Binance, eine der größten und bekanntesten Kryptowährungsbörsen der Welt, steht im Zentrum eines umfassenden Berichts, der aufzeigt, wie iranische Firmen den Handel von Kryptowährungen im Wert von etwa 8 Milliarden US-Dollar über diese Plattform ermöglichten – trotz bestehender umfassender US-Sanktionen gegen den Iran. Diese transaktionalen Aktivitäten der letzten Jahre werfen nicht nur Fragen zur Einhaltung internationaler Sanktionen auf, sondern zeichnen auch ein Bild von der zunehmenden Bedeutung von Kryptowährungen in Ländern, die von traditionellen Finanzsystemen weitgehend isoliert sind. Die US-Regierung hat seit Jahren strenge Sanktionen gegen den Iran verhängt, um das Land wirtschaftlich zu isolieren und den internationalen Handel einzuschränken. Ziel war es unter anderem, das iranische Nuklearprogramm einzudämmen sowie andere sicherheitsrelevante Aktivitäten zu behindern. Trotz dieser Maßnahmen nutzten zahlreiche iranische Firmen und Privatpersonen Kryptowährungen als Vehikel, um internationale Transaktionen abzuwickeln.
Binance wurde dabei zur wichtigsten Schnittstelle für diese Aktivitäten. Wie interne und externe Datenanalysen zeigen, floss zwischen 2018 und heute Kryptowährung im Wert von etwa 8 Milliarden Dollar über Binance von und zu iranischen Firmen und Kryptobörsen. Die wichtigste Verbindung bestand zwischen Binance und Nobitex, der größten iranischen Kryptowährungsbörse. Nobitex bot seinen Nutzern explizite Anleitungen, wie sie Sanktionen umgehen und Transaktionen anonymisieren können. Ein bedeutender Teil des Handelsvolumens, rund 75 Prozent, wurde in einer eher im Hintergrund agierenden Kryptowährung namens Tron abgewickelt.
Tron bietet Funktionen, die Nutzern verschleiern können, welche Identitäten hinter den jeweiligen Wallets stehen. Nobitex empfahl sogar aktiv die Nutzung von Tron, um den Handel anonym und sicher vor Sanktionen durchzuführen. Interessanterweise war Binance seit 2018 nicht nur unabsichtlich ein Fluchtweg für iranische Trader, sondern schien sich der Beliebtheit in dieser Region bewusst zu sein. Interne Dokumente und öffentlich zugängliche Informationen legen nahe, dass Binance trotz öffentlicher Verlautbarungen über volle Sanktionseinhaltung und dem Verbot der Plattformnutzung aus dem Iran den Handel mit iranischen Kunden zumindest teilweise nicht wirksam verhindern konnte. Die US-Justiz ist intensiv mit der Ermittlung gegen Binance beschäftigt.
Die Hauptfragen drehen sich um Verstöße gegen Geldwäsche-Regelungen und mögliche Umgehung von US-Sanktionen. Auch wenn Binance betont, keine US-Gesellschaft zu sein und proaktiv Maßnahmen gegen Risiken aus dem iranischen Markt zu ergreifen, zeigen die Daten, dass zwischen Juni 2021 und November 2022 allein der Handel mit iranischen Nutzern erheblich blieb. Rund eine Milliarde US-Dollar wurden in diesem Zeitraum direkt zwischen Nobitex und Binance gehandelt. Die Komplexität dieser Vorgänge wird durch den Einsatz von sogenannten „Zwischenstationen“ oder Vermittlern erhöht. Rund 5 Milliarden US-Dollar an Kryptowährungsbewegungen zwischen iranischen Börsen und Binance liefen über verschachtelte Ketten von Transaktionen mit nicht-offensichtlichen Adressen.
Regelmäßig nutzen Nutzer dieser Systeme solche Techniken, um Geldwäsche und Sanktionenkontrollen zu umgehen – ein massives Compliance-Risiko für Börsen wie Binance. Während Binance behauptet, den „Know Your Customer“-Prozess (KYC) strikt anzuwenden und den direkten Handel iranischer Bewohner zu vermeiden, zeigen die Fakten eine andere Realität. Selbst nachdem Binance 2021 die Kontoeröffnung ohne Identitätsprüfung verboten hatte, wurde der Handel mit iranischen Kunden weiterhin in Milliardenhöhe über die Plattform abgewickelt. Nobitex rät seinen Nutzern noch immer dazu, Transfers in gestaffelten Stufen mit verschiedenen Wallets durchzuführen, um Nachverfolgung und Blockchain-Analysen zu erschweren. Die Wahl der Kryptowährungen für diese Transaktionen ist ebenfalls bedeutsam.
