Hain Celestial, ein bekannter Anbieter im Bereich gesunder Lebensmittel und Getränke mit Marken wie Terra Snacks, Celestial Seasonings Tees, Earth Best Babyprodukten, Linda McCartney vegetarischen Lebensmitteln und Natumi pflanzlichen Getränken, erlebt derzeit eine Phase großer Herausforderungen. Die jüngsten Quartalszahlen offenbaren sinkende Umsätze, steigende Verluste und eine umfassende Neuausrichtung, die den Aktienkurs des Unternehmens um mehr als 50 % abstürzen ließ. Dieser dramatische Kursverfall spiegelt wider, wie negativ die Marktteilnehmer die aktuelle Situation bewerten. Es ist ein deutliches Signal dafür, dass der einst als innovativer Vorreiter in der „Better-for-you“-Kategorie wahrgenommene Konzern vor existenziellen Fragen steht. Das dritte Quartal, das am Ende März 2025 bilanziert wird, zeigte eine Umsatzrückgang von 11 % auf 390 Millionen US-Dollar.
Auch bereinigt um Faktoren wie M&A, den Verkauf bestimmter Kategorien und Wechselkurseffekte sank der organische Umsatz um 5 %. Für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres wurde ein Umsatzrückgang von 9,2 % auf 1,20 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Die Entwicklung ist alarmierend, denn in einem hart umkämpften und schnelllebigen Markt ist Wachstum entscheidend, um langfristig die eigene Position zu festigen und zu stärken. Neben dem Umsatzrückgang sind vor allem die steigenden Verluste besorgniserregend. Mit einem operativen Verlust von 121,1 Millionen US-Dollar im dritten Quartal – im Vergleich zu 27,9 Millionen im Vorjahreszeitraum – und einem neunmonatigen operativen Verlust von 209,9 Millionen US-Dollar ist die finanzielle Belastung immens.
Die Nettoverluste steigen ebenfalls deutlich an, von 48,2 Millionen US-Dollar im Vorjahr auf 134,6 Millionen US-Dollar im jeweiligen Quartal. Über neun Monate hinweg summiert sich der Nettoverlust auf 258,2 Millionen US-Dollar, verglichen mit 72,1 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Ein Teil dieser Verluste resultiert aus außerordentlichen, nicht zahlungswirksamen Wertminderungsaufwendungen in Höhe von 133 Millionen US-Dollar für US- und kanadische Einheiten sowie zu veräußernde Vermögenswerte. Diese Abschreibungen zeigen, dass das Unternehmen die Bewertung seiner Vermögensgegenstände überdenken und teilweise neu ausrichten muss. Inmitten dieser finanziellen Herausforderungen hat Hain Celestial einen strategischen Plan angekündigt.
Das Management startet eine „umfassende Überprüfung“ des Portfolios vor dem Hintergrund der jüngsten Leistungsschwächen. Ziel dieser Überprüfung ist es, potenzielle strategische Optionen in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs zu erkunden, um den Wert des Unternehmens bestmöglich zu steigern. Diese Aussage ist ein klares Zeichen dafür, dass das Unternehmen verschiedene Optionen wie Verkauf von Geschäftseinheiten, Konzentration auf Kerngeschäftsfelder oder andere Restrukturierungsmaßnahmen in Betracht zieht. Ein bedeutender Einschnitt im Unternehmen war zudem der sofortige Abgang von Präsidentin und CEO Wendy Davidson, die seit 2023 im Amt war. Ihre Zeit an der Spitze war geprägt von Bemühungen, Hain Celestial zu einem stärker gewichteten Akteur im Bereich „Better-for-you“ zu machen.
Dazu gehörte eine Fokussierung auf Snackprodukte, kinderfreundliche Artikel, Mahlzeitenvorbereitung und Getränke. Ebenso versuchte sie, weniger margenstarke Produktlinien zu reduzieren, wie den Verkauf von Marken wie ParmCrisps und Thinsters. Obwohl diese Schritte grundsätzlich sinnvoll sind, haben sie bislang nicht die erhoffte Wirkung erzielt. Die finanzielle Entwicklung und die Reaktion der Märkte zeigen, dass es noch erhebliche Herausforderungen gibt, die zu bewältigen sind. Die Gründe für die Schwierigkeiten von Hain Celestial sind vielfältig.
Zum einen ist die Branche der gesunden und pflanzenbasierten Lebensmittel hart umkämpft und unterliegt einem schnellen Wandel. Verbraucherpräferenzen ändern sich häufig, neue Marken drängen auf den Markt, und der Preisdruck steigt. Darüber hinaus wirken sich globale Lieferkettenprobleme, Inflation und steigende Rohstoffkosten belastend aus und drücken auf die Margen. Auch interne Faktoren wie die Komplexität des Produktportfolios und eine möglicherweise unzureichende Ausrichtung der Marke erschweren es, profitables Wachstum zu erzielen. Der Ausschlag von Wendy Davidsons Abgang kann auch als Symptom tieferliegender Probleme gesehen werden.
Die Führungsspitze spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Veränderungen und der Reaktion auf Marktveränderungen. Die Trennung von einer relativ neuen CEO vermittelt den Eindruck der Dringlichkeit, die Strategien grundsätzlich zu überdenken und möglicherweise eine neue Richtung einzuschlagen. Die Kooperation mit Goldman Sachs deutet darauf hin, dass Hain Celestial durchaus auch einen Verkauf oder die Abspaltung von Geschäftsbereichen nicht ausschließt. Solche Marktstrategien sind in Krisenzeiten übliche Manöver, um Kapital freizusetzen, den Fokus zu schärfen oder die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Ein Konzentrationsprozess könnte nötig sein, um die Ressourcen auf besonders starke Segmente wie Snacks oder Getränke zu bündeln und das Portfolio von weniger rentablen Einheiten zu bereinigen.
Für Investoren und Marktbeobachter bleibt die Situation spannend und zugleich unsicher. Die dramatischen Kurseinbrüche zeigen den Vertrauensverlust, und die strukturellen Herausforderungen erfordern nachhaltige und entschlossene Maßnahmen. Ein „weiter so“ wird kaum ausreichen, um das Ruder herumzureißen. Vielmehr sind tiefgreifende Restrukturierungen, eine klare strategische Neuausrichtung und wahrscheinlich personelle Veränderungen auf Führungsebene notwendig. Hain Celestial steht exemplarisch für viele Unternehmen in der Branche der gesunden Lebensmittel, die unter dem Veränderungsdruck von Konsumenten, Wettbewerbern und ökonomischen Rahmenbedingungen leiden.