Die Caleres, Inc., bekannt als Muttergesellschaft der renommierten Schuhhandelskette Famous Footwear, sieht sich aktuell mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur die Finanzwelt beunruhigen, sondern auch die gesamte Retail-Branche beobachten. Das Unternehmen hat kürzlich seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025 ausgesetzt, was in erster Linie auf die zunehmenden Risiken im chinesischen Markt zurückzuführen ist. Diese Entscheidung sorgte bei Investoren für erheblichen Schock und führte zu einem starken Kursrückgang der Aktie um gut 14,5 Prozent. Ein tiefer Einblick in die aktuellen Zahlen, Marktbedingungen und die zukünftigen Pläne des Unternehmens gibt Aufschluss über die Gründe hinter dieser gravierenden Entwicklung.
Die ersten Ergebnisse für das erste Quartal des Fiskaljahres 2025 offenbarten eine Umsatzentwicklung, die hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Umsätze sanken um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 614,2 Millionen US-Dollar, während Analysten im Durchschnitt mit 622,05 Millionen US-Dollar gerechnet hatten. Besonders besorgniserregend war der Rückgang bei Famous Footwear selbst, dessen Umsätze um 6,3 Prozent zurückgingen. Zudem fiel der vergleichbare Umsatz in den Filialen um 4,6 Prozent, was die Nachfrageprobleme und möglicherweise auch das veränderte Konsumentenverhalten unterstreicht. Auch der Brand-Portfolio-Sektor, der mehrere Marken umfasst, musste einen Umsatzrückgang von 6,9 Prozent verzeichnen.
Diese negativen Absatzentwicklungen spiegeln sich natürlich auch in der Profitabilität wider. Die Bruttomargenrate sank um 150 Basispunkte auf 45,4 Prozent. Noch deutlicher zeigt sich die Problematik in den bereinigten EBITDA-Zahlen, die auf nur noch 28,7 Millionen Dollar fielen – eine Halbierung im Vergleich zum Vorjahr, als noch 57,4 Millionen Dollar erzielt wurden. Auch das Ergebnis je Aktie blieb deutlich hinter den Analystenschätzungen zurück und lag bei 22 Cent statt der erwarteten 36 Cent. Jay Schmidt, der Präsident und CEO von Caleres, kommentierte die enttäuschenden Quartalszahlen mit der Feststellung, dass obwohl die Marken des Unternehmens weiterhin bei den Kunden Anklang fänden und sogar Marktanteile gewinnen konnten, die Ergebnisse insgesamt hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien.
Insbesondere der Februar hatte sich als besonders schwacher Monat herausgestellt, was die Gesamtleistung negativ beeinflusste. Im März und April habe sich der Trend zwar etwas verbessert, dennoch konnte der Plan nicht erfüllt werden. Schmidts Erklärungen machen auch deutlich, dass eine Kombination aus niedrigeren Bruttomargen, erhöhten Rückstellungen sowie Kosten im Zusammenhang mit der Stornierung und Neuausrichtung von Warenbeständen die operative Gewinnentwicklung belastete. Vor diesem Hintergrund bereitet das Unternehmen eine Umstrukturierung vor, die vor allem Kosteneinsparungen im Verwaltungs- und Vertriebskostenbereich (SG&A) umfasst. Caleres plant eine Reduktion dieser Kosten um 15 Millionen US-Dollar auf Jahresbasis durch entsprechende Maßnahmen im Betriebsaufbau.
Eine weitere signifikante Änderung betrifft die Beschaffungsstrategie des Unternehmens, insbesondere in Bezug auf China. Caleres gab bekannt, dass der Anteil der aus China bezogenen Produkte bis zur zweiten Jahreshälfte 2025 auf maximal 10 Prozent reduziert werden soll. Diese Strategie spiegelt die zunehmende Unsicherheit und Risikoabwägung in Bezug auf den chinesischen Markt wider, der aufgrund geopolitischer Spannungen, Handelskonflikten sowie Lieferkettenproblemen für viele Unternehmen weltweit zu einer Belastungsprobe geworden ist. Diese Unwägbarkeiten führten dazu, dass Caleres seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2025 suspendierte. Ursprünglich hatte das Unternehmen im vierten Quartal des Fiskaljahres 2024 eine Umsatzentwicklung im Bereich zwischen einem Rückgang von 1 Prozent und einem leichten Anstieg von 1 Prozent prognostiziert.