Neben Tron wurden auch größere Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Tether und XRP verwendet. Litecoin spielte eine kleinere Rolle. Der Fokus auf Tron ist bemerkenswert, da dieser Token weniger auf dem Radar großer Regulierungsbehörden stand und erst jüngst von führenden Analysetools besser verfolgt werden kann. Tron hat zudem eine Funktion namens zk-SNARK implementiert, die eine besonders starke Verschleierung der Transaktionsdaten ermöglicht und von seinem Gründer als marktführendes Datenschutz-Feature beworben wird. Die Rolle von Nobitex als Tor zur Welt der Kryptowährungen im Iran wird durch deren Marketing und Kundenführung deutlich.
Die Plattform präsentierte sich selbst als Brücke zwischen Millionen iranischer Nutzer und globalem Kryptohandel. In offiziellen Dokumenten und Anleitungen empfahl Nobitex Binance als „die zuverlässigste“ und „beste Option“ für den internationalen Handel. Gleichzeitig werden Nutzer dazu angehalten, Transfers direkt zwischen iranischen und ausländischen Börsen zu vermeiden, um Risiken zu minimieren. Die politische Dimension dieses Geschehens ist nicht gering. US-Sanktionen zielen darauf ab, Exportwege zu blockieren, die zum Beispiel Einnahmen für das iranische Regime generieren oder dessen Streitkräfte finanzieren könnten.
Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass auch stark sanktionierte und staatsnahe Akteure in den iranischen Krypto-Markt involviert sind. Dies erhöht den Druck auf Börsen wie Binance, strenge Kontrollmechanismen einzuführen und unmoralische Nutzung zu verhindern. Vergleichsweise haben andere große Kryptobörsen wie Coinbase oder Gemini Tron nicht im Angebot, was Binance zu einem einzigartigen Zugangspunkt für diese Token macht. Dessen Marktführerrolle im Bereich Tron-Handel macht die Technologiefirma besonders anfällig für regulatorische Untersuchungen bezüglich Datenschutz und Geldwäsche. Hintergründe wie der Status von Binance.
US tragen ebenfalls zur Komplexität bei. Die US-Operation von Binance ist formal als eigenständiges Unternehmen registriert und soll strikt den US-Regeln unterliegen. Dennoch wurde durch Medienberichte enthüllt, dass Binance-Gründer Changpeng Zhao erheblichen Einfluss auf das US-Geschäft ausübt. Binance.US setzte ebenfalls Transaktionen von iranischen Nutzern um, wenn auch in vergleichsweise geringem Umfang.
Juristische Risiken sind für Binance beträchtlich. US-Anwälte weisen darauf hin, dass bereits allein die Abwicklung von Transaktionen mit sanktionierten Ländern für Strafanzeigen und enorme Bußgelder sorgen kann. Der Fall von Bittrex, einer weiteren Krypto-Börse, die wegen Verstoß gegen Iran-Sanktionen mit Millionenstrafen belegt wurde, zeigt, wie ernst die Strafverfolgung ist. Deutsche und europäische Behörden beobachten ebenfalls verstärkt die Einhaltung von Sanktionen im Krypto-Bereich. Trotz allem wächst die Akzeptanz und Nutzung von Kryptowährungen in sanktionierten Ländern wie Iran weiter – speziell, weil traditionelle Banken zunehmend den Zugang verweigern.
Sie sind zur praktischen Alternative für den grenzüberschreitenden Handel, Geldtransfers und zur Bewahrung von Vermögenswerten geworden. Die Herausforderung für globale Kryptobörsen liegt damit in einer Gratwanderung: Einerseits wollen sie Marktanteile und Kundenwachstum fördern, andererseits aber auch Regulierungen beachten und Sanktionen respektieren. Die technischen Möglichkeiten der Blockchain erlauben immer komplexere Transaktionen, die schwer zu überwachen sind. Dennoch müssen Börsen ihre Kontrollsysteme weiterentwickeln, um regulatorisches Vertrauen zurückzugewinnen. Zusammengefasst zeigt die Enthüllung um Binance und iranische Firmen, wie Kryptowährungen modernen Sanktionen und Handelshemmnissen begegnen können.
Der Bericht verdeutlicht die Notwendigkeit für strengere Compliance-Maßnahmen in der Kryptoindustrie, nicht nur zum Schutz vor illegalen Aktivitäten, sondern auch zur Wahrung der internationalen Sicherheit und Einhaltung von Rechtsvorschriften.