Die Steuererklärung ist für viele Amerikaner eine jährliche Pflicht und oft Quelle von Stress und Unsicherheit. Doch was wäre, wenn die Institution, die seit Jahrzehnten für die Erhebung und Verwaltung der Einkommenssteuer zuständig ist, einfach abgeschafft werden würde? Die Rede ist vom Internal Revenue Service, kurz IRS. Präsident Donald Trump und einige Vertreter in seinem Umfeld verfolgen die Idee, diese Behörde vollständig aufzulösen – ein Vorhaben, das durchaus ambitioniert und umstritten ist. Doch welche Auswirkungen hätte dies konkret auf Ihre Finanzen, auf die Steuerlogik in den Vereinigten Staaten und auf das staatliche Finanzwesen insgesamt? Um dies zu verstehen, muss man sowohl die aktuelle Rolle des IRS als auch die vorgeschlagenen Alternativen zur traditionellen Einkommenssteuer durchleuchten. Der IRS ist seit über hundert Jahren das zentrale Instrument zur Einhebung von Bundessteuern in den USA.
Er sorgt dafür, dass Einzelpersonen und Unternehmen ihre Einkommenssteuer sowie eine Vielzahl weiterer Abgaben fristgerecht entrichten. Neben der Erhebung kümmern sich die Mitarbeiter auch um Betriebsprüfungen, die Durchsetzung von Steuergesetzen und bieten Hilfestellung bei Fragen. Die Abschaffung dieser Behörde bedeutet also nicht nur einen radikalen Bruch mit der bisherigen Steuerpraxis, sondern wirft unmittelbar die Frage auf, wie der Staat künftig seine Einnahmen generieren soll, um wichtige öffentliche Ausgaben wie Infrastruktur, Verteidigung oder Sozialsysteme zu finanzieren. Die Trump-Administration hat bereits begonnen, den IRS zu schwächen, unter anderem durch massive Personalabbauten, die in manchen Wochen zu mehreren Führungswechseln innerhalb der Behörde führten. Diese interne Instabilität gibt einen Vorgeschmack darauf, was eine vollständige Abschaffung bedeuten könnte: Ein gewaltiges organisatorisches Vakuum, das geschlossen werden müsste.
Eine der bekanntesten Ideen, die in diesem Kontext diskutiert wird, ist die Einführung einer völlig neuen Steuerbehörde, die sich auf Zölle und Importabgaben konzentriert, genannt External Revenue Agency. Diese soll unter anderem Handelstarife überwachen und einziehen, mit der Hoffnung, dass diese Einnahmen die Ausfälle der Einkommenssteuer kompensieren können. Allerdings stehen die Experten dem skeptisch gegenüber – insbesondere, wenn es darum geht, die enormen Einnahmen aus der Einkommenssteuer durch Zölle zu ersetzen. Der Außenhandel der USA bringt zwar erhebliche Summen, doch die Tarife würden bei Weitem nicht ausreichen, um die Einnahmen in vergleichbarer Höhe zu gewährleisten. Laut Wirtschaftsfachleuten ist die Vorstellung, dass Zölle allein die Steuereinnahmen ersetzen könnten, rein theoretisch und praktisch derzeit nicht realistisch.
Vor allem die Handelsbilanz der USA verdeutlicht den Engpass. Im Jahr 2023 wurden etwa 3,1 Billionen US-Dollar an Waren importiert, doch die Einkommens- und Unternehmenssteuern generierten etwa 2 Billionen US-Dollar an Einnahmen – ein Unterschied, der nicht ohne Weiteres durch Zölle ausgeglichen werden kann. Selbst mit einem sehr hohen Zollsatz bliebe die Einnahmenlücke groß, da nicht alle Güter zollpflichtig sind und der interne Konsum ebenfalls eine große Rolle spielt. Als weitere Alternative rücken republikanische Politiker inzwischen einen nationalen Verkaufssteuermechanismus in den Vordergrund. Das FairTax-Gesetz von 2025, das von Abgeordnetem Earl „Buddy“ Carter betrieben wird, schlägt vor, die gegenwärtige Einkommenssteuer durch eine einheitliche bundesweite Umsatzsteuer zu ersetzen, beginnend ab dem Steuerjahr 2027.