Zudem wurde mit einem Ergebnis je Aktie zwischen 2,80 und 3,20 US-Dollar gerechnet. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Marktlage in den kommenden Monaten entwickeln wird und wie Caleres darauf adäquat reagieren kann. Die Auswirkungen auf den Aktienkurs waren unmittelbar und dramatisch. Die CAL-Aktie fiel am Handelstag nach der Veröffentlichung der Ergebnisse um 14,5 Prozent auf rund 14,01 US-Dollar. Diese starke Kursbewegung reflektiert die Besorgnis der Anleger über die anhaltenden operativen Herausforderungen und die Verschärfung der Marktbedingungen, vor allem in Asien.
Neben diesen unternehmensspezifischen Faktoren ist das Umfeld für Einzelhändler im Schuhbereich seit einiger Zeit schwieriger geworden. Kundenverhalten verändert sich grundlegend, auch durch den zunehmenden Online-Handel und die damit verbundenen Anforderungen an das Produktsortiment und die Preisgestaltung. Die Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit in vielen wichtigen Absatzmärkten dämpfen zudem die Konsumlaune erheblich. Die Versuche von Caleres, durch Kostensenkungen und eine optimierte Sourcing-Strategie gegenzusteuern, sind somit essenziell, doch der Erfolg bleibt abzuwarten. Ein weiterer Punkt von Bedeutung ist der höhere Finanzierungsbedarf.
Am Ende des Quartals hatte Caleres eine Schuldenaufnahme im Rahmen der revolvierenden Kreditfazilität von 258,5 Millionen Dollar, was einen Anstieg von 67,5 Millionen Dollar im Vergleich zum ersten Quartal 2024 bedeutet. Dies verdeutlicht die notwenige Finanzierung aktueller operativer Bedürfnisse und möglicher Restrukturierungsmaßnahmen, bringt jedoch auch zusätzlichen Druck auf die Bilanz und die Zinskosten. Trotz dieser Schwierigkeiten hat Caleres im Berichtszeitraum 300.000 eigene Aktien zum Durchschnittspreis von 16,81 US-Dollar zurückgekauft. Dieses Vorgehen kann als Signal an die Anleger verstanden werden, dass das Management an die langfristige Stärke und Wertsteigerung des Unternehmens glaubt und weiterhin auf eine nachhaltige Marktposition setzt.
Der Schritt, die Prognose auszusetzen, ist in der Finanzwelt grundsätzlich ein starkes Warnsignal, das auch von Wettbewerbern genau beobachtet wird. Die Unsicherheit in China ist nur ein Teil des größeren Problems, mit dem viele internationale Unternehmen konfrontiert sind, die in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft agieren müssen. Bevölkerungswachstum, geopolitische Spannungen und die Transformation des Einzelhandels bieten Chancen, birgen aber auch Risiken, die eine präzise Planung erschweren. Für Anleger und Marktbeobachter bleibt interessant, wie Caleres mit der Reduzierung des China-Anteils am Einkauf umgeht und wie die Neuausrichtung der Markenportfolios gelingt. Die künftige Entwicklung des weltweiten Konsums und das Verhalten der Kunden im stationären wie digitalen Bereich werden darüber entscheiden, ob das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs kommt oder weitere Anpassungen notwendig sein werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Caleres mit der Aussetzung der Prognose und dem steilen Kursrutsch vor allem eines deutlich macht: Das Geschäftsumfeld ist herausfordernd, die Unsicherheiten sind hoch und pragmatische Strategien zur Kostenkontrolle und Risikoabwägung sind entscheidend. Die kommenden Monate werden für das Unternehmen entscheidend sein, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und die Fundamentaldaten zu stabilisieren. Caleres bleibt dennoch eine wichtige Größe im Bereich der Schuhmode mit einer starken Marke und sollte mit passenden Anpassungen in das weitere Jahr 2025 gehen.