Die jüngste Verabschiedung des steuer- und ausgabenpolitischen Pakets unter der Führung von Donald Trump löst weltweit Sorgen aus, insbesondere bei britischen Investoren. Experten warnen davor, dass das neue Gesetz, das von Trump als „big, beautiful bill“ bezeichnet wird, britischen Investoren einen finanziellen Schaden in Höhe von etwa fünf Milliarden Pfund verursachen könnte. Das Kernproblem liegt in einer neuen Regelung, die als Section 899 bekannt ist und eine sogenannte Vergeltungssteuer vorsieht. Diese richtet sich gegen ausländische Investitionen in den US-amerikanischen Finanzmarkt, die von den Vereinigten Staaten als unfair besteuert angesehen werden. Großbritannien fällt in diese Kategorie und wird daher besonders hart getroffen.
Die Vergeltungssteuer sieht vor, dass auf die Erträge aus bestimmten ausländischen Investitionen, darunter auch Anleihen, eine Steuer von zunächst fünf Prozent erhoben wird. Dieser Steuersatz soll jährlich um jeweils fünf Prozentpunkte steigen, bis ein Maximum von zwanzig Prozent erreicht ist. Besonders heikel ist die Tatsache, dass die Gesetzestexte in einigen Punkten unklar formuliert sind, sodass möglicherweise auch Zinserträge aus US-Staatsanleihen – die bislang in den USA steuerfrei sind – steuerpflichtig werden könnten. Die britische Regierung und zahlreiche britische Institutionen wie Pensionsfonds und private Investoren halten einen beachtlichen Bestand an US-Staatsanleihen. Mit einem Gesamtvolumen von rund 779 Milliarden US-Dollar hat Großbritannien kürzlich China als zweitgrößten Gläubiger der US-Regierung hinter Japan überholt.
Die jährlichen Zinserträge aus diesen Investitionen werden auf etwa 35 Milliarden US-Dollar geschätzt. Sollte die neue Steuer auf diese Zinserträge angewandt werden, könnten allein für britische Investoren im ersten Jahr Kosten in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar entstehen. Bei vollem Steuersatz von bis zu 20 Prozent wären es sogar 7,2 Milliarden US-Dollar, was etwa fünf Milliarden Pfund entspricht. Besonders bemerkenswert ist, dass allein die britische Regierung im Besitz von US-Staatsanleihen im Wert von 55 Milliarden US-Dollar ist. Die National Institute of Economic and Social Research (Niesr) sieht hier eine anfängliche Steuerlast von rund 100 Millionen US-Dollar im ersten Jahr und schnell steigenden Belastungen bis zu 400 Millionen US-Dollar jährlich an.
Die potenziell massiven Steuerabgaben sorgen unter britischen Investoren für große Unsicherheit und könnten zu einem erheblichen Verkaufsdruck auf US-Staatsanleihen führen, falls sich die Steuerpflicht bestätigt und klar kommuniziert wird. Experten wie Stephen Millard, stellvertretender Direktor des Niesr, warnen vor den schwerwiegenden Auswirkungen eines solchen Szenarios. Ein massiver Ausverkauf würde die Preise für US-Staatsanleihen deutlich fallen lassen, was zu steigenden Kreditkosten für die USA führen würde, da die Anleger höhere Renditen verlangen würden, um das erhöhte Risiko und die steuerlichen Belastungen zu kompensieren. Dies könnte wiederum zu Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten führen, die weit über die USA und Großbritannien hinausgehen. Zusätzlich läuft eine intensive Lobbyarbeit internationaler Unternehmen und Finanzinstitute in Washington, um die Gesetzgebung zumindest in Hinblick auf die Anwendung der Vergeltungssteuer auf Zinserträge abzumildern oder auszuschließen.
Bisher ist jedoch unklar, ob diese Bemühungen Erfolg haben werden, da die rechtliche Formulierung von Section 899 derzeit keine eindeutige Lösung bietet. Schon jetzt sorgt die Ungewissheit auf den Märkten für Nervosität und könnte riskante Kapitalabflüsse aus US-Staatsanleihen beschleunigen. Neben Institutionen sind auch private britische Anleger betroffen, die erhebliche Investitionen in US-Staatsanleihen getätigt haben und nun mit unerwarteten Steuerbelastungen rechnen müssen. Für die britische Wirtschaft könnte dies ebenfalls negative Folgen haben. Sollte der Handel mit US-Staatsanleihen durch die neue Steuer erschwert werden, könnten sich Investoren verstärkt anderen Märkten zuwenden, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens als wichtiger Finanzplatz beeinträchtigen könnte.
Insgesamt stellt das „big, beautiful bill“ von Donald Trump nicht nur eine innenpolitische Herausforderung dar, sondern hat auch weitreichende internationale Auswirkungen. Für britische Anleger bedeutet es konkret ein erhebliches Mehr an Steuerkosten, die Treibstoff für Marktunsicherheit und potenziell weitreichende Finanzmarktturbulenzen sein können. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die US-Regierung auf die Bedenken internationaler Investoren eingehen wird oder ob die geplante Vergeltungssteuer weiterhin konsequent angewandt wird. Für betroffene britische Investoren ist nun mehr denn je eine genaue Beobachtung der Gesetzgebung und der Marktentwicklungen essentiell, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren und Risiken minimieren zu können.