Die Blender Foundation hat mit der Veröffentlichung der Ergebnisse ihrer ersten umfassenden Nutzerfeedback-Umfrage im Jahr 2024 einen Meilenstein gesetzt. Über 7000 Teilnehmer aus aller Welt haben innerhalb von zwei Wochen ihre Erfahrungen geteilt, um Blender noch besser auf die Bedürfnisse seiner Nutzer abzustimmen. Diese Rückmeldungen geben wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der beliebten Open-Source-3D-Software und zeigen die vielfältigen Facetten der Blender-Community – von Hobbyisten bis zu professionellen Anwendern in Branchen wie Film, Animation und Spieleentwicklung. Das Feedback zeigt deutlich, wie stark Blender inzwischen in der globalen Kreativlandschaft verankert ist. Die Mehrheit der Nutzer ist zwischen 19 und 35 Jahre alt und stammt überwiegend aus Europa, den USA, Indien und Deutschland.
Auffällig ist, dass Englisch als bevorzugte Benutzeroberfläche dominiert, gefolgt von Chinesisch und Spanisch. Die internationale Verbreitung bestätigt den Status von Blender als eine universelle Plattform für digitale Kreativität. Ein zentrales Motiv für viele Anwender ist Blenders Philosophie der künstlerischen Freiheit. Die Möglichkeit, kostenfreie und freie Software für anspruchsvolle 3D-Projekte zu nutzen, wird von vielen als essentiell angesehen – besonders von der älteren Nutzergruppe, die stark hinter dieser Mission steht. Blender repräsentiert somit nicht nur ein Werkzeug, sondern auch ein Zeichen für Zugänglichkeit und Unabhängigkeit in der digitalen Kunstwelt.
Die Analyse der Umfrageergebnisse zeigt, dass fast die Hälfte aller Befragten Blender für berufliche Zwecke einsetzt, wobei Kunst- und Animationsprojekte im Vordergrund stehen. Dabei arbeiten viele professionell mit Blender in kleinen Teams oder sogar alleine. Dieses Bild unterstreicht, wie vielseitig Blender mittlerweile ist und wie es zunehmend in verschiedenen kreativen Branchen als ernstzunehmende Alternative zu etablierten kommerziellen Programmen wahrgenommen wird. Ein interessantes Detail der Nutzererfahrung ist die gleichmäßige Verteilung bei den Erstkontakten mit 3D-Software. Etwa die Hälfte der Teilnehmer begann ihre 3D-Reise direkt mit Blender, während die andere Hälfte vorher bereits Erfahrungen mit Alternativen wie 3DS Max, Maya oder Cinema 4D gesammelt hatte.
Diese Vielfalt an Hintergründen bereichert die Community und fordert gleichzeitig eine kontinuierliche Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit, insbesondere für neue Blender-Nutzer. Die Nutzungshäufigkeit von Blender ist beeindruckend hoch: Mehr als die Hälfte der Nutzer verwenden die Software täglich oder zumindest wöchentlich. Diese starke Einbindung in den Arbeitsalltag beziehungsweise das Hobbyleben zeigt, wie sich Blender als fundamentales Tool etabliert hat. Die meisten Anwender greifen dabei auf die aktuellste Version zu, wobei eine hohe Anzahl speziell die Langzeit-Support-Version (LTS) nutzt. Dieses stabile Fundament ist besonders für professionelle Anwender von großer Bedeutung.
Etwa 40 Prozent der Befragten experimentieren sogar mit Beta- oder Testversionen, was die hohe Neugier und das aktive Interesse an neuen Funktionen unterstreicht. Dies ist ein großer Vorteil für die Entwickler, die durch diese Community-Rückmeldungen frühzeitig Fehler erkennen und Innovationen vorantreiben können. Dennoch wurde auch Kritik laut, etwa bezüglich der Performance bei besonders komplexen Projekten oder mit neuen Render-Technologien wie EEVEE Next, die von einigen Nutzern als nicht ausgereift empfunden wird. Blenders Offenheit gegenüber Erweiterungen zeigt sich darin, dass viele Nutzer neben der Kernsoftware eine Reihe von Add-ons einsetzen. Die Umfrage nutzte ein Skript, um Add-on-Daten zu sammeln, was allerdings von weniger als der Hälfte der Teilnehmer genutzt wurde.
Perspektivisch wird diese Erfassung wohl durch Telemetrie ergänzt, um fundiertere Daten zu erhalten, ohne die Nutzer zu stark zu belasten. Ein wiederkehrendes Thema der Umfrage bezieht sich auf den finanziellen Aspekt: Knapp die Hälfte der Nutzer generiert Einkommen mit Blender. Der Hauptgewinn wird durch die Erstellung von Kunstwerken erzielt, gefolgt von Asset-Erstellung und Add-on-Entwicklung. Gleichzeitig investieren die Nutzer auch in Blender-bezogene Produkte wie Add-ons, Assets und Lehrmaterialien. Diese wirtschaftliche Dynamik zeigt deutlich, dass Blender weit über eine kostenlose Software hinauswächst und eine lebendige Basis für kreative Geschäftsmodelle darstellt.