Die vorgeschlagene Rate liegt bei rund 23 Prozent, doch Hochrechnungen des Tax Policy Centers zeigen, dass Konsumenten faktisch fast 30 Cent pro ausgegebenen Dollar an Steuern zahlen müssten, was im Alltag signifikant spürbar wäre. Die Umsetzung einer solchen Steuerreform ist jedoch mit großen Herausforderungen verbunden. Ein nationales Umsatzsteuersystem würde die Steuererhebung stark auf Waren- und Dienstleistungen legen und könnte besonders Verbraucher mit niedrigem Einkommen belasten, da diese einen größeren Teil ihres Einkommens für Konsum ausgeben. Gleichzeitig entfallen administrative Aufgaben des IRS in seiner bisherigen Form, wobei neue Mechanismen der Steuerüberwachung und -durchsetzung nötig wären. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die politische und gesellschaftliche Akzeptanz dieser Pläne.
Die vergangenen Vorschläge der Trump-Regierung – angefangen von der drohenden Invasion Grönlands bis hin zur Abschaffung einzelner Bundesbehörden – verdeutlichen eine Tendenz, grundlegende Institutionen radikal umzubauen. Die Abschaffung des IRS fügt sich in diese Serie von kontroversen Ideen ein und wird intensiv diskutiert. Kritiker warnen vor einer Schwächung der finanziellen Stabilität des Staates, während Befürworter eine Vereinfachung und Modernisierung des Steuersystems sehen. Für den normalen Steuerzahler ergibt sich daraus ein nicht unerhebliches Maß an Unsicherheit. Das Ende der Einkommenssteuerabgabe könnte zu weitreichenden Änderungen in der Steuerpflicht führen, nicht zuletzt durch die Einführung neuer Steuerformen wie Handelszöllen oder einer hohen nationalen Umsatzsteuer.
Überdies könnten die Steuererklärungen in einer solchen Zukunft weniger zeitaufwendig sein – ein möglicher Vorteil, der aber nicht unbedingt die finanziellen Auswirkungen aufwiegt. Ein möglicher Wegfall des IRS bedeutet auch, dass die bisherigen Prüfungen und Kontrollen bei Steuerhinterziehung sich verändern oder verschwinden könnten, was das Steuerrecht in einem neuen Licht erscheinen lässt. Gleichzeitig wäre eine neue Behörde für die Zollabgaben mit enormen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie die gewaltigen Einnahmen, die derzeit durch die Einkommenssteuer generiert werden, nur teilweise ersetzen kann. Es bleibt ferner abzuwarten, wie sich diese Pläne mit den bestehenden Bundesstaatensteuersystemen vertragen, da der Bund zwar Einnahmen durch die Federal Taxes verwaltet, die einzelnen Bundesstaaten jedoch eigene Steuermodelle haben. Eine umfassende Reform würde also auch die Steuerstruktur auf allen Regierungsebenen verändern und große Koordinationsaufgaben mit sich bringen.
Fazit ist, dass das Vorhaben, das IRS abzuschaffen, weitreichende Konsequenzen für das staatliche Finanzsystem und jeden einzelnen Bürger hätte. Die vorgeschlagenen Alternativen wie die Erhöhung von Handelszöllen oder der Umstieg auf eine nationale Umsatzsteuer bieten Lösungsansätze, die jedoch mit erheblichen Herausforderungen verbunden sind. Für die amerikanische Bevölkerung bedeutet dies, sich auf möglicherweise grundlegende Veränderungen bei der Steuererhebung vorzubereiten, die ihren Geldbeutel, die Unternehmenslandschaft und das Verhältnis von Staat und Bürger neu definieren könnten. Unabhängig davon, wie die politische Entwicklung verläuft, sollten Verbraucher und Unternehmen die Diskussion aufmerksam verfolgen, um flexibel auf zukünftige Änderungen reagieren zu können.