
Ein grundlegendes Problem ist häufig das Fehlen schriftlicher Vereinbarungen bei Geldleihen innerhalb der Familie oder mit Freunden. Godfrey hebt hervor, dass fehlende Verträge eine der Hauptursachen für unerwartete Konflikte sind. Ohne klare Bedingungen besteht das Risiko, dass Erwartungen über Rückzahlung, Zinshöhe oder Rückzahlungszeitraum divergieren und zu Missverständnissen führen. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie, dass lediglich 56 Prozent dieser informellen Darlehen vollständig zurückgezahlt werden – was ein alarmierendes Signal für finanzielles Missmanagement und Kommunikationsprobleme ist. Die Tatsache, dass fast die Hälfte der geliehenen Gelder möglicherweise nicht zurückfließt, stellt viele Kreditoren vor harte Entscheidungen.
Wenn es jedoch zu einem Konflikt kommt, ist der Weg zur formalen Einforderung schwierig und emotional belastend, da autoritäre Maßnahmen das Vertrauensverhältnis oft dauerhaft schädigen. Godfrey weist darauf hin, dass Geldstreitigkeiten sogar häufiger zu Scheidungen führen als viele andere soziale Spannungen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 unterstreicht diesen Zusammenhang und verortet finanzielle Uneinigkeiten als Ursache in bis zu 40 Prozent der Trennungsfälle. Vor allem, wenn es um Erbschaften und familiäre Vermögensübertragungen geht, kann der Umgang mit Geld zu einem Minenfeld werden, das Generationen entzweit. Um diese negativen Auswirkungen zu vermeiden, betont Neale Godfrey die Wichtigkeit offener und ehrlicher Kommunikation bereits vor dem Übergeben des Geldes.
Die beteiligten Parteien sollten sich darauf einigen, ob es sich bei der finanziellen Unterstützung um ein Darlehen handelt oder um ein Geschenk ohne Rückzahlungsverpflichtung. Godfrey führt den Begriff „Gift in Kind“ ein, bei dem das Darlehen teilweise oder vollständig durch Leistungen, wie beispielsweise Mithilfe im Haushalt, ausgeglichen wird. Diese kreative Lösung kann oft eine Brücke schlagen, wenn Geldmittel knapp sind und dennoch eine Unterstützung gewünscht wird. Darüber hinaus rät die Expertin, die Rückzahlungsbedingungen klar und schriftlich festzuhalten. Angaben zu Höhe der Ratenzahlungen, Frequenz der Tilgung und einem möglichen Zinssatz sollten explizit vereinbart werden.
Dies schafft Verbindlichkeit und hilft, spätere Missverständnisse zu vermeiden. Hierbei ist es ratsam, sich auch einen Plan B zu überlegen, falls der Darlehensnehmer in finanzielle Schwierigkeiten gerät – zum Beispiel durch Anpassungen der Rückzahlung oder einen zeitlich begrenzten Zahlungsaufschub. Godfrey mahnt zudem, sehr genau zu prüfen, wen man unterstützen möchte. Ist die finanzielle Bitte eine einmalige Ausnahme aufgrund einer vorübergehenden Krise – wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder unerwartete Ausgaben – oder zeigt sich ein Muster von wiederholten Geldanfragen? Letzteres kann auf tiefere Ursachen wie mangelnde Finanzkompetenz, ungesunde Geldgewohnheiten oder sogar Abhängigkeiten hinweisen, die langfristig problematisch sind. In solchen Fällen empfiehlt sie ein offenes Gespräch, bei dem gemeinsam ein realistisches Budget aufgestellt und ein nachhaltiger Umgang mit Geld vermittelt wird.
Dadurch werden Chancen geschaffen, eine wirkliche Lösung zu erarbeiten, statt immer wieder nur kurzfristige Lücken zu stopfen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vorsicht, dass das verliehene Geld nicht in problematische Verhaltensweisen wie Glücksspiel oder Drogenkonsum fließt. Geldhilfe ohne klare Kontrollmechanismen kann ungewollt negative Entwicklungen fördern und die Situation verschärfen. Godfrey rät daher, die Nutzung der finanziellen Unterstützung mit dem Empfänger zu besprechen und gegebenenfalls alternative Hilfswege zu prüfen, die auf nachhaltiger Veränderung basieren. Die Frage, wie man finanziell helfen kann ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, ist zentral.
Experten empfehlen, nur solche Beträge zu verleihen, deren Verlust man im schlimmsten Fall auch verkraften könnte. Gleichzeitig sollte man sich bewusst machen, dass Geld ein Instrument ist, das Beziehungen stärken, aber eben auch belasten kann. Die emotionale Dimension ist besonders bei Familie und Freunden sensibel, da es neben finanzieller Unterstützung auch um Vertrauen, Selbstachtung und familiären Frieden geht. Technisch gesehen lassen sich Kredite an Angehörige oder Freunde auch durch formelle Dokumente absichern. Das kann in Form von einfachen Verträgen geschehen, in denen alle Konditionen festgehalten werden.
In manchen Fällen kann auch die Einschaltung eines Notars ratsam sein, insbesondere wenn größere Summen verliehen werden. So wird die Rechtssicherheit erhöht, was allen Beteiligten zugutekommt. Der Gesprächsaufbau bei einer Geldleihenabsprache sollte von Respekt und Verständnis geprägt sein. Klarheit über den Zweck des Darlehens, die finanziellen Möglichkeiten des Kreditnehmers und mögliche Risiken helfen, eine gemeinsame Basis zu finden. Transparenz kann verhindern, dass Konflikte entstehen und erleichtert den Umgang mit Problemen, falls die Rückzahlung sich verzögert.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Verleihen von Geld an geliebte Menschen ein heikles Thema ist, das sorgfältiges Abwägen und eine bewusste Vorgehensweise erfordert. Neale Godfreys Rat basiert auf der Erkenntnis, dass finanzielle Unterstützung ohne Rahmenbedingungen häufig mehr schadet als nützt. Wer sich an ihre Empfehlungen hält, schützt nicht nur sein Geld, sondern bewahrt vor allem die wertvollen zwischenmenschlichen Beziehungen. Dazu gehören klare Absprachen, gegenseitiges Verständnis und die Bereitschaft, auch schwierige Themen anzusprechen. In der Praxis bedeutet das, dass Geldausleihen an Familie und Freunde eine wohlüberlegte Angelegenheit sein sollten.
Wer seine finanzielle Hilfe als Geschenk leisten möchte, sollte dies deutlich machen und keine Rückzahlung erwarten. Wer ein Darlehen vergibt, muss sich der Verpflichtung und das Risiko bewusst sein und alle Bedingungen vertraglich absichern. Nur so lassen sich typische Fallstricke vermeiden, die Finanzprobleme verursachen oder zu familiären Zerwürfnissen führen könnten. Finanzielle Bildung und offene Kommunikation sind die besten Werkzeuge, um im sensiblen Feld zwischen Geld und Liebe den richtigen Weg zu finden. Neale Godfrey liefert mit ihrer Expertise eine wichtige Orientierung für alle, die ihren Familien und Freunden helfen wollen, ohne dabei ihre eigene wirtschaftliche Sicherheit und das Beziehungsglück aufs Spiel zu setzen.
In einer zunehmend komplexen finanziellen Welt ist dies eine Hilfe, die sich auf lange Sicht auszahlt und echte Nähe statt Entfremdung fördert.