Finanzielle Unterstützung für die Blender Foundation nimmt ebenfalls vielfältige Formen an, von direkten Spenden bis zu Mitgliedschaften im Entwicklungsfonds und Käufen über den Blender Marketplace. Die Spendenbereitschaft ist jedoch gemischt: Etwa ein Viertel spendet regelmäßig, während ein weiteres Viertel aufgrund finanzieller Einschränkungen nicht spenden kann. Die Blender Foundation plant, die Vielfalt der Zahlungsoptionen zu erhöhen und mehr regionale Bezahlmethoden zu integrieren, um die Barrieren für Spenden zu minimieren. Ein besonders lebhafter Diskussionspunkt sind Vorschläge zur besseren Finanzierung der Blender Foundation. Nutzer wünschen sich offiziellere Merchandise-Produkte, darunter T-Shirts, Hoodies und Sammlerstücke wie Figuren oder Aufkleber.
Auch eine offizielle, von der Foundation betriebene Asset- und Add-on-Plattform wird ausdrücklich begrüßt. Solche Angebote könnten sowohl die Community stärken als auch neue Einnahmequellen erschließen. Im Bereich Bildung und Training gibt es ebenfalls große Erwartungen. Hochwertige, offizielle Kurse zu speziellen Blender-Themen wie Geometry Nodes, Animation oder Rigging könnten nicht nur die Qualität der Ausbildung steigern, sondern auch zur Finanzierung beitragen. Die Foundation setzt hierbei auf die Förderung unabhängiger Trainer, um eine größere Vielfalt und Skalierbarkeit zu gewährleisten.
Dennoch sind gezielte Angebote und Zertifizierungen denkbar und könnten in Zukunft mehr Sichtbarkeit erhalten. Die Priorisierung von Entwicklungsprojekten ist ein weiterer wichtiger Punkt. Nutzer wünschen sich insbesondere Verbesserungen im Texturierung-Workflow, bei Animation und Rigging sowie bei Rendering-Technologien. Rendering-Forschung wird als besonders relevant eingeschätzt, da sie sowohl visuelle Qualität als auch Performance maßgeblich beeinflusst. Blender möchte diese Wünsche berücksichtigen und plant entsprechende Schwerpunkte in der Entwicklung zu setzen.
Trotz der allgemein hohen Zufriedenheit gibt es auch kritische Stimmen. Manche Nutzer empfinden die Geschwindigkeit der Entwicklungszyklen als zu hoch, was zu Kompatibilitätsproblemen und überwältigenden Umstellungen führen kann. Die Dokumentation wird von vielen als verbesserungswürdig eingestuft, sowohl in Bezug auf Umfang als auch auf Praxisnähe. Die Abhängigkeit von externen Add-ons wird als eine Herausforderung gesehen, da diese nicht immer optimal integriert sind. Performance ist ein wiederkehrendes Thema, vor allem bei großen oder komplexen Projekten.
Einige Nutzer beklagen langsame Arbeitsabläufe, Abstürze und Fehler. EEVEE Next erregt hierbei besonderen Unmut. Andere kritisieren die fehlende Stabilität und Vollständigkeit neu eingeführter Funktionen, die manchmal zu Workflow-Unterbrechungen führen. Usability und Nutzererfahrung werden ebenfalls kontrovers diskutiert. Besonders Einsteiger und Wechselwillige aus anderen Programmen würden sich eine intuitivere und übersichtlichere Benutzeroberfläche wünschen.
Einige Anwender sehen Blender eher als vielseitig, aber komplex und nicht immer einsteigerfreundlich an. Hier sieht die Foundation Raum für Optimierung, ohne die Flexibilität und Tiefe der Software einzuschränken. Das Thema Kommunikation zwischen Entwicklern und Community wird oft angesprochen. Blender-Nutzer wünschen sich transparenteren Einblick in Entwicklungspläne, regelmäßige Updates und mehr direkte Beteiligungsmöglichkeiten. Die Wiedereinführung von Formaten wie dem bisherigen „Blender Today“ könnte zur besseren Informationsvermittlung beitragen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Blender-Umfrage 2024 wichtige Erkenntnisse liefert, die die Basis für die zukünftige Ausrichtung der Software bilden. Die Blender Foundation steht vor der Herausforderung, Innovation und Stabilität auszubalancieren, professionelle Anforderungen und Hobbynutzer gleichermaßen zu bedienen sowie finanzielle Mittel nachhaltig zu sichern. Die breite und engagierte Community bleibt dabei der wichtigste Motor und Inspirationsquelle. Blender wird weiterhin seinen Kurs als freie, offene und leistungsfähige 3D-Plattform verfolgen und durch Nutzerfeedback beständig wachsen und sich verbessern. Wer sich intensiver mit den Ergebnissen beschäftigen möchte, kann auf die veröffentlichten Rohdaten zugreifen, die vollständige Transparenz unterstreichen.
Die Blender Foundation lädt alle Interessierten ein, Teil dieser lebendigen Gemeinschaft zu bleiben, sei es durch aktive Mitarbeit, Feedback oder finanzielle Unterstützung. Die Zukunft von Blender ist gemeinsam gestaltbar und verspricht spannende Entwicklungen für 3D-Künstler weltweit.