Tesla, einst der unbestrittene Vorreiter im Bereich Elektrofahrzeuge, steht im Jahr 2025 vor erheblichen Herausforderungen, die von Marktbeobachtern und Analysten kritisch betrachtet werden. Insbesondere die Einschätzung von Bradley Tusk, Mitbegründer von Tusk Venture Partners, hat für Aufsehen gesorgt. Er bezeichnet Tesla als „massiv überbewertet“ und verweist darauf, dass dies vor allem auf die nahezu mythische Wahrnehmung von Elon Musks Fähigkeiten beruhe. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die hohen Erwartungen an Musk, der gleichzeitig mit zahlreichen anderen Projekten jongliert, mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden. Die Frage, ob Tesla diese Erwartungen durch solides Wachstum und überzeugende Verkaufszahlen untermauern kann, steht im Raum.
Der Aktienkurs von Tesla hat bereits empfindlich auf diese wahrgenommene Überbewertung reagiert, was sich unter anderem in einem bedeutenden Aktienverkauf durch Third Point, den Investmentfonds von Dan Loeb, zeigt. Das Vertrauen institutioneller Anleger scheint somit zu schwinden, was weitere Unsicherheiten mit sich bringt. Die Grundlage der Kritik liegt jedoch nicht nur in der Bewertung, sondern auch in den realen Verkaufszahlen und der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Die Elektromobilität boomt weltweit, doch Tesla verzeichnet Rückgänge in einigen Schlüsselregionen, was angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus Asien und anderen Märkten als Warnsignal gilt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Kalifornien, dem größten US-Markt für Elektrofahrzeuge.
Während der Absatz von Elektroautos insgesamt wächst und im Vergleich zu den Vorjahren fast verdoppelt wurde, ist Tesla dort ein deutlicher Rückgang von etwa 12 Prozent im Jahresvergleich zu verzeichnen. Marktanteile, die Tesla bis vor kurzem mit über 60 Prozent beherrschte, sind auf rund 52,5 Prozent gefallen. Dieser Verlust ist ein Zeichen dafür, dass Tesla sich einer wachsenden globalen Konkurrenz stellen muss, vor allem von chinesischen Herstellern wie BYD. Diese Unternehmen gewinnen sowohl in China als auch in internationalen Märkten an Boden und fordern Tesla heraus, seine Marktposition zu verteidigen und technologisch weiter zu innovieren. Darüber hinaus beeinträchtigt die vielfältige Aufmerksamkeit von Elon Musk die Fokussierung des Unternehmens.
Musk ist mittlerweile in verschiedensten Projekten tätig, von seiner Rolle bei SpaceX über das KI-Startup xAI bis hin zu kryptobezogenen Aktivitäten wie Dogecoin. Analysten wie Tusk warnen, dass ein CEO, der sich auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentriert, nicht die notwendige Hingabe für Tesla aufbringen kann. Dies könnte die Innovationskraft und das operative Geschäft beeinträchtigen. Musk sehe sich laut Tusk einer Wahl gegenüber: Entweder konzentriere er sich vollständig auf Tesla und deren Herausforderungen, oder er müsse damit rechnen, dass das Unternehmen nicht das Wachstum erzielte, das die hohe Bewertung rechtfertige. Auch institutionelle Investoren reagieren auf diese Gemengelage.
Im Bericht von Aristotle Atlantic Large Cap Growth Strategy wird hervorgehoben, dass Tesla im ersten Quartal 2025 einen Umsatzrückgang im Fahrzeugverkauf verzeichnet habe. Dies liege teilweise an internen Umstellungen bei der Produktion, die technische Updates am populären Model Y betreffen. Zu den weiteren Herausforderungen zählen Imageprobleme, die auf die politische Rolle von Elon Musk als Berater von Ex-Präsident Trump zurückgeführt werden. Dies habe das Markenimage bei traditionellen Käufern von Elektrofahrzeugen beeinträchtigt, die Tesla bisher als zukunftsorientiertes und innovatives Unternehmen wahrnahmen. Neben den Verkaufsrückgängen und dem Wettbewerb steigen auch die Erwartungen an technologische Innovationen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Während Tesla bereits über bedeutende Kompetenzen im Bereich autonomes Fahren verfügt, beobachten viele Anleger mit Interesse die Entwicklung und Integration neuer KI-Technologien. Einige Marktteilnehmer wenden sich jedoch von Tesla ab und bevorzugen „unter dem Radar“ laufende KI-Aktien, die sich in jüngster Zeit als renditestärker erwiesen haben. Diese Tendenz könnte Kapital von Tesla abziehen und den Druck auf das Unternehmen erhöhen, schneller und effizienter neue Produkte auf den Markt zu bringen. Die gegenwärtige Marktlage führt zu einer kritischen Neubewertung der früheren Hochbewertungen von Tesla, die zu großen Teilen auf dem Vertrauen in Elon Musk und seine visionäre Führungsrolle basierten. Die sogenannten „magischen Fähigkeiten“ des CEOs – die Erfindung innovativer Produkte und die Schaffung eines starken Markenimages – reichen derzeit offenbar nicht mehr aus, um die fundamentalen wirtschaftlichen Herausforderungen des Unternehmens vollständig zu überdecken.
Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Tesla seine strategische Ausrichtung klärt und seine Ressourcen effizienter bündelt. Auf der operativen Ebene bedeutet dies, die Produktion zu stabilisieren, die Innovationskraft zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit durch technologische Fortschritte sowie eine gezielte Marktstrategie auszubauen. Besonders in einem Umfeld, in dem elektrische Mobilität immer mehr zur Standardoption wird und die Konkurrenzlandschaft von neuen sowie etablierten Unternehmen gleichermaßen geprägt ist. Für Anleger ergibt sich daraus eine komplexe Lage. Zwar bleibt Tesla ein innovatives Unternehmen mit beträchtlichem Potenzial, doch die Diskrepanz zwischen Marktwert und tatsächlicher Leistung wirft Fragen auf